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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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Innerstes würde komplett nach außen gekehrt.
    » Morgan!«, sagte Hunter, doch ich nahm ihn kaum noch wahr. Sämtliche Nerven in meinem Körper wurden abgezogen, meine Sinne waren ganz auf diese exquisite, verzehrende Seelenfolter konzentriert. Meine Hände, die immer noch fest um die Werkzeuge geschlossen waren, krallten sich in den Teppich, als eine unsichtbare Axt meinen Bauch zerteilte. Ungläubig sah ich an mir hinunter, denn ich erwartete, Därme und Blut hervorquellen zu sehen, aber äußerlich war ich unversehrt. Und doch keuchte ich und wand mich am Boden, während mein Inneres von Säure zerfressen wurde.
    Es war eine Illusion. Ich wusste es– mit dem Verstand. Doch mein Körper wusste es nicht. Zwischen Krämpfen schaute ich zu Selene auf. Sie lächelte– ein kleines, heimliches Lächeln, das mir zeigte, dass es ihr Spaß machte, mich zu quälen.
    » Morgan, du bist viel stärker!«, fuhr Hunter mich an und endlich drangen seine Worte in mein Bewusstsein. » Steh auf! Sie kann dir das nicht antun!«
    Sie ist wie ein kleiner Störenfried, der den ganzen Spielplatz terrorisiert, dachte ich, und mein Atem ging in schnellen, flachen Zügen. Als ich Cal und Hunter mit einem magischen Fesselspruch belegt und sie zu Boden geworfen hatte, hatte ich das finstere, beschämende Vergnügen genossen, andere zu kontrollieren. Dasselbe empfand Selene jetzt.
    Es war nur eine Illusion. Alles in mir dachte, ich würde sterben. Doch ich war mehr als nur meine Gedanken, mehr als nur meine Gefühle, mehr als mein Körper. Ich war Morgan von Kithic und von Belwicket und ich hatte tausend Jahre Woodbane-Kraft in mir.
    Ich spüre keinen Schmerz, dachte ich. Ich spüre keine Panik.
    Langsam drückte ich mich wieder auf Hände und Knie hoch. Mein Mund war völlig ausgetrocknet, auf meiner Stirn stand der Schweiß. Meine Haare schleiften über den Boden, meine Hände umklammerten die Werkzeuge wie Krallen. Meine Werkzeuge. Sie gehörten nicht Maeve. Nicht mehr.
    Ich spüre keinen Schmerz, dachte ich grimmig. Mir geht es gut. Mein ganzes Leben ist perfekt, ganz und vollständig. Ich bin Kraft. Ich bin Macht. Ich bin Magie.
    Dann stand ich auf, drückte den Rücken gerade durch und ließ die Hände an den Seiten hängen. Ruhig sah ich Selene an und einen Sekundenbruchteil sah ich die Ungläubigkeit in ihren Augen. Ja, mehr als Ungläubigkeit. Ich sah dort den leisesten Anflug von Angst.
    Sie wirbelte zu Hunter herum und schoss die Hand vor. Ich sah kein Hexenfeuer, aber Hunter hob augenblicklich die Hände und zeichnete Sigillen in die Luft. Seine Brust hob sich, als er nach Luft schnappte, und auch wenn ich nichts sehen konnte, wusste ich, dass Selene versuchte, ihm genau das anzutun, was sie mit mir gemacht hatte, und dass er sich ihr widersetzte. Ich hatte noch nie so viel von seiner magischen Kraft gesehen, nicht einmal, als er David den braigh angelegt hatte, und es war furchteinflößend.
    Doch uns Selene zu widersetzen, reichte nicht aus. Wir mussten sie bezwingen. Wir mussten sie irgendwie überwältigen. Ich durchsuchte Alyce’ Wissensschatz, der in meinem Kopf verborgen war, und durchforstete das enzyklopädische Wissen, dass sie im Laufe ihres Lebens erworben hatte.
    Wie bekämpft man Dunkelheit mit Licht?, fragte ich mich. Auf dieselbe Weise, wie Sonnenschein den Schatten vertreibt, kam die wenig hilfreiche Antwort. Ich schrie beinahe auf vor Enttäuschung– ich brauchte jetzt etwas Praktisches, etwas Konkretes, nicht irgendeinen Hokuspokus.
    An den Rändern meiner Sinne kribbelte es, sie griffen ein leises Atmen auf– Mary K. Reglos wie eine Puppe saß sie mit leerem Blick in der düsteren Ecke. Ohne zu überlegen, rief ich mir schnell magische Sprüche der Ablenkung und des Abwendens ins Bewusstsein. Wenn Selene den Blick auf Mary K. richtete, sollte sich ihr Fokus leicht verschieben, damit sie nichts sah und vergaß, dass meine Schwester hier war.
    Hunter und Selene standen einander gegenüber, und plötzlich überraschte Hunter mich, indem er einen Glasglobus von einem Regal nahm und ihn auf Selene schleuderte. Sie riss die Augen auf und trat zur Seite, doch der Globus traf sie mit einem hörbaren Rums an der Schulter. Im nächsten Augenblick riss sie die Hand hoch und ein Athame schoss durch den Raum direkt auf Hunter zu. Das erinnerte mich zu sehr an den schrecklichen Abend vor ein paar Wochen, und ich zuckte zusammen, doch Hunter lenkte den Dolch mühelos ab, und er traf eine Lampe und fiel zu Boden.
    Was
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