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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne
Autoren: Agatha Christie
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begeistert bist.»
    «Jedenfalls kann man sehen, dass du dich amüsierst.»
    Sie blickte ihn fragend an. «Was heißt das?»
    «Meiner Meinung nach hast du dem jungen Redfern erzählt, dass wir herkommen wollten.»
    «Mein lieber Kenneth», sagte Arlena, «du willst doch keinen Streit anfangen?»
    «Hör zu, Arlena. Ich kenne dich. Es ist wirklich ein reizendes junges Paar. Der Mann liebt seine Frau. Musst du unbedingt Unruhe stiften?»
    «Es ist sehr unfair, mir daran die Schuld zu geben. Ich habe nichts getan – absolut nichts! Ich kann nichts dafür, wenn…»
    «Wenn was?», unterbrach er sie.
    Sie senkte den Blick. «Nun, ich habe natürlich gemerkt, dass die Männer verrückt nach mir sind. Es ist nicht meine Schuld. Sie reagieren einfach so.»
    «Du gibst also zu, dass der junge Redfern dir nachläuft?»
    «Er benimmt sich wirklich zu dumm», sagte Arlena leise und trat einen Schritt auf ihren Mann zu. «Aber du weißt doch, Kenneth, dass ich nur dich liebe, nicht wahr?» Sie blickte durch ihre dichten dunklen Wimpern zu ihm auf. Es war ein herrlicher Blick, ein Blick, dem nur wenige Männer hätten widerstehen können.
    Kenneth Marshall blieb ernst. Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte. «Ich glaube, ich kenne dich sehr gut, Arlena», sagte er ruhig.
     
    Wenn man das Hotel auf der Südseite verließ, lagen Sonnenterrassen und Badebucht direkt vor einem. Ein Pfad lief an der Südwestseite der Insel oben an den Klippen entlang. Von diesem Pfad führten Stufen zu einer Reihe von Nischen hinunter, die man in den Fels geschlagen hatte. Auf dem Hotellageplan wurden sie als Sonnenklippen bezeichnet. Die Nischen enthielten aus dem Felsen gehauene Steinbänke.
    Gleich nach dem Abendessen gingen Patrick Redfern und seine Frau zu einer dieser Nischen hinunter. Es war eine warme klare Nacht mit einem hellen Mond.
    Sie setzten sich auf eine Steinbank. Eine Weile sagte keiner ein Wort. Schließlich brach Patrick Redfern das Schweigen. «Eine herrliche Nacht, nicht wahr, Christine?», sagte er.
    «Ja.»
    In diesem «Ja» schwang ein Unterton mit, der ihm nicht gefiel.
    «Wusstest du, dass diese Frau hier im Hotel sein würde?», fragte Christine mit ihrer ruhigen Stimme.
    «Ich verstehe nicht, was du meinst», erwiderte er scharf.
    «Ich glaube, das verstehst du genau!»
    «Hör mal, Christine. Ich weiß nicht, was mit dir los ist…»
    «Mit mir los ist?», unterbrach sie ihn. Ihre Stimme zitterte plötzlich. «Die Frage ist doch, was mit dir los ist.»
    «Wieso? Gar nichts.»
    «Ach, Patrick! Das stimmt nicht. Du wolltest unbedingt herkommen. Du warst richtig hartnäckig. Ich wollte wieder nach Tintagel fahren, wo wir – wo wir unsere Flitterwochen verbrachten. Aber du wolltest unbedingt in dieses Hotel!»
    «Warum auch nicht? Es ist sehr schön hier.»
    «Möglich. Aber du wolltest herkommen, weil sie hier sein würde.»
    «Wieso ‹sie›? Wer denn?»
    «Mrs Marshall. Du – du bist ganz verrückt nach ihr.»
    «Mein Gott, Christine, sei kein Dummkopf! Eifersucht passt nicht zu dir!» Sein Protest klang etwas unsicher. Er übertrieb.
    «Wir waren so glücklich», sagte sie.
    «Natürlich waren wir glücklich. Wir sind es noch! Aber wir werden es nicht mehr lange sein, wenn ich mich mit keiner anderen Frau unterhalten kann, ohne dass du wütend wirst.»
    «Darum geht es nicht.»
    «O doch. Auch wenn man verheiratet ist, braucht man – nun – man braucht Freunde. Diese Verdächtigungen sind ungerecht. Ich – ich kann mich mit keiner hübschen Frau unterhalten, ohne dass du den Verdacht hast, ich sei in sie verliebt…» Er brach ab und zuckte resigniert die Schultern. «Du bist in sie verliebt…», begann Christine.
    «Ach, sei kein Dummkopf, Christine!», wiederholte Redfern. «Ich habe – ich habe kaum ein Wort mit ihr gewechselt.»
    «Das ist nicht wahr!»
    «Mein Gott, mach es dir nur nicht zur Gewohnheit, auf alle Frauen eifersüchtig zu sein, mit denen ich mal ein Wort rede!»
    «Sie ist nicht nur irgendeine hübsche Frau», antwortete Christine. «Sie ist – sie ist anders. Sie ist schlecht, ja, sie ist schlecht! Sie wird dir schaden, Patrick, bitte, kümmere dich nicht mehr um sie. Lass uns nach Hause fahren!»
    Patrick Redfern reckte das Kinn vor. Er sah sehr jung aus, während er sagte: «Mach dich nicht lächerlich, Christine! Lass uns nicht darüber streiten.»
    «Ich möchte mich nicht streiten.»
    «Dann benimm dich wie ein vernünftiger Mensch! Gehen wir ins Hotel zurück.»
    Er stand auf.
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