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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir
Autoren: Linda Ladd
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Handgelenken durch, fesselte sie wieder aneinander und zog mich hoch. Ich wurde von einem schrecklichen Schwindelgefühl ergriffen, offenbar Nachwirkung des Schlafmittels. Er zerrte mich hinter sich her zur Rückseite des Lagerhauses, wo die anderen ihre Autos geparkt hatten. Roy und Khur-Vay ließ er einfach mitten unter den Leichen sitzen, als hätte er sie vergessen. Kurz darauf saßen wir in Happy Petes blitzblankem, nagelneuem, schickem Avalanche-Pickup und fuhren den schmalen Kiesweg hinauf in Richtung Teerstraße. Wir holperten über Wurzeln und mähten gnadenlos das Gebüsch am Straßenrand nieder. Ich versuchte, die Wagentür zu öffnen, doch sie war von der Fahrerseite her verriegelt. Also war es meine einzige Chance, zu warten, bis er glaubte, dass er mich so sehr eingeschüchtert hatte, dass ich mich nicht mehr zu rühren wagte. Und dann würde ich fliehen.
    Thomas war aufgekratzt und redete wie ein Wasserfall. Wie toll es sei, dass wir wieder zusammen seien, und dass wir am Strand Muscheln sammeln könnten. Dabei bog er so schwungvoll in die Teerstraße ein, dass sich das Auto beinahe überschlagen hätte. Dann raste er mit Vollgas zur Brücke, und als wir gerade viel zu schnell über den schmalen Überweg fuhren, durchschnitten Autoscheinwerfer die Dunkelheit. Ein Fahrzeug umrundete die Kurve am Riverside Inn, sodass uns das grelle Licht in den Augen blendete.
    Als ich den Wagen als Humvee erkannte, wusste ich dass es Black war. Ich musste etwas unternehmen. Also fing ich an zu schreien und schlug mit gefesselten Händen auf Thomas ein. Gleichzeitig versuchte ich, das Pfefferspray aus der Hosentasche zu holen, doch er versetzte mir einen heftigen Fausthieb auf die Schläfe, sodass ich gegen das Beifahrerfenster geschleudert wurde. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und versuchte, gefährlich hin und her schwankend, auf der Brücke zurückzustoßen. Black hielt mit dem Humvee dröhnend auf uns zu wie ein Panzer, während Thomas am anderen Ende der Brücke das Steuer herumriss, um zu wenden, sodass der Avalanche zur Seite schleuderte. Doch Black kam immer näher, worauf Thomas Gas gab und wir den Humvee seitlich rammten. Der Aufprall war gewaltig. Glas splitterte, Metall knirschte, und die Wucht der Kollision ließ den Avalanche mit quietschenden Bremsen über den Rand der Brücke kippen. Wir stürzten die Uferböschung hinunter und blieben kurz vor dem Wasser auf der Seite liegen.
    Ich wurde mit Schwung gegen das Beifahrerfenster geknallt. Meine Schläfe durchbrach die Scheibe, als der Wagen einige Male hin und her schwankte, sich dann, begleitet vom Kreischen zerknickenden Metalls aufs Dach stellte und kopfüber im Fluss landete. Der zweite Stoß brachte meine Stirn in heftigen Kontakt mit der Windschutzscheibe. Ein unglaublicher Schmerz durchschoss mich, und ich verlor das Bewusstsein, bis das kalte Wasser des Flusses meine Lebensgeister wieder weckte. Ich konnte das hereinströmende Wasser zwar nicht sehen, aber hören und spüren, kalt, beängstigend und schwarz. Die Scheinwerfer leuchteten noch und warfen unter Wasser helle Lichtkegel. Ich stellte fest, dass Thomas versuchte, sich durch das Beifahrerfenster zu retten. Ich folgte seinem Beispiel, denn die reißende Strömung füllte rasch das Wageninnere.
    Geschwächt und aus zwei Kopfwunden blutend, gelang es mir dennoch, in dem versunkenen Auto die Luft anzuhalten, mich aus dem verbeulten Wrack zu befreien und mich durch das zerbrochene Fenster an die Oberfläche zu kämpfen. Ich schwamm nach oben und tauchte, nach Atem ringend, auf. Die tosende Strömung drückte mich kräftig zur Seite. Ich drehte mich auf den Rücken, erhaschte einen kurzen Blick auf die Sterne am schwarzen Nachthimmel und hörte, dass jemand meinen Namen rief. Und dann gab ich auf. Das war das Ende. Meine Zeit war gekommen. Ich versank im dunklen Wasser und ließ mich von ihm flussabwärts tragen und langsam von seinen tintenschwarzen, schweigenden Tiefen verschlingen.

Epilog
Springfield News Leader – Springfield, Missouri
    Mord und Mordversuch in Ozark
Ozark, Missouri – Die Entführung und der versuchte Mord an zwei Frauen durch einen entflohenen psychisch kranken Straftäter hat drei prominente Psychiater das Leben gekostet. Der Zustand eines weiblichen Detectives vom Büro des Sheriffs ist noch immer kritisch. Laut Aussage der Polizisten von der Dienststelle in Ozark, die zuerst am Tatort eintrafen, ist der Psychiatriepatient entkommen und möglicherweise ertrunken,
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