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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir
Autoren: Linda Ladd
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Happy Pete kniete sich neben mich und legte mir die Finger aufs Handgelenk. »Ach, herrje, Ihr Puls rast ja förmlich. Jetzt wissen Sie, was wahre Angst ist, oder? Okay, Thomas, du bist dran.«
    Das war es also. Ich würde sterben. Hier und jetzt. Der Sensenmann hatte mich endlich aufgespürt. Thomas würde mich nun doch ermorden, wie er es immer geplant hatte. Ich beobachtete, wie er wieder das Beil hob, und schloss die Augen, als er damit zuschlug. Ein grausiger schriller Schrei ertönte. Ich machte die Augen wieder auf und sah, dass Happy Pete auf die Knie gefallen war. Er brüllte vor Schmerzen und hielt den Stumpf seines rechten Arms, den Thomas ihm mit gewaltiger Wucht abgehackt hatte. Das Blut spritzte in alle Richtungen. Der abgetrennte Unterarm mit Hand fiel auf den Boden. Ich schob meinen Stuhl zurück, um dem grausigen Anblick zu entkommen, während Thomas das Beil noch einmal heruntersausen ließ, diesmal in einem seitlichen Bogen, der Happy Petes Kopf vom Hals trennte. Der Kopf rollte polternd über den Boden, und eine heiße Blutfontäne ergoss sich über mich.
    Voller Panik stemmte ich mich verzweifelt gegen die Fesseln. Im nächsten Moment war Thomas neben mir, als wäre nichts geschehen, und tätschelte mir tröstend die blutige Wange. Ich wich entsetzt zurück. Sein Gesicht war dicht vor mir, und aus der Nähe sah er völlig anders aus als bei unserer letzten Begegnung. Sein Haar war nicht mehr blond, und er hatte ziemlich stark zugelegt, allerdings hauptsächlich Muskelmasse. Aber er war es, o Gott, und er war völlig übergeschnappt und hatte mich wieder wehrlos in seiner Gewalt. Genau wie beim letzten Mal. Und ich wusste, was er vorhatte und was schon immer sein Plan gewesen war. Er würde mich mit in seine Hölle auf Erden nehmen, wo immer das auch sein mochte, und mich für immer dort gefangen halten.
    »Thomas, bitte«, stieß ich hervor. »Tu mir nichts. Lass mich frei.«
    »Ich will dir nichts tun, Annie, verstehst du? Deshalb musste ich Pete töten.« Er nannte mich bei dem Namen, unter dem er mich in unserer Kindheit gekannt hatte. Als er fortfuhr, verfinsterte sich seine Miene. »Er hat sich für so klug gehalten und gedacht, er könnte mich hypnotisieren. Ausgerechnet.« Er lachte auf, als sei diese Vorstellung absolut albern. Er hatte das Beil noch in der Hand, die allerdings inzwischen auf meinem Schoss lag. Das Blut seiner Opfer tropfte daran herunter. Unterdessen sprach er ernst weiter. »Seit ich in dieses Krankenhaus gesperrt wurde, habe ich mich mit Psychiatrie beschäftigt. Ich weiß, wie es funktioniert und wie die Ärzte denken. Es war einfach nur lächerlich, dass Pete meinte, mich manipulieren zu können. Ein schlechter Scherz. Ich habe schon bessere Psychiater als ihn reingelegt, und alle haben es bei mir mit Hypnotherapie versucht. Ich weiß, wie man tut, als wäre man in Trance, ganz im Gegensatz zu den Leuten, mit denen Pete seine Spielchen getrieben hat.« Während ich in wachsender Verzweiflung aufstöhnte, redete er weiter, als wäre nichts geschehen und als wäre der Boden um uns herum nicht mit verstümmelten Leichen bedeckt. »Tee hat mir einen Schlüssel besorgt und mir bei der Flucht aus dem Krankenhaus geholfen. Das war nett von ihm. Aber das ist nicht wichtig. Es zählt nur, dass wir beide wieder zusammen sind. Wie geht es übrigens Harve?«
    Als er mich das letzte Mal in die Falle gelockt hatte, war es mir gelungen, ihn auszutricksen. Doch nun konnte ich nicht klar genug denken, um etwas zu unternehmen. Ich saß nur da, starr vor einer grausigen und überwältigenden Angst. Ein kleiner Fehler nur, und ich würde einen entsetzlichen, qualvollen Tod sterben. Jetzt konnte mich nichts mehr retten.
    »Komm, Annie, lass uns verschwinden. Wir müssen Pläne schmieden, zum Beispiel, wo wir wohnen wollen. Ich dachte, vielleicht in Florida, Pensacola oder so. Die schneeweißen Strände würden dir gefallen. Oder vielleicht Alabama? In den Südstaaten sind die Leute wirklich freundlich. Außerdem muss ich meine Mutter noch ausgraben. Mein Gott, ich liebe dich so. Es ist so lange her, dass ich dich zuletzt gesehen habe. Warum hast du mich nicht im Krankenhaus besucht? Jeden Tag habe ich am Fenster auf dich gewartet.«
    Steif saß ich da und sah zu, wie er mit dem blutigen Fleischerbeil das Klebeband an meinen Beinen durchschnitt. Inzwischen waren meine Kleider von Petes Blut durchtränkt und fühlten sich auf der Haut klamm an. Thomas schnitt das Klebeband an meinen
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