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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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fertig war. Ich sagte ihm, dass er seiner Mutter einen Kuss von mir geben solle.
    »Küss sie selbst, wenn du dort bist«, antwortete Rink. »Sie wird noch da sein. Ihr geht es von Tag zu Tag besser.«
    Ich rief Richard Dean an.
    Wir trafen uns in einem Diner, das ein ganzes Stück netter war als Shuggies’s Shack. Dem Besteckgeklapper auf den Tellern nach zu urteilen, muss das Essen dort ganz gut gewesen sein. Die Gäste unterhielten sich und lachten miteinander. Die Jukebox spielte Patsy Cline.
    Das war nicht die Art von Atmosphäre, die ich mir für unser Gespräch gewünscht hatte, deshalb führte ich ihn hinters Haus. Der Gestank des in der Tonne verrottenden Mülls gab da schon eher den passenden Hintergrund ab. Er passte irgendwie zu meiner Stimmung.
    Ich hatte gute Lust, ihm auf der Stelle die Fresse einzuschlagen. Aber das tat ich nicht. Obwohl Marianne in seiner Intrige nur eine unbedeutende Rolle als Mittel zum Zweck gespielt hatte, liebte die Tochter ihren Vater immer noch. Ich hatte nicht vor, ihr wehzutun, indem ich ihrem Vater wehtat.
    Außerdem war er alles in allem ein äußerst erbärmlicher Mensch. Damit, ihn zu verprügeln, hätte ich überhaupt nichts bewiesen.
    »Als wir uns zum ersten Mal trafen, habe ich Ihnen erklärt, dass ich nicht der richtige Mann für den Job bin«, sagte ich zu ihm. »Ich habe Ihnen erklärt, dass ich kein Auftragskiller bin. Aber so jemanden haben Sie gesucht.«
    »Ich wollte nur meine Tochter wiederhaben«, antwortete er, aber in seinen Augen spiegelte sich die Lüge.
    »Nein, Dean. Sie wollten Ihren Sohn wiederhaben. Aber Sie wussten, dass das unmöglich war. Also wollten Sie, dass die Person, der Sie die Schuld an seinem Tod gaben, ebenfalls stirbt. Dass ich Ihre Tochter aufspüren sollte, war nur ein Vorwand. So konnten Sie an Bradley Jorgenson rankommen.«
    »Bradley Jorgenson hat meinen Jungen umgebracht.«
    »Da täuschen Sie sich.«
    Ich erklärte ihm, dass Bradley gegen die Militärverträge war und dass er hart dafür arbeitete, die Fehler seiner Vorgänger wiedergutzumachen. Dass dieser Sinneswandel auf Mariannes Konto ging. Dass letzten Endes Stephens Tod diese Veränderungen ausgelöst hatte. Und dass er stolz darauf sein sollte, was seine Kinder geleistet hatten. Aber meine Worte stießen auf taube Ohren.
    Er blieb weiterhin ein verbitterter, irregeleiteter Mann, der sich weigerte, die Wahrheit anzuerkennen.
    »Sie haben mich angelogen, Dean.« Ich zog die Fotos heraus, die er missbraucht hatte, um mich von Bradleys Schuld zu überzeugen. Und dann stopfte ich sie ihm in die Jacke – alle Fotos, bis auf das eine aus der Polizeiakte. Das hielt ich ihm unter die Nase. »Ich weiß nicht, wie es Ihnen gelungen ist, an dieses Foto zu kommen, und das ist mir auch egal, aber ich möchte, dass Sie sich das Bild hier mal genau anschauen. Das Mädchen liebt Sie, Dean. Und Sie haben ihr das angetan.«
    Sein Blick verschleierte sich, als er das Foto betrachtete. Mir kam es so vor, als hätte er eingesehen, dass er seine Wut gegen die falsche Person gerichtet hatte. Von allen Menschen auf der Welt war Marianne die Letzte gewesen, gegen die er die Hand hätte heben dürfen.
    »Sie wird nicht nach Hause kommen«, erklärte ich ihm. »Aber in Wirklichkeit ging es auch nie darum, Marianne zurückzuholen. Was mit ihr geschah, war Ihnen egal. Ihnen war nur wichtig, dass Bradley dabei auf der Strecke bleibt.«
    »Was glauben Sie denn, wie ich mich fühle? Sie ist mit dem Mann, der meinen Sohn getötet hat, ins Bett gestiegen«, sagte Dean. »Marianne hat das Andenken Stephens verraten. Sie hat mich verraten.«
    »Nein, Dean, Sie haben Ihre Tochter verraten. Ich versichere Ihnen mein Beileid für den Verlust Ihres Sohns. Sie haben den Jorgensons die Schuld daran gegeben. Aber dafür, dass Sie Ihre Tochter verloren haben, empfinde ich kein Mitleid. Das haben Sie sich einzig und allein selbst zuzuschreiben.«
    Dean blinzelte mich an. Aber es waren keine Tränen der Scham und der Reue, die seine Augen überlaufen ließen, dafür waren sie zu bitter.
    »Ich habe Sie bezahlt«, sagte er. »Sie müssen sie zurückbringen.«
    Ich holte einen Umschlag aus meiner Tasche und klatschte ihn gegen seine Brust.
    »Alles noch da. Jeder einzelne stinkige Cent davon.« Als er nicht danach griff, ließ ich die zwanzigtausend Dollar auf den Boden fallen. »Betrachten Sie das als Mitteilung, dass ich kündige«, sagte ich. »Und zwar fristlos.«
    »Sie können jetzt nicht mehr da raus. Sie
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