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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff
Autoren: Hubert Haensel
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stand man sich gegenüber. Die Waffen waren Schwerter und Dolche, aber auch einige Spieße wurden drohend emporgereckt.
    Plötzlich geriet Unruhe in die Reihe der Gegner, die eben noch zu allem entschlossen wirkten. Im nächsten Moment stoben sie nach allen Richtungen auseinander.
    Ein mächtiger Schatten senkte sich herab. Als Yurkas ihn bemerkte, war es fast schon zu spät.
    Der Rochen, gut zwanzig Schritte messend, griff sofort an. Reflexartig stieß Yurkas seine Klinge nach oben. Tief bohrte sie sich in einen der Flügel, doch das Tier ruckte herum, und die Waffe wurde dem Jäger aus der Hand gerissen.
    Ioban erhielt einen kräftigen Schlag mit dem Schwanz, der ihn taumeln ließ. Bevor er einen Halt finden konnte, war das mächtige Tier erneut heran, und der Schädel mit den mörderischen Zahnreihen packte zu. Gurgelnd erstarb der Aufschrei eines Jägers. Zwei Dolche drangen bis zum Heft in die helle Bauchseite des Rochens ein, vermochten die schützende Speckschicht aber nicht zu durchdringen.
    Mit verblüffender Leichtigkeit schwang das Tier herum. Einem Schemen gleich schoß es heran. Seine Fänge verfehlten Ioban nur um Haaresbreite, weil dieser sich gerade noch rechtzeitig abstieß. Entsetzt erkannte der alte Mann, daß er seinen Schwung zu gering bemessen hatte, um die nächste Klippe zu erreichen. Aber Yurkas hielt jetzt in jeder seiner vier Hände einen erstarrten Korallenast, und als der Rochen angriff, schleuderte er sie mit aller Wucht.
    Zwei Äste prallten gegen den Kopf des Tieres und drangen mehrere Fingerbreit tief ein. Augenblicklich begannen sie sich wie Schlangenleiber zu winden, während der Rochen flügelschlagend zu Boden sank. Seine Bewegungen wurden merklich langsamer. Wenig später war alles vorbei.
    Yurkas holte sich sein Schwert zurück und schlug damit eine halbe Elle des stachelbewehrten Schwanzes ab. Zerstoßen und mit Salz vermengt genossen, sollte die Kraft des Rochens auf seinen Bezwinger übergehen.
    Die beiden Korallen waren im Innern des getöteten Tieres verschwunden, während die anderen, die ihr Ziel verfehlt hatten, ebenso starr wirkten wie zuvor. Der Jäger nahm sie vorsichtig wieder auf und schob sie in seinen Gürtel zurück, immerhin stellten sie eine gefährliche Waffe dar.
    Die anderen waren geflohen. Unter ihrer zurückgelassenen Beute befand sich ein seltsames, rundum geschlossenes Boot. Daß es eine lange Reise hinter sich hatte, war nicht zu übersehen.
    Ioban suchte nach einem Weg, den hölzernen Rumpf zu öffnen, ohne ihn zu beschädigen. Dabei fragte er sich, wer solche Boote baute und wozu. Vielleicht waren sie unsinkbar, aber niemand, der sich in ihrem Innern Wind und Wogen anvertraute, war in der Lage, seinen Kurs selbst zu bestimmen.
    Als es ihm endlich gelang, die obere Hälfte abzuheben, wurde er enttäuscht. Nur stinkender Unrat und mehrere handflächengroße Lederfetzen bewiesen, daß jemand in dieser qualvollen Enge gelebt hatte.
    Mit den Fingernägeln hatte der Unbekannte das Leder geritzt. Ioban erkannte, daß die zum Teil blutigen Linien keineswegs willkürlich nebeneinander gesetzt worden waren. Sie mochten eine Landkarte darstellen, denn bei den beiden Säulen handelte es sich wahrscheinlich um Felsen, auf denen Leuchtfeuer brannten, und der anschließende Kreis konnte ein ausgedehntes Hafenbecken sein. Da waren auch einige Schriftzeichen, aber obwohl sie dem Ay bekannt vorkamen, ließen sie sich nicht deuten.
    Auf einem anderen Lederstück war ein Mensch dargestellt. Allerdings wuchsen Hörner aus seiner Stirn.
    Shrouks? Ioban kannte diese Kämpfer des Bösen. Mancher Riffbewohner wußte schaurige Dinge über sie zu berichten.
    Ein überraschter Ausruf der Jäger ließ ihn aufsehen. Ioban folgte Yurkas gestrecktem Arm mit den Augen.
    Noch war es zu weit entfernt, um mehr als schattenhafte Umrisse erkennen zu lassen, aber es mochte größer sein als jedes Tier, und es veränderte seine Form wie eine vom Sturm gepeitschte Wolkenfront.
    »Es treibt gegen die Strömung«, stellte Yurkas zögernd fest.
    War es das von dieser Erscheinung ausgehende unbeschreibliche Böse, das seine ansonsten feste Stimme zittern ließ?
*
    Obwohl Robbin mehrfach vor der Gefahr warnte, tiefer in das Riffland einzudringen, ließ Mythor sich nicht umstimmen. Bis jetzt konnte er fünf Bausteine des DRAGOMAE sein eigen nennen. Wollte er jedoch wieder in den Besitz des kompletten Zauberbuchs der Weißen Magie gelangen, durfte er nicht sehenden Auges an einem weiteren Kristall
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