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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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allein meine Entscheidung war. Er ist hinausgestürmt in den nassen San-Francisco-Nebel. Er kommt zurück. Er wird es gegen seinen Willen tun, doch er kehrt immer zurück.
    Die Freude in meinem Leben besteht im Augenblick aus einem einzigen Geschöpf, einem perfekten kleinen Wesen, das mich unendlich beglückt. Mit sechs Monaten übertrifft Cal all meine Hoffnungen und Erwartungen. Er hat Weisheit in seinen Babyaugen und einen Wissenshunger, den ich gut kenne. Er ist ein schönes und freundliches Kind: von ruhigem Naturell und doch entschlossen, eigensinnig und doch herzerweichend süß. Mit anzusehen, wie er übers ganze Gesicht strahlt, wenn ich hereinkomme– dafür lohnt sich alles andere. So ist dieses Jul eine Zeit der Dunkelheit und des Lichts, für mich genauso wie für die Göttin.
    – SB
    Ich blinzelte, und mein Kopf schoss herum, um Selene anzusehen. Sie wird alles gegen dich einsetzen, dachte ich. Selbst deine tote Mutter. Deswegen war es wichtig, dich selbst gut zu kennen. Und das tust du jetzt.
    Ganz plötzlich kam mir Selene mickrig vor, wie eine Ameise oder ein anderes Insekt, während ich mich allmächtig fühlte. Die uralten Bänder der Kraft verdichteten sich in meinem Innern, und die gläserne Musik, die den wahren Namen der Magie selbst enthielt, wurde lauter.
    » Ich weiß genau, wie meine Mutter starb«, antwortete ich ruhig und sah die Überraschung in ihrer Miene. » Die Scheune, in der sie und Angus waren, wurde von Ciaran angesteckt, ihrem mùirn beatha dàn.«
    Ich spürte mehr als dass ich sah, wie Selene schnelle, dunkle Ranken der Magie aussandte, und bevor sie mich erreichten, baute ich um mich herum eine Blockade auf, sodass ich unberührt blieb und ihre Wut mich nicht traf. Ich hätte lachen können darüber, wie leicht es war.
    Doch Selene war älter und besaß sehr viel mehr Erfahrung als ich und am Ende verstand sie sich auch besser aufs Kämpfen als ich. » Du siehst nur, was Hunter dich sehen lassen will«, sagte sie mit einer furchteinflößenden Intensität und trat noch näher an mich heran. Ihre Augen glühten wie die eines Tigers, von einem inneren Feuer erhellt. » Er hat dich in den letzten Wochen kontrolliert. Siehst du das nicht? Sieh ihn an.«
    Aus irgendeinem dummen Grund warf ich tatsächlich einen Blick auf Hunter. » Hör nicht auf sie!«, keuchte er und kam mit stockenden Bewegungen auf mich zu.
    Der Hunter, den ich kannte, verwandelte sich vor meinen Augen: Die Knochen in seinem Gesicht wurden dicker, das Kinn spitzer, der Mund bekam einen grausamen Zug. Die Augen sanken tief in ihre Höhlen. Seltsame weiße Streifen zogen sich über seine Haut. Er verzog die Lippen zu einem hungrigen Grinsen, und selbst seine Zähne wirkten spitzer, mehr wie die eines Tieres. Er sah mit einem Mal aus wie eine böse Karikatur seiner Selbst.
    In diesem Sekundenbruchteil der Unsicherheit und der Bestürzung schlug Selene zu.
    » An nahl nath rac!«, schrie sie und schoss einen Pfeil aus knisterndem blauem Licht auf Hunter. Er traf ihn am Hals und Hunter riss keuchend die Augen auf und sank auf die Knie.
    » Hunter!«, schrie ich. Er sah immer noch ganz verändert aus– böse–, und ich wusste, dass das Selenes Werk war, doch ich konnte nicht anders, ich war angewidert. Schuldgefühle und Scham drohten mich zu überwältigen. Dabei sollte ich doch mir und meinen Instinkten trauen, aber das Problem war, dass meine Instinkte sich schon einmal getäuscht hatten.
    Selene kam näher und murmelte dabei finstere magische Sprüche und ich zog mich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ganz unvermittelt schlug Panik über mir zusammen: Ich hatte es vermasselt. Ich hatte einen guten Start hingelegt, doch dann hatte ich versagt. Jetzt lag Hunter am Boden, Mary K. war schutzlos und ich würde sterben.
    Schon spürte ich das erste Kribbeln von Selenes magischen Sprüchen, die mich umschwirrten wie aggressive Stechmücken. Winzige Stacheln bohrten sich in meine Haut, und ich wand mich, während grauer Nebel an den Rändern meines Sehfelds waberte. Sie wollte mich in eine Wolke des Schmerzes einhüllen und mich darin ersticken. Und ich konnte sie nicht daran hindern.
    Nicht meine Tochter.
    Ich hörte die Stimme mit dem irischen Akzent klar und deutlich in meinem Kopf, ihr süßer Tonfall täuschte nicht über die Härte unter den Worten hinweg. Sofort wusste ich, dass es die Stimme von Maeve war, meiner leiblichen Mutter. Nicht meine Tochter, sagte sie wieder in meinem Geist.
    Ich schluckte und
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