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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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ganzen Rat mit erhobenen Magierstäben hinter mir stehen gehabt hätte, wäre ich immer noch von kaltem, verzweifeltem Entsetzen gepackt worden. Doch hier waren nur Hunter und ich und ich war nur eine barfüßige begabte Kleinstadtamateurin.
    Ich schluckte und sah Hunter an. Verzweifelte Tränen stiegen in meine weit aufgerissenen Augen. Jesus, hilf mir hier raus, dachte ich voller Panik. Bitte, Gott. Hunter beobachtete mich mit zusammengekniffenen Augen und packte mich so fest an der Schulter, dass ich zusammenzuckte. » Hab keine Angst«, flüsterte er eindringlich.
    Ach ja, richtig!, hätte ich am liebsten geschrien. Sämtliche Zellen meines Körpers wollten sich umdrehen, fortlaufen und zusehen, dass sie hier wegkamen. Nur das Bild meiner unschuldigen Schwester, die voller Vertrauen in Selenes Auto stieg, hielt mich zurück. Mir wurde übel und am liebsten hätte ich mich dort auf die Stufen gehockt und geweint.
    Komm, Morgan. Selenes Stimme war in meinem Kopf.
    Ich riss die Augen noch weiter auf und sah Hunter an. Seine Miene verriet mir, dass er es nicht gehört hatte.
    » Selene«, flüsterte ich. » Sie weiß, dass ich hier bin.«
    Hunters Züge wurden hart. Er beugte sich vor und flüsterte dicht an meinen Lippen: » Wir können das, Morgan. Du kannst es.«
    Ich versuchte mich zu konzentrieren, doch ich konnte nicht aufhören zu denken, dass ich heute womöglich sterben würde. Eine tiefe Verzweiflung machte sich in meiner Magengrube breit, als hätte ich einen faustgroßen kalten Stein verschluckt.
    Doch ich hatte keine Wahl. Mary K. war hier. Sie war meine Schwester und sie brauchte mich. Hunter war an meiner Seite, als ich die nächste Stufe nahm und den Fuß geräuschlos auf den dicken Teppich setzte. Am Fuß der Treppe war der Parkettboden kalt und mit Staub bedeckt, doch hier fanden wir endlich Spuren. Ich sah blasse Umrisse von Fußabdrücken, die größtenteils von etwas Weichem und Schwerem verwischt worden waren– dem Saum eines Umhangs? Einer Decke?
    Ich drehte mich um und ging den Flur runter in die große Küche. Auf halbem Weg blieb ich stehen und sah nach rechts. Hier war irgendwo die Tür gewesen. Die Tür zu Selenes geheimer Bibliothek.

16
    Selene
    Juni 1982
    Gelobt sei die Göttin. Ich habe endlich meinen Sohn zur Welt gebracht. Er ist ein großes, vollkommenes Baby mit zartem dunklem Haar und seltsamen schiefergrauen Augen, die zweifellos noch die Farbe wechseln. Norris Hathaway und Helen Ford haben mir als Hebammen beigestanden und mir während der Wehen förmlich das Leben gerettet. Wehen! Göttin, ich hatte ja keine Ahnung. Ich hatte das Gefühl, es würde mich entzweireißen und ich würde eine ganze Welt gebären. Ich versuchte, stark zu sein, doch ich muss gestehen, dass ich schrie und zeterte. Dann streckte mein Sohn das Köpfchen heraus und Norris drehte seine Schultern. Ich blickte an mir hinunter und sah, wie mein Sohn ans Licht kam, und meine Schmerzenstränen verwandelten sich in Freudentränen. Es war die unglaublichste Magie, die ich je gewirkt habe.
    Seine Tauffeier ist nächste Woche. Ich werde ihn Calhoun nennen– Krieger. Sein Amyranth-Name lautet Sgàth, was » Dunkelheit« bedeutet. Eine süße Dunkelheit, wie sein Haar.
    Daniel ist nicht zur Geburt gekommen– ein Zeichen seiner Schwäche. Er schleicht herum und träumt von England und seiner Hure dort, und ich verachte ihn dafür, auch wenn ich nicht aufhören kann, ihn zu wollen. Über seinen Sohn scheint er sich zu freuen, doch mit mir ist er unzufrieden. Jetzt da unser Baby da ist– aus Fleisch und Blut, schön und vollkommen–, findet Daniel vielleicht das Glück bei mir. Es wäre das Beste für ihn.
    Jetzt da das Kind auf der Welt ist, will ich bald zur Arbeit mit Amyranth zurückkehren. Sie waren in den letzten sieben Monaten in Wales und dann in Deutschland und ich habe förmlich mit den Zähnen geknirscht vor Neid. Von der Reise nach Deutschland haben sie einige uralte Bücher über die Dunkelheit mitgebracht, und ich kann es nicht erwarten, sie mir anzusehen– ich habe ihren Geschmack schon förmlich auf der Zunge. Es wird unglaublich erfüllend sein zu sehen, wie Calhoun in den Armen von Amyranth aufwächst. Er ist ebenso ihr Sohn wie meiner. Er wird mein Instrument sein, meine Waffe.
    – SB
    Selene machte es mir nicht zu leicht: Hunter und ich brauchten mehrere Minuten, um allein die schwachen Umrisse der Geheimtür zu finden. Schließlich fiel mir ein magischer Aufdeckungsspruch von Alyce ein und
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