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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff
Autoren: Hubert Haensel
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vorüberziehen.
    »Wer weiß, ob Cryton dir die Wahrheit gezeigt hat«, meinte der Pfader.
    »Ich vertraue ihm.«
    »Aber du kannst ihn nicht danach fragen.«
    Der Götterbote war und blieb spurlos verschwunden. Niemand auf Carlumen wollte ihn gesehen haben, und wenn man Gerrek Glauben schenken durfte, hatte er sich mitten auf der Treppe zum Bugkastell in Luft aufgelöst.
    »Robbin weiß mehr über das Riffland, als er zugibt«, stellte der Beuteldrache schließlich unumwunden fest. »Und«, fügte er hinzu, »er hat Angst.«
    »Wir Pfader meiden dieses Gebiet, das ist alles.«
    »Du solltest dich einwickeln lassen, du halb vertrocknete Mumie«, keifte Gerrek. »Meinetwegen kannst du hier zurückbleiben und vor Entsetzen schlottern, ich jedenfalls gehe mit Mythor. Er braucht mutige Männer wie mich. Wir holen uns den Zauberkristall, und nicht einmal der Oberdämon kann uns daran hindern.« Seine Knickohren zitterten vor Erregung, und aus seinen Nüstern stob ein wahrer Funkenregen hervor.
    »Wenn Crytons Bilder uns die Wahrheit gezeigt haben, laß den Baustein ruhen, wo er ist. Er wurde von einer Cruse verschluckt, und diese riesigen Muscheln können gut die vierfache Größe von Carlumen erreichen.«
    »Zu groß, um sie in den Kochtopf zu werfen«, nickte Gerrek. »Allein schon der Gedanke daran macht meinen Magen rebellisch. Ich muß diese Dinger, diese – äh – Kurzen sehen.«
    »Crusen«, berichtigte Robbin in einem Tonfall, der den Beuteldrachen wütend schnauben ließ.
    Als unmittelbar hinter ihm ein gefährliches Zischen ertönte, warf er sich einfach nach vorne. Daß er dabei vor Schreck über seine eigenen Füße stolperte und der Länge nach hinschlug, mochte der Tücke des Objekts zuzuschreiben sein. Jedenfalls machte er eine recht unglückliche Figur, als er sich ächzend herumwälzte und aus weit aufgerissenen Glubschaugen den mächtigen Schlangenschädel anstarrte, der fast zum Greifen nahe über ihm hin und her pendelte.
    »Du schon wieder, du Mistvieh.« Seiner Stimme war das mühsam verborgene Zittern anzumerken.
    Der zehn Schritt lange Schlangenleib wand sich unter dem Steuertisch. Yhr achtete nicht auf Gerrek, sondern schob sich mit ruckartigen Bewegungen auf Mythor zu und stieg vor ihm in die Höhe, bis ihre gespaltene Zunge sich mit seinem Gesicht auf gleicher Ebene befand.
    »Ich will dir einen Handel vorschlagen, Sohn des Kometen«, zischte sie.
    Regungslos stand Mythor da, die Arme vor dem Brustkorb verschränkt. Er wich dem Blick der Schlange nicht aus, obwohl er fühlte, daß sie ihn in ihren Bann zu ziehen versuchte.
    Yhr war voller Falschheit.
    Was sich zwischen den beiden abspielte, war wie ein stummes Kräftemessen.
    »Du weißt, daß ich dir Schwierigkeiten bereiten kann«, zischelte die Schlange wieder. »Aber ich will nichts mehr gegen Carlumen und seine Bewohner unternehmen, wenn du mich aus dem Tillornischen Knoten freigibst.«
    Mythor schwieg. Erst als der Schlangenleib bereits ungeduldig über den Boden schabte, stieß er ein kurzes, trockenes Lachen aus.
    »Welche Gewißheit habe ich, Yhr, daß du mir nicht in den Rücken fällst, sobald ich mich umwende?«
    »Du besitzt mein Wort.«
    »Das nicht sehr viel wert ist, wie sich gezeigt hat.«
    »Bei allen Dämonen der Finsternis, Mythor, du kannst mir vertrauen. Ich will meine Freiheit zurück.«
    Der Sohn des Kometen schüttelte den Kopf.
    »Es ist noch nicht lange her, da wäre ich wohl auf deinen Vorschlag eingegangen. Aber seit der Sache mit Orphal bin ich anderer Meinung. Außerdem haben wir dich gut im Griff.«
    »Denkst du…«
    »Würdest du dich sonst zur Bittstellerin herabwürdigen?«
    Yhr stieß eine Reihe gräßlicher Geräusche aus. Für die Dauer eines erschreckten Herzschlags sah es so aus, als wolle sie sich auf Mythor stürzen, doch dann ringelte sie sich blitzschnell zusammen.
    »Ich könnte Carlumen zerstören.«
    »Hättest du es nicht längst getan?«
    Yhr wand sich wie ein getretener Wurm, ihre Schuppen schimmerten nun in einem fahlen Grau. Sie, die Mächtige, wußte genau, daß sie verloren hatte. Obwohl ihr anderer, für menschliche Augen unfaßbarer Körper viele Bereiche berührte, war sie unfähig, für ihre eigene Freiheit zu sorgen.
    »Du wirst uns zum Crusenriff bringen!« befahl Mythor.
    Yhrs Kopf schob sich unter die Windungen ihres realen Leibes.
    »Nein!« war alles, was sie erwiderte.
    Der Kleine Nadomir, der ungerührt neben dem Steuertisch stand und dem Geschehen folgte, bemerkte Mythors
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