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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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mich davor verschließen?
    Dieses Buch gehört jetzt mir. Und ich werde es studieren.
    – SB
    Wenn man nachts allein mit jemandem im Auto sitzt, bekommt man leicht das Gefühl, die einzigen Menschen auf der Welt zu sein. Ich hatte das vor drei Wochen so empfunden, als Cal mich entführt und mit einem magischen Spruch belegt hatte, damit ich mich nicht rühren konnte, und er mich zu sich nach Hause fuhr. In dieser Nacht allein in dem Auto mit Cal war es unaussprechlich schlimm gewesen: schiere Panik, Angst, Wut, Verzweiflung.
    Heute Nacht mit Hunter neben mir fühlte es sich ganz anders an. Als klar geworden war, dass er womöglich eine Weile in Widow’s Vale bleiben würde, hatte er sich einen winzigen, ramponierten Honda gekauft und den Mietwagen, den er bis dahin gefahren hatte, wieder abgegeben. In dem engen Innenraum war es gemütlich, vertraulich.
    » Danke, dass du uns dabei unterstützt hast, die Hexenzirkel zusammenzulegen«, sagte er in die Stille hinein.
    » Ich finde, es ist eine gute Idee. Mir ist es lieber, ich weiß, wo alle sind und was sie so treiben.«
    Er lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. » Das ist hart«, sagte er. » Ich hoffe, du kannst anderen Menschen bald wieder vertrauen.«
    Ich bemühte mich, bei dem Gedanken nicht zusammenzuzucken. Ich hatte Cal vertraut und es hatte mich beinahe das Leben gekostet. Ich hatte David vertraut, und auch bei ihm hatte sich herausgestellt, dass er eine dunkle Seite hatte. Was hatte ich an mir, dass ich so blind war für das Böse? War das mein Woodbane-Blut?
    Und doch…
    » Ich vertraue dir«, sagte ich wahrheitsgemäß, auch wenn mir nicht wohl bei dem Gedanken war, wie verwundbar ich mich damit machte.
    Hunter sah mich an, seine Augen eine unergründliche Schattierung von Grau im Dunkeln. Ohne ein Wort zu sagen streckte er die Hand aus und nahm die meine. Seine Haut war kühl und meine Finger strichen über eine Narbe in seiner Handfläche. Mit ihm Händchen zu halten kam mir gewagt und irgendwie seltsam vor. Mit Cal Händchen zu halten war ganz natürlich und schön gewesen.
    Ich war siebzehn und hatte erst einen Freund gehabt. Seit jenem bemerkenswerten Kuss wusste ich, dass da etwas war zwischen Hunter und mir, doch er war nicht mein Freund, und wir hatten noch kein offizielles Date gehabt.
    Ich atmete tief durch, damit mein Puls sich beruhigen konnte. » Ich weiß, dass es bei Magie allein darum geht, Klarheit zu erlangen«, sagte ich. » Aber ich bin so durcheinander.«
    » Ja, bei der Magie geht es um Klarheit«, pflichtete Hunter mir bei. » Aber Menschen sind nicht klar. Magie ist vollkommen, Menschen sind unvollkommen. Wenn man Menschen und Magie zusammenbringt, gibt es zwangsläufig manchmal Unklarheiten. Wie ist es denn, wenn du mit deiner Magie allein bist?«
    Ich dachte daran, wie es war, magische Sprüche zu wirken, allein ein Kreisritual zu machen, mit Feuer wahrzusagen, die magischen Werkzeuge meiner leiblichen Mutter zu benutzen. » Es fühlt sich an wie der Himmel«, sagte ich leise. » Absolut vollkommen.«
    » Na also«, sagte Hunter, drückte meine Hand und lenkte mit der anderen Hand den Wagen. Die Scheinwerfer durchschnitten die Nacht auf dieser kurvenreichen Straße, die in Richtung der Innenstadt von Widow’s Vale führte. » Das ist reine Magie und nur du selbst. Doch sobald andere Menschen hinzukommen– besonders wenn sie selbst nicht besonders klar sind–, entsteht ein Durcheinander.«
    » Es ist nicht nur die Magie«, sagte ich, während ich aus dem Fenster sah und mich bemühte, das aufregende Gefühl von seiner Hand auf meiner zu ignorieren. Ich wusste nicht, wie ich es formulieren sollte – obwohl ich zwei Monate mit Cal zusammen gewesen war, war ich, was dieses Junge-Mädchen-Ding anging, noch ein relativer Neuling. Ich glaubte, dass Hunter mich mochte, und ich glaubte, dass ich ihn mochte. Aber es war so anders mit ihm. Cal hatte mich mit einer Offensichtlichkeit und Beharrlichkeit umworben. Was für ein Mensch war ich, dass ich jetzt auf Hunter stand und ihn attraktiv fand, wo ich mir erst vor ein paar Wochen eingebildet hatte, unsterblich in Cal verliebt zu sein? Doch hier war Hunter, hielt meine Hand und fuhr mich nach Hause – vielleicht würde er mich nachher sogar küssen. Ein leichter Schauder lief mir den Rücken hinunter.
    Hunter bog um eine enge Kurve, sodass ich mich leicht gegen ihn lehnte. Dann löste er seine Hand von meiner und legte sie aufs Lenkrad.
    » Wow«, überspielte ich meine
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