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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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Nach kurzem Zögern erhob sich Christine auch. «Na schön, wenn du meinst…», sagte sie.
    In der Nische nebenan saß Hercule Poirot und schüttelte betrübt den Kopf.
    Andere Leute hätten sich vielleicht diskret außer Hörweite begeben. Nicht so Hercule Poirot. Solche Skrupel kannte er nicht.
    «Außerdem», sagte er später zu seinem Freund Hastings, «außerdem handelte es sich um Mord.»
    Hastings starrte ihn entgeistert an. «Aber da war er doch noch nicht passiert», sagte er.
    Poirot seufzte. « Mon cher » , erwiderte er. «Es war völlig klar, dass ein Mord geschehen würde.»
    «Warum haben Sie ihn nicht verhindert?»
    Und mit einem zweiten Seufzer erklärte er Hastings, dass es nicht so einfach sei, einen Mord zu verhindern, wenn der Täter entschlossen sei, ihn durchzuführen. Er mache sich wegen dem, was dann geschah, keine Vorwürfe. Es sei, so erklärte Poirot, unvermeidlich gewesen.

3
     
    R osamund Darnley und Kenneth Marshall saßen auf der Wiese über den Klippen der Möwenbucht. Sie befand sich auf der Ostseite der Insel. Die Leute kamen manchmal am Morgen her, um hier ungestört zu schwimmen.
    «Es ist hübsch, mal keinen Menschen zu sehen», sagte Rosamund.
    «Hm – ja», murmelte Marshall fast unhörbar. Er legte sich auf den Bauch und roch an dem kurzen Gras. «Riecht gut. Erinnerst du dich noch an die Wiesen in Shipley?»
    «Natürlich!»
    «War eine schöne Zeit.»
    «Ja.»
    «Du hast dich nicht sehr verändert, Rosamund.»
    «O doch, ich habe mich verändert. Sehr sogar.»
    «Du hast Erfolg, du bist reich und so weiter, trotzdem bist du die alte Rosamund geblieben.»
    «Ich wünschte, du hättest Recht», erwiderte Rosamund leise.
    «Was heißt das?»
    «Ach, nichts. Ist es nicht schade, Kenneth, dass man die Ideale und die Heiterkeit und Harmlosigkeit seiner Jugend verliert?»
    «Ich kann mich nicht erinnern, dass du als Kind besonders nett warst. Du hattest häufig schreckliche Wutanfälle. Einmal hast du dich sogar auf mich gestürzt und wolltest mich erwürgen.»
    Rosamund lachte. «Weißt du noch die Aufregung, als wir Toby zum Bisamfangen mitnahmen?» Ein paar Minuten lang schwelgten sie in der Erinnerung an alte Zeiten. Dann schwiegen sie eine Weile. Rosamunds Finger spielten mit dem Handtaschenverschluss.
    «Kenneth?», sagte sie dann fragend.
    «Hm.» Seine Antwort klang ziemlich undeutlich. Er lag immer noch auf dem Bauch, das Gesicht ins Gras gedrückt. «Ich würde dich gern etwas fragen, Kenneth. Aber es ist ziemlich persönlich. Hoffentlich nimmst du es mir nicht übel.»
    Er rollte sich auf den Rücken und setzte sich auf. «Natürlich nicht», antwortete er ernst. «Frage, was du willst. Schließlich kennen wir uns schon so lange.»
    Sie nickte. Sie freute sich, dass er das gesagt hatte. «Warum lässt du dich nicht scheiden, Kenneth?», fragte sie.
    Sein Gesicht verdüsterte sich. Der glückliche Ausdruck darauf verschwand schlagartig. Er nahm eine Pfeife aus der Hosentasche und begann sie zu füllen.
    «Entschuldige. Ich wollte dir nicht zu nahe treten», sagte Rosamund.
    «Du hast mich nicht beleidigt», erwiderte er ruhig.
    «Na gut, warum also nicht?»
    «Das verstehst du nicht, mein liebes Mädchen.»
    «Magst du sie so sehr?»
    «Darum geht es nicht. Sieh mal – ich habe sie schließlich geheiratet.»
    «Das weiß ich. Aber sie ist so – sie hat keinen guten Ruf.»
    Er überlegte einen Augenblick, während er den Tabak sorgfältig andrückte. «Glaubst du? Vermutlich hast du Recht.»
    «Dein Wunsch nach einer Scheidung wäre durchaus verständlich.»
    «Mein liebes Mädchen, ich finde, dass du so etwas nicht sagen solltest. Nur weil die Männer wegen ihr den Kopf verlieren, muss man nicht gleich annehmen, dass sie mannstoll ist.»
    Rosamund schluckte eine heftige Erwiderung hinunter. Sie meinte nur: «Du könntest es so einrichten, dass sie sich scheiden lässt – wenn dir das lieber ist.»
    «Das wäre eine Möglichkeit.»
    «Wirklich, Ken, du musst etwas unternehmen! Denk an deine Tochter!»
    «Linda?»
    «Ja, Linda!»
    «Was hat Linda damit zu tun?»
    «Arlena schadet Linda nur, wirklich! Ich halte Linda für ein sehr feinfühliges Kind.»
    Kenneth Marshall steckte seine Pfeife in Brand. Während er daran zog, sagte er: «Ja, ich glaube, da ist etwas dran. Arlena und Linda passen nicht zusammen. So eine Stiefmutter ist nicht das richtige für ein junges Mädchen. Es macht mir tatsächlich etwas Sorge.»
    «Ich mag Linda, ich mag sie sogar sehr. Sie ist
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