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Das Buch der Gleichnisse

Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse
Autoren: Per Olov Enquist
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ja, sie konnte manchmal ziemlich kritisch sein, aber sie fand bestimmt nicht alles schlecht.«
    »Gut«, sagte er. »Gut.«
    »Sie war unzufrieden damit, dass Sie gleichsam keine Ordnung in Ihre Bücher bekamen, sie fand, dass Sie um den heißen Brei herumredeten, statt zur Sache zu kommen, um es mal so zu sagen, und damit war sie unzufrieden, sie gab aber nicht auf, sondern blieb dabei, obwohl sie unzufrieden war. Das war doch auf jeden Fall schön?«
    »Schön. Doch. Schön.«
    »Ja«, sagte sie, »und ein paar der Bücher hat sie gekauft, obwohl sie sie in der Bibliothek hätte ausleihen können!«
    »Welche mochte sie denn«, sagte er und hörte, dass seine Stimme etwas krächzte.
    »Ja, eins auf jeden Fall, ich hab vergessen, wie es hieß. Es war auf jeden Fall ziemlich gut. Weiß nicht mehr, wie es hieß.«
    »Nun, dann werde ich es auch nie erfahren«, sagte er und versuchte zu lächeln.
    Das Fahrrad hatte unabgeschlossen dagestanden, er wies sie darauf hin, gleichsam um zu entkommen, aber da sagte sie hier stiehlt wohl keiner , und er antwortete nein, das ist klar , und immer noch sah sie ihn mit diesem neugierigen Gesichtsausdruck an.
    »Sie sollten einmal einen richtigen Liebesroman schreiben, den würde ich auf jeden Fall lesen. Aber sie sagte, Sie hätten keinen geschrieben.«
    »Ich kann keine Liebesromane schreiben«, sagte er beinahe heftig, »dazu tauge ich nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich es weiß, es ist schwer, Punkt, aus. Ich kann anderes schreiben. Aber nicht das. Punkt, aus.«
    »Nee«, sagte sie, »in einem Liebesroman, da kann man sich ja nicht verkriechen, gleichsam, ist es das?«
    Was für ein seltsames Gespräch, hatte er gedacht. Man will, dass es sehr lange dauert und gleichzeitig schnell zu Ende geht.
    »Ich kann auf jeden Fall nicht über Liebe schreiben, habe es nie gekonnt«, er war im Begriff zu sagen, Richten Sie ihr das aus! , bremste sich aber gerade noch und schämte sich. Er hörte selbst, wie absurd es klang. Sie blickte ihn auch ziemlich verwundert an, als verstehe sie nicht, weshalb er sich so echauffierte und was er meinte.
    »Sie hat auf jeden Fall geglaubt, dass Sie dazu taugen könnten«, sagte sie. »Sie könnten doch die Vorstellungskraft benutzen. Tante Ellen hat sich manchmal darüber ausgelassen.«
    Warum war er hergekommen. Es war plötzlich nahezu unerträglich.
    »Hat sie das gesagt?«
    »Ja, wieso?«
    »Hat sie das gesagt?«
    Er war hilflos mit dem Blick an dem Mädchen hängen geblieben. War sie ihrer Tante ähnlich?
    Vielleicht, ein wenig. Die Augen vielleicht.
    Aber sie ließ nicht locker und bohrte weiter: Können Sie nicht einen Liebesroman schreiben, den ich auch lesen kann! , und er dachte, was sage ich, was antworte ich darauf ; ja , sagte er, ich hatte einmal vor, einen Liebesroman über einen geisteskranken Jungen und seine Liebe zu einer Katze zu schreiben, die starb, aber wiederauferstand! , und sie runzelte die Stirn und sah ihn streng und kritisch an: Igitt! Nein, das hört sich eklig an, nichts Religiöses! Es soll wahr sein! , und er sagte, Wie denn? , und sie sagte mit scharfer Stimme, Igitt nein, ich möchte etwas lesen, womit man sich identifizieren kann , und er sagte, Wie denn? , und sie: Ja, etwas mit Liebe, womit man sozusagen zusammenkriechen kann, und er: Ein historischer Roman? , und sie: Nee, eher ein Roman, der – in dem es wahr ist! Verstehen Sie? Ja, in den man hineingehen kann! oder jedenfalls eine Liebesgeschichte , und er sagte hilflos, Wie denn! , und sie fast heiter: Ja, in die man hineingehen kann! Und dann soll es wahr sein!
    Er war drauf und dran, die Kontrolle zu verlieren. Die Sonne so grell! Als hätte der Regen das Licht über dem Skogskyrkogården verstärkt. Schreib einen Brief, wenn ich tot bin.
    Einen Moment lang war es ganz still, dann sagte sie:
    »Sind Sie okay?«
    »Bald«, sagte er. »Bald.«
    Sie gingen gemeinsam über das Feld auf den Wagen zu, und die Sonne war herausgekommen, und das Gras war frisch und nass, und sie schob das Fahrrad und lachte und plauderte, und er hörte fast nicht, was sie sagte, aber sie war ziemlich lustig, und plötzlich fühlte er sich so leicht ums Herz, es war, als ob die Luft ihn trüge, und sie lächelte ihn an und sagte:
    »Aus Ihnen werde ich nicht richtig schlau. Ich begreife nicht, wie Sie einander kennen konnten.«
    »Dann sind wir ja zwei«, hatte er gesagt.
    Sie kamen zum Auto. Sie zeigte wie gelähmt vor Entsetzen auf die Frontscheibe und sagte empört:
    »Ein
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