Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
aufblinken. Doch während ich überlegte und versuchte, die Magie mit meinem Willen zu beeinflussen, damit sie sich mir zeigte, schimmerten die verschiedenen Schichten der magischen Sprüche, mit denen die Tür belegt war, nach und nach blass auf. Ich merkte vage, dass Hunter neben mir sehr still und wachsam wurde, als die Sigillen und Markierungen der magischen Sprüche am Türrahmen aufleuchteten. Ich erkannte die ältesten Spuren, die von Cal stammten, der die Tür mit magischen Sprüchen belegt hatte, damit sie sich nur auf seinen Befehl hin öffnete. Ich kann nicht sagen, woher ich wusste, dass es seine waren, woher ich überhaupt wusste, was sie waren und wie er sie gewirkt hatte. Es war eher so, als sähe ich ein Gänseblümchen und würde denken: Gänseblümchen. Es war klar und unmittelbar.
    Es war auch klar, dass Cals magische Sprüche zum größten Teil getilgt worden waren, vermutlich vom Internationalen Rat der Hexen. Die magischen Sprüche des Rats waren kompliziert und schimmerten heller. Ich kannte die Ratsmitglieder nicht gut genug, um ihre jeweiligen Handschriften unterscheiden zu können, doch ich entdeckte einige, die von Hunters Hand stammten, seine Persönlichkeit lag deutlich darin. Auch das Wissen darum hätte ich nicht erklären oder beweisen können. Ich wusste es einfach.
    Alles wurde überlagert von dunklen, dornigen Illusionszaubern und magischen Sprüchen der Abstoßung, die ich eindeutig als Selenes Wirken erkannte. Sie hatte ein uraltes Alphabet und einen archaischen Zeichensatz benutzt, und allein beim Anblick der magischen Sprüche, die dort geschrieben standen, überkam mich eine Welle der Angst, die ich mühsam niederkämpfte. Selenes Arbeit strahlte am hellsten– ihre magischen Sprüche waren erst vor Kurzem gewirkt worden.
    » In Ordnung«, flüsterte Hunter. Ich behielt die magischen Sprüche im Auge, während er sich langsam und mühevoll daran machte, sie Schicht für Schicht aufzulösen, die Worte sprach, die die magischen Sprüche unwirksam machten und ihre Energie und ihre Kraft zerstreuten. Ich bekam Kopfweh, ein scharfer, stechender Schmerz an den Schläfen, während ich mich um Konzentration bemühte. Der kalte Wind frischte auf und stürmte gegen uns an, wie wir dort auf der schmalen Treppe vor dem Dachbodenzugang standen.
    Dann waren die magischen Sprüche endlich zerlegt und es war für Hunter und mich ein Kinderspiel, das mechanische Schloss der Tür zu öffnen. Sie schwang leise auf und wir sahen einander an und traten ein.
    Cals Zimmer war noch genau so, wie er es verlassen hatte– an dem Abend, als er versucht hatte, mich umzubringen. Ich ließ meinen Blick kurz durch den Raum schweifen und erkannte, dass er einige Bücher mitgenommen hatte und wahrscheinlich auch ein paar Klamotten, denn die Schubladen seines Kleiderschranks standen halb offen. Doch es wirkte nicht so, als hätte er sich kürzlich hier aufgehalten.
    Das Zimmer war mir verblüffend vertraut, und es tat mir ganz ungewollt im Herzen weh, die Stelle zu sehen, wo Cirrus Kreisrituale durchgeführt hatte, den Stuhl, wo ich meine Geburtstagsgeschenke von Cal geöffnet hatte, und das Bett, auf dem wir stundenlang gelegen und uns geküsst hatten.
    Rasch und so lautlos wie möglich durchsuchten wir den Raum. Ich hielt den Athame vor mir ausgestreckt, und auf praktisch allen Oberflächen tauchten Runen, Sigillen und andere Markierungen auf: Zeichen für die Magie, die Cal hier gewirkt hatte. Doch abgesehen davon und von einigen gefährlichen Werkzeugen und Talismanen fanden wir nichts– kein Hinweis auf Mary K.s, Cals oder Selenes Verbleib.
    » Hier lang«, sagte Hunter, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, und zeigte auf die Tür, die ins Treppenhaus führte. Als er sie öffnete, fuhr ich fast zurück, denn sofort spürte ich Selenes dunkle Präsenz. Sie hatte in diesem Haus schwarze Magie gewirkt, ihre bittere, beißende Aura haftete förmlich an allem. Es fühlte sich an, als wäre sogar die Luft verseucht, und ich hatte Angst.
    Behutsam strich Hunter mir über die Haare und streichelte meine Wange. » Vergiss nicht«, flüsterte er. » Angst ist ihre Waffe. Gib ihr nicht nach. Vertrau auf deine Instinkte.«
    Meine Instinkte?, dachte ich voller Panik. Wir wussten doch beide, wie verlässlich die in der Vergangenheit gewesen waren. Doch das war die falsche Antwort, und so nickte ich nur, und wir gingen die Treppe hinunter in den ersten Stock. Maeves Magierstab lag schlank und kraftvoll in meiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher