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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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gestoßen. Ich würde sagen, dass er im Augenblick mit dem Teufel diniert.«
    Sanchez verzerrte das Gesicht. Das war peinlich. Jetzt war eine launige Bemerkung gefragt, um die düstere Stimmung ein wenig zu heben. »Da kann man nur hoffen, dass er einen langen Löffel hat«, witzelte er.
    Elvis war absolut nicht beeindruckt. »Einen langen Löffel? Was zum Teufel hat das mit irgendetwas zu tun?«
    »Keine Ahnung. Habe ich nur so dahingesagt«, murmelte Sanchez verlegen.
    »Verdammt, Sanchez. Deine feige Art hat gerade einen der größten Musiker aller Zeiten geradewegs in die Hölle fahren lassen. Schämst du dich denn überhaupt nicht?«
    »Besser er als wir, oder?«
    Elvis seufzte verärgert und wandte sich ab. Hinter sich konnte Sanchez das Poltern des einstürzenden Hotels hören. Es klang wie ein auseinanderbrechender Eisberg. Das Gebäude war fast vollständig verschwunden. Die Penthouse-Suiten im obersten Stockwerk verschwanden langsam in einer dichten Staubwolke unter der Erdoberfläche wie ein ausgebranntes Feuerwerk. In diesem Moment, über dem Getöse des versinkenden Hotels deutlich zu hören, erklangen das Dröhnen eines starken Motorsund das metallische Knirschen einer laienhaft bedienten Gangschaltung.
    Aus der Staubwolke, die den Untergang des Hotels markierte, erschien ein großes blaues Wohnmobil. Es hatte auf dem Parkplatz auf der Rückseite des Gebäudes gestanden, doch nun brauste es die Auffahrt hinunter und nahm Kurs auf Sanchez, Elvis und Janis.
    »Hey! Hier sind wir!«, rief Elvis und winkte heftig.
    Der schwere Wagen raste auf sie zu und ließ die herabstürzenden Trümmer und die Risse im Beton der Auffahrt hinter sich. Als er die Straße erreichte, hielt der Fahrer neben den drei Überlebenden an. »Dieser verdammte Tag wird von Minute zu Minute seltsamer, nicht wahr?«, stellte Sanchez fest.
    Die vordere Falttür des Wohnmobils öffnete sich mit einem leisen zischen. Dann drang die Stimme von Tom Jones, de. »It’s Not Unusual« sang, aus den Stereolautsprechern des Vans.
    Sanchez rannte zur Tür und stieß in seinem Eifer, als Erster in den Van zu steigen, Janis Joplin beiseite. Als er den Wagen betrat, sah er zu seiner namenlosen Verwunderung, dass am Steuer niemand anders als Annabel de Frugyn, die Mystische Lady, saß.
    »Hey, hallo, Sanchez«, krächzte sie und entblößte mit ihrem breiten Lächeln ihre Zahnlücken.
    »Oh – ja.« Für einen kurzen Moment fehlten ihm die Worte. Dann: »Hi. Superidee, den Campingwagen zu stehlen«, sagte er anerkennend. Er fand es höchst verwirrend, überhaupt irgendetwas Anerkennendes zu der alten Hexe zu sagen.
    »Ja, ich hatte eine Vorahnung, dass so etwas wie ein Erdbeben kurz bevorstand, daher sah ich mich auf dem Parkplatz um und fand dieses reizende Gefährt mit dem Schlüssel immer noch im Zündschloss. Und einer Tom-Jones- CD im Player, die vom Meister persönlich signiert wurde.«
    Elvis und Janis folgten Sanchez an Bord und begaben sich in den hinteren Teil des Wohnmobils. Von dort rief Elvis derMystischen Lady zu: »Yo, Frau! Dann nagle mal das Gaspedal aufs Bodenblech, Baby. Sehen wir zu, dass wir schnellstens von hier verschwinden.«
    »Aber sicher, King«, meinte Annabel mit einem einfältigen Lächeln. Elvis hatte eigentlich immer eine solche Wirkung auf Frauen, sogar auf solche, die so eindeutig verschroben waren wie die Mystische Lady.
    Sanchez nahm direkt hinter Annabel Platz. Für einen kurzen Moment saß er da und sagte gar nichts. Dann machte er einen tiefen Atemzug aus Freude darüber, dass er dem Massaker und der zerstörung entkommen war. Ein komfortabel gepolsterter Sitz hatte sich noch nie so gut angefühlt, auch wenn seine verschwitzten Gesäßhälften an dem Plastikbezug des Sitzes kleben blieben. Während sie den Highway hinunterjagten, drehte er sich um und verfolgte die letzten Momente des Hotels, als es in die Höllengrube stürzte. Als sie einen knappen Kilometer zurückgelegt hatten, war das Hotel Pasadena völlig verschwunden. Jedem ahnungslosen Besucher wäre es vorgekommen, als hätte es nie existiert.
    Sichtlich ernüchtert schaute er in den Innenspiegel am oberen Rand der Windschutzscheibe. Er konnte darin das Gesicht der Mystischen Lady erkennen. Sie lächelten einander an. Vielleicht war sie trotz allem doch nicht so übel.
    »Sind Sie okay, Sanchez?«, erkundigte sie sich.
    »Mir ging es schon mal besser.«
    »Nun, wir sind jetzt alle in Sicherheit. Und in null Komma nichts zurück in Santa
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