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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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etwas Besonderes.»
    «Sie gleicht ihrer Mutter. Sie nimmt das Leben so schwer wie Ruth.»
    «Nun», sagte Rosamund nachdenklich, «glaubst du da nicht, dass es das beste wäre, wenn du dich von Arlena trennst?»
    «Eine Scheidung?»
    «Ja. Das ist doch heute nichts Besonderes mehr.»
    «Ja, und genau das gefällt mir nicht», sagte Kenneth Marshall mit plötzlicher Heftigkeit.
    «Wieso?», fragte Rosamund erstaunt.
    «Weil es typisch ist für die heutige Zeit. Wenn man etwas unternimmt, und es gefällt einem nicht mehr, macht man so schnell wie möglich einen Rückzieher. Verdammt, es gibt doch so etwas wie Vertrauen! Wenn man heiratet und verspricht, für seine Frau zu sorgen, nun, dann sollte man es auch tun. Es ist deine Pflicht. Du hast es versprochen. Ich habe diese Schnellheiraten und raschen Scheidungen satt. Arlena ist meine Frau, und damit Schluss!»
    Rosamund beugte sich vor. «So steht es mit dir? ‹Bis dass der Tod euch scheidet›, wie es heißt…»
    Kenneth Marshall nickte. «Stimmt genau.»
    «Aha, ich verstehe.»
     
    Als Mr Horace Blatt auf der engen gewundenen Landstraße zur Bucht von Leathercombe zurückfuhr, hätte er Mrs Redfern beinahe überfahren. Sie presste sich erschrocken in die Hecke, die die Straße begrenzte, während Mr Blatt heftig auf das Bremspedal seines Sunbeam trat. «Hallo-hallohallo!», rief er fröhlich zum Fenster hinaus. Er war ein großer Mann mit einem roten Gesicht und einem rötlichen Haarkranz, der seinen schimmernden kahlen Schädel umgab.
    Es war Mr Blatts offensichtlicher Ehrgeiz, stets Herz und Seele der Gesellschaft zu sein, in der er sich gerade befand. Die Stimmung im «Jolly Roger Hotel», konnte etwas Aufmunterung vertragen. Das war seine Meinung, die er etwas zu laut kundgetan hatte. Er verstand nicht, wieso die Leute immer zu verschwinden schienen, wenn er die Szene betrat. «Hätte Sie beinahe zu Marmelade gemacht, was?», rief Mr Blatt fröhlich.
    «Ja, beinahe», antwortete Christine Redfern.
    «Hüpfen Sie rein!», sagte Mr Blatt.
    «Ach nein, danke, ich möchte laufen.»
    «Unsinn! Wozu ist ein Auto da?»
    Christine Redfern fügte sich in ihr Schicksal und stieg ein. Mr Blatt ließ den Motor wieder an, den er bei seinem plötzlichen Bremsmanöver abgewürgt hatte. «Und wieso gehen Sie hier ganz allein spazieren? Ein hübsches Mädchen wie Sie? Da stimmt etwas nicht.»
    «Oh, ich bin gern allein», erwiderte Christine Redfern hastig.
    Mr Blatt stieß ihr jovial mit dem Ellbogen in die Seite, wobei er beinahe den Wagen in die Hecke gefahren hätte, und erklärte: «Das behaupten die Frauen immer. Aber sie meinen es nicht wirklich. Wissen Sie, dieses Hotel, das Jolly Rogen – keine Fröhlichkeit. Kein Leben! Na ja, ich weiß, es wohnt eine Menge langweiliger Leute dort. Viele Kinder sind da und auch Alte. Wenn ich nur an diesen langweiligen Typ denke, der lange in Indien war, oder an den athletischen Pfarrer oder diese ewig redenden Amerikaner und den Ausländer mit dem Schnurrbart. Wenn ich den Schnurrbart sehe, muss ich immer lachen. Vermutlich ist er Friseur oder etwas Ähnliches.»
    Christine wandte ihm das Gesicht zu. «Nein, er ist Privatdetektiv.»
    Um ein Haar hätte Mr Blatt den Wagen doch noch in die Hecke befördert. «Er ist Privatdetektiv? Wollen Sie damit andeuten, dass er sich verkleidet hat?»
    Christine lächelte schwach. «Natürlich nicht. Er sieht immer so aus. Er ist Hercule Poirot. Sie müssen doch schon von ihm gehört haben.»
    «Ich hatte seinen Namen nicht richtig verstanden. Natürlich habe ich schon von ihm gehört. Aber ich dachte, er sei längst gestorben. Auf wen macht er denn Jagd?»
    «Er ist aus keinem besonderen Grund hier. Er verbringt hier die Ferien.»
    «Na ja, vielleicht stimmt das», erwiderte Mr Blatt, nicht ganz überzeugt. «Scheint mir ziemlich gewöhnlich zu sein, dieser Poirot, wie?»
    «Nun», sagte Christine zögernd. «Er wirkt allerdings etwas sonderbar.»
    «Da fragt man sich doch», rief Mr Blatt, «wo bleibt Scotland Yard? ‹Steh treu zu England› – das ist meine Devise!»
    Sie waren am Fuß des Hügels angelangt. Mit triumphierendem Hupen fuhren sie in die Hotelgarage, die gegenüber dem Hotel auf dem Festland lag.
     
    Linda Marshall betrat den kleinen Laden, in dem Touristen, die die Bucht von Leathercombe besuchten, alles fanden, was sie brauchten. An der einen Seite des Raumes standen Regale mit Büchern, die für zwei Shilling ausgeliehen wurden. Die neuesten waren gut zehn Jahre alt,
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