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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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den Raum dahinter.
    Ich befand mich in einem engen Durchgang, einer Art Korridor, der tiefer ins Innere des Gebäudes hineinführte. Ich lauschte nach irgendeinem Hinweis, dass Dantalion mich dort erwartete. Nichts.
    Die Luft war stickig, als ob sie zu lange in diesem Korridor eingesperrt gewesen wäre. Staub legte sich auf meine Lippen, extrem feiner Staub, aber für meine geschärften Sinne dennoch bemerkbar. Jemand hatte sich unmittelbar vorher hier durchbewegt und die Staubpartikel aufgewirbelt, die sich gerade erst wieder setzten. Ich ging weiter.
    Nach etwa zwanzig Metern kam ich zu einer hölzernen Tür. Ich berührte sie mit den Fingerspitzen und spürte etwas Klebriges. Dantalions Blut. Offensichtlich hatte er mit seinem verletzten Arm die Tür gestreift. Ich lächelte vor mich hin. Dann fuhr ich schnell auf dem Absatz herum und riss das KA-BAR hoch.
    Es war ein alter Trick. Einer, den ich auf jeden Fall schon kannte. Eine falsche Fährte führt den Jäger in die Irre, während der Verfolgte kehrtmacht und wartet, bis der Jäger ihn überholt, um ihm dann in den Rücken zu fallen.
    Dantalion war nicht annähernd so clever, wie er dachte.
    Als er aus einem Durchgang rechts von mir herausstürzte, war ich schon bereit.
    Er warf sich mir entgegen und schlug dorthin, wo er mein Genick zu treffen glaubte. Aber ich hatte mich zu ihm hingedreht, er lief direkt in mein KA-BAR. Fünfzehn Zentimeter rasiermesserscharfer Stahl bohrten sich bis zum Heft in seinen Leib.
    Ich riss und drehte das Messer hin und her, selbst als er mit beiden Händen auf mich einschlug. Seine Treffer konnten mir nichts anhaben, aber ich spürte, wie er mich mit einem seiner scharfen Fingernägel ritzte. Er sank über der Klinge zusammen, ich packte ihn am Hals und drückte fest zu, damit mir sein fauliger Atem nicht länger ins Gesicht schlug.
    »Stirb, du Freak!«
    Er konnte nicht antworten. Weil ich seine Luftröhre in meiner Faust zusammenquetschte. Aber ich hätte schwören können, dass seine Zuckungen vom Lachen kamen. Was war denn so verdammt lustig daran?
    Ich spürte eine seltsame Benommenheit im Kopf.
    Und da wusste ich es.
    Es war kein Fingernagel gewesen. Es war eine Nadel. Eine verdammte Injektionsnadel!
    Und dann war es an mir zusammenzusacken.

43
    Er lauerte in der Dunkelheit.
    Dass er zweimal gestolpert war, als er hier in dem lichtlosen Raum Unterschlupf suchte, schob er auf die Plumpheit der menschlichen Hülle, die sein Geist bewohnte. Es war Jean-Paul St. Pierre, der gestrauchelt war, nicht der große Dantalion.
    Ihm fiel auf, dass das Rasen seines Herzens und die Endorphine, die durch seinen Blutkreislauf strömten, den größten Teil seiner Schmerzen unterdrückten und dass er, wäre das hier erst einmal ausgestanden, wohl tagelang darniederliegen würde, ohne funktionieren zu können, und darauf warten musste, dass sein Körper sich selbst heilte. Durch all seine schmerzhaften Verletzungen wurde ihm klar, dass er so lange die Leiden normaler Menschen durchmachen musste, bis sein Buch richtiggestellt war. Er ging davon aus, dass es bis dahin nicht mehr lange dauern würde, glaubte nicht, dass er noch lange in dieser schwachen sterblichen Hülle weiterleben musste. Im Unterbewusstsein hatte er die ganze Zeit daran gearbeitet, Formeln berechnet, die Numerologie auf all jene, die er getötet hatte, angewendet und war zu einem Schluss gekommen. Durch den Abschuss des Helikopters hatte er seine Zahlensumme vervielfacht. Er musste nur noch Hunter umbringen, dann hätte er mit dem ursprünglichen Dantalion gleichgezogen. Alle seine weltlichen Probleme würden hinter ihm liegen.
    Dantalion hatte keine Angst mehr vor Hunter. Er vertraute auf seine Fähigkeiten. Er war ein professioneller Killer. Er war ein Engel, und selbst jemand, der sein Fach so gut beherrschte wie Hunter, war einem göttlichen Wesen nicht gewachsen. Er würde ihn zerstören.
    Hunter hatte eine Pistole, aber das kümmerte ihn nicht. Man konnte einen Menschen auch auf andere Art und Weise töten als mit Kugeln. Mit Arglist und Täuschung konnte man selbst den mächtigsten Feind bezwingen.
    Ich bin besser als Hunter, dachte er. Ich habe ihn bis jetzt jedes Mal geschlagen. Hunter hat mich mehrmals getroffen, aber seine Kugeln haben mich nicht töten können. Warum sollte es diese Mal anders sein?
    Die Spritze mit dem Amobarbital, mit dem er sich schon Bradley Jorgenson zu Willen gemacht hatte, würde Hunter ins Land der Träume schicken. Und dann wäre es ganz
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