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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
Autoren: Cate Tiernan
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linken Hand und hinter dem Athame fühlte ich mich so beschützt wie hinter einem Schild. Doch trotz alledem fühlte ich mich angreifbar, als wir die Treppe hinunterschlichen, und war froh, dass Hunter bei mir war.
    Cals Zimmer nahm den ganzen Dachboden ein und im ersten Stock lagen fünf Schlafzimmer und vier Bäder. Hier war, genau wie oben, der staubige Fußboden unberührt, bis unsere Füße eine frische Spur hindurchzogen. Für einen logisch denkenden Menschen hieß das, dass hier niemand durchgegangen war, seit das Haus verschlossen worden war. Doch Magie ist nicht an die Grenzen der Logik gebunden.
    Als Hexe etwas zu suchen war anders, als als Mensch etwas finden zu wollen. Ich benutzte Augen und Ohren, doch vor allem benutzte ich meine Sinne, meine Intuition, meinen Wicca-Instinkt, der mich warnte, wenn Gefahr drohte, und mir verriet, in welcher Form sie daherkam. Im ersten Stock waren wir schnell fertig. Keiner der Räume sah aus, als wäre dort jemand gewesen, aber vor allem fühlte es sich nirgends so an. In keinem der Schlafzimmer erspürte ich Selenes unverwechselbare Aura. Hier oben war sie nicht gewesen.
    Erst als ich im letzten Schlafzimmer kurz an einem offenen Fenster stehen blieb, spürte ich überhaupt etwas. Dort umwehte mich eine leichte Kühle, als stünde ich unter dem Ventilator einer Klimaanlage, doch die Vorhänge hingen reglos vor dem Fenster. Da griff ich es auf: Cal. Cal war hier gewesen. Er hatte vor nicht allzu langer Zeit mit einer Kerze in der Hand hier gestanden. An dem Tag, als Bree, Mary K. und ich von Practical Magick zurückgekommen waren und ich ihn gesehen hatte. Seine Spuren waren noch hier.
    Hunter trat neben mich. Unsere Blicke begegneten sich und er nickte. Er spürte es auch. Er nahm mich am Arm und führte mich zu der breiten, reich mit Schnitzereien verzierten Treppe, die runter ins Erdgeschoss führte. Der dicke Läufer darauf war stumpf und staubig, und es kitzelte mir in der Nase, als wir mit den Füßen in der kalten, stillen Luft Staub aufwirbelten.
    Mit jedem Schritt war Selenes Präsenz jetzt deutlicher zu spüren. Der Griff des uralten Belwicket-Athame in meiner Hand wurde warm. Und plötzlich wusste ich es: Selene war in ihrer geheimen Bibliothek. Es war Ewigkeiten her, seit ich einmal darin gewesen war. Als Hunter hergekommen war, hatte er nicht einmal die verborgene Tür finden können. Ja, nicht einmal die Hexen des Rats hatten die magischen Sprüche lösen können, mit denen Selene ihre geheime Bibliothek schützte.
    Heute war das etwas anderes. Heute gingen wir dorthin, weil Selene es wollte. Sie hatte meine Schwester mitgenommen, um mich herzulocken. In dem Augenblick begriff ich den ganzen Plan: Selene hatte versucht, in meine Seele einzudringen, doch da hatte ich ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn ich hatte sie abwehren können. War sie da schon auf die Idee gekommen, sich meine Schwester zu schnappen? Mary K. war seit Wochen in sich gekehrt und traurig gewesen– hatte Selene da schon ihre Finger im Spiel gehabt?
    Seit sie mir zum ersten Mal begegnet war, hatte Selene mich über ihren Sohn umworben. Sie hatte Cal befohlen, sich mir zu nähern, und er hatte es getan. Er sollte dafür sorgen, dass ich mich in ihn verliebte, und er hatte es getan. Sie hatte mich überzeugen wollen, mich auf ihre Seite zu schlagen, meine Magie und die magischen Werkzeuge von Maeves Hexenzirkel in ihren Dienst zu stellen. Doch ich hatte mich geweigert. Seither wollte sie nur zwei Dinge: Meine Unterwürfigkeit oder meinen Tod, um in den Besitz von Maeves magischen Werkzeugen zu gelangen. Und jetzt war ich hier in ihrem Haus, weil sie es so gewollt, weil sie es so geplant hatte.
    Heute würden wir beenden, was wir an dem Tag, da wir uns zum ersten Mal begegnet waren, begonnen hatten. Mit einer ernüchternden Gewissheit wusste ich plötzlich, dass Selene fest entschlossen war, dass nur eine von uns beiden diese Begegnung überleben sollte: sie. Am Ende des Tages wollte sie mich tot sehen und sich selbst im Besitz von Maeves magischen Werkzeugen. Zweifellos wollte sie auch Hunter tot sehen. An Mary K. lag ihr wahrscheinlich nicht viel, doch als Zeugin würde sie ebenfalls sterben müssen.
    Beinahe sank ich gegen das Treppengeländer, als diese Gedanken mir wie Blitze durch den Kopf schossen. Wenn ich eine gut ausgebildete, initiierte Hexe gewesen wäre, hätte ich bei der Vorstellung, Selene Belltower gegenüberzutreten, gezittert wie Espenlaub. Wenn ich den
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