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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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konnte ich bloß tun? Ich hatte keine Erfahrung damit, Sachen mittels Magie durch die Luft zu schleudern, eine solche Kontrolle über Dinge hatte ich noch nicht geübt. In diesem Kampf musste ich Magie einsetzen– und zwar nur Magie. Ich würde mich meiner Wahrheit bedienen müssen.
    Ich sah, wie Hunter seinen braigh herausholte, eine magische Silberkette, die dem, der sie trug, im wahrsten Sinne des Wortes magisch die Hände band. Zusammen mit einigen magischen Sprüchen konnte man damit den meisten Hexen das Handwerk legen.
    Doch Selene bedachte Hunter nur mit einem verächtlichen Blick, der seine Drohung lächerlich machte, und wandte sich wieder mir zu. Sie kam mit raschen Schritten näher und sagte: » Morgan, hör auf mit dem Blödsinn. Ruf deinen Wachhund zurück. Du hast das Zeug dazu, eine der größten Hexen aller Zeiten zu werden– du bist eine wahre Woodbane, rein und uralt. Leugne dein Erbe nicht länger. Schließ dich uns an, meine Liebe.«
    » Nein, Selene«, sagte ich. Mit einem tiefen Atemzug öffnete ich bewusst die Tür zu meiner Magie und ließ sie fließen. Die ersten Worte meines Kraftliedes suchten sich den Weg in mein Bewusstsein.
    Selenes schönes Gesicht wurde hart, und wieder einmal wurde mir bewusst, mit wem ich es hier zu tun hatte. Hunter hatte gesagt, dass der Rat seit Jahren hinter Selene her war– sie war in zahllose Todesfälle verwickelt. Ich klammerte mich an die Ruhe, auch wenn ich mir wünschte, sämtliche Mitglieder des Rates würden plötzlich durch die offene Tür platzen, mit wehenden Umhängen, gezückten Magierstäben und magischen Sprüchen auf den Lippen. Allein herzukommen war ein Akt der Verzweiflung gewesen. Verrückt. Schlimmer noch– es war vollkommen dumm gewesen.
    Hunter ging auf Selene zu. Seine Lippen bewegten sich, sein Blick war entschlossen, und ich wusste, dass er mit den Fesselsprüchen angefangen hatte, die er als Sucher einsetzte. Scheinbar gelangweilt winkte Selene ihn mit einer Handbewegung fort und er verharrte blinzelnd. Dann rührte er sich wieder und auch diesmal hielt sie ihn auf.
    Ich öffnete meinen Geist, schloss die Augen und versuchte zu sehen, was ich erspürte. Ich sah, dass Selene Blockaden hochzog und dass Hunter die Blockaden eine nach der anderen wieder einriss– doch nicht so schnell, wie sie sie errichtete. Ich sah auch die ersten dünnen Bänder meines Machtzaubers zu mir kommen, auf den Winden meines Erbes auf mich zu schweben. Ich streckte mich nach ihnen aus, doch Selene störte mich dabei.
    »Morgan, willst du nicht wissen, wie deine Mutter wirklich gestorben ist?«

17
    Übergang
    Jul 1982
    Das Haus ist mit Eibenzweigen, Stechpalmen, Wintergrün und Misteln geschmückt. Rote Kerzen brennen und bannen Cals Blick, der jetzt golden ist wie der meine. Es ist sein erstes Jul und er liebt es.
    Ich habe herausgefunden, dass Daniels Hure in England vor einem Monat ein Kind bekommen hat, einen Jungen. Er ist von Daniel. Sie hat ihn Gìomanach genannt. Vermutlich schirmt Daniel sie ab, denn ich konnte sie nicht finden, diese Fiona, um mich ihrer zu entledigen. Jetzt werde ich Amyranth bitten, mir zu helfen. Es ist schwer, meine Gefühle zu beschreiben. Es tut so weh, mir die Demütigung, die Verzweiflung und die Wut einzugestehen. Wenn ich wirklich stark wäre, würde ich Daniel töten, wie ich es in meinen Fantasien tausendmal getan habe– ich habe seinen Kopf in meinen Vorgarten auf einen Pfahl aufgespießt, ihm das Herz aus dem Leib geschnitten und es der lieben Fiona mit der Post geschickt. Ich würde wahrsagen, um zuzusehen, wie sie den Karton öffnete, und lachen, wenn sie sein Herz erblickte.
    Doch ich rede hier von Daniel. Ich verstehe nicht, warum ich für ihn so empfinde. Göttin steh mir bei, aber ich kann nicht aufhören, ihn zu lieben. Wenn ich mir seine Liebe aus dem Leib schneiden könnte, würde ich einen Athame zur Hand nehmen und es tun. Wenn mein Verlangen nach ihm ausgebrannt werden könnte, würde ich mich mit Hexenfeuer, einer Kerze oder mit einem rotglühenden Athame traktieren.
    Dass ich ihn immer noch liebe, obwohl er mich betrogen hat und obwohl er mit einer anderen Frau einen Bastard hat, ist wie eine Krankheit. Ich habe ihn gefragt, wie das geschehen konnte: Waren sie beide so armselige Hexen, dass sie nicht einmal einen magischen Spruch zur Empfängnisverhütung wirken konnten? Er hat mich angefahren und gesagt, nein, das Kind sei ein Unfall, empfangen aus ehrlichen Gefühlen. Anders als Calhoun, der
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