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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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charmant war. Aber auf der anderen Seite war sie auch unglaublich naiv. Sie vertraute den meisten Menschen. Sie dachte, ihr Glaube würde sie beschützen. Sie dachte, wenn sie sich nur ordentlich Mühe gäbe, würde alles gut werden. Das wusste ich besser.
    » Mach den Kofferraum auf«, bat ich Hunter. Ich würde jeden Fitzel Kraft brauchen, die ich aufbringen konnte, denn ich war immer noch recht erschöpft von dem tàth meànma brach. Ohne länger als einen verlegenen Moment zu zögern, schälte ich mich aus Mantel, Sweatshirt und Unterhemd und streifte das magische Gewand meiner Mutter über. Die dünne dunkelgrüne Seide wärmte mich augenblicklich in der kalten Luft. Ich spürte, dass meine Wangen sich röteten vor Hitze, als ich den Knopf meiner Jeans öffnete und sie zusammen mit dem Slip auszog. Natürlich merkte ich da erst, dass ich noch Turnschuhe und Socken trug, und musste mich hinknien, um sie zu öffnen und dann die Hosen auszuziehen.
    Dann richtete ich mich in der Robe auf und fühlte mich pudelwohl darin, obwohl es Winter war im ländlichen New York. Das ist wie ein Wicca-Kraftfeld, dachte ich, und holte Maeves Magierstab und ihren Athame aus dem Kofferraum.
    » Ich wünschte, ich hätte Zeit, auch meine Robe zu holen«, sagte Hunter mit gerunzelter Stirn. Er zog seinen Athame hervor und so bewaffnet schlichen wir leise zum Haus.
    Sofort spürten wir überall um uns herum eine magisch aufgeladene Finsternis. Wir hielten uns im Schatten der Hecke, die das Grundstück säumte, und ich warf meine Sinne aus. Das Haus, ja, die Steine selbst verströmten ein Giftgemisch schwarzer Magie. Der grüne Jaguar stand in der runden Einfahrt und schien wie radioaktiv zu glühen und zu pulsieren, um meinen Blick auf sich zu ziehen. Mir wurde bewusst, dass ich mich schrecklich fürchtete, und ich konzentrierte mich ganz darauf, meine Ängste loszulassen.
    Ohne viele Worte blieben wir stehen und hüllten uns zusammen in einen Umhang der Illusion, der Unschärfe, der Schatten. Mühelos holte ich magische Sprüche aus Alyce’ Erinnerung und rief sie zu mir, so vertraut wie der kleine Dagda. Unter anderen Umständen wäre ich davon begeistert gewesen, was ich plötzlich alles konnte, doch jetzt ärgerte ich mich nur. Vor einer weniger starken Hexe hätten wir uns sicher verbergen können, aber reichten diese magischen Sprüche auch für Selene? Sie war so mächtig, dass ich es bezweifelte.
    Wir betrachteten das Haus mit den klaffenden schwarzen Fenstern und der Aura von Vernachlässigung. Laub war auf die Veranda und die Stufen geweht und nicht weggekehrt worden.
    » Wie ist sie reingekommen?«, flüsterte ich. » Das Haus wurde doch mit magischen Sprüchen gegen sie verschlossen.«
    » Der Rat hat sein Bestes getan«, antwortete Hunter leise. » Doch Selene verfügt über Kräfte und Verbindungen, die wir noch nicht ganz durchschauen. Die Frage ist, wie wir reinkommen. Die Haustür ist sicher eine Falle.«
    Ich hockte mich einen Augenblick hin und betrachtete das Haus. Dann kam mir eine Idee und ich stand auf. » Komm mit.«
    Ohne auf seine Antwort zu warten, ging ich an der Hecke entlang, bis wir rechts vom Haus auf eine Lücke in den hohen Sträuchern stießen. Wir schlichen über abgestorbenes Gras zur Rückseite des Hauses, wo eine enge schmiedeeiserne Wendeltreppe hinauf zum Dachboden im zweiten Stock und damit direkt in Cals altes Zimmer führte. Ich stieg fast geräuschlos hinauf.
    » Wir haben alle Eingänge mit Sprüchen belegt«, erinnerte Hunter mich leise.
    » Ich weiß. Aber du kannst deine Sprüche lösen, denn du hast sie gewirkt. Und ich glaube nicht, dass Selene damit rechnet, dass wir hier reinkommen.« Während ich hochstieg, tastete ich die ganze Zeit mit meinen Sinnen nach meiner Schwester und nach Selene und versuchte, die magischen Sprüche der Ungestörtheit und Verschwiegenheit zu durchdringen, in die das Haus eingehüllt war. Ich spürte nichts außer einer schmerzenden, abgrundtiefen Müdigkeit, einer leichten Übelkeit am Rand meines Bewusstseins und der schwarzen Magie, deren raumgreifende Ranken sich rings um mich herum durch die Luft schlängelten.
    Am oberen Absatz der engen Treppe war eine kleine Holztür, die Cal früher dazu benutzt hatte, von seinem Zimmer aus direkt in den Garten und zum Pool zu gelangen. Ich blieb einen Augenblick stehen, drückte die Hand gegen die Stirn, schloss die Augen und konzentrierte mich.
    Es war nicht so, als würde plötzlich alles in Neonfarben vor mir
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