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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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»Zwei: Pistole? Was darf’s denn sein, Hunter? Wie soll ich Sie töten?«

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    Einer der obskureren Teile meiner Ausbildung hatte darin bestanden, zu lernen, wie man Folterungen erträgt. Ich habe die ganze Skala der Methoden durchgemacht, die diejenigen anwenden, die es als notwendig erachten, feindlichen Soldaten ihre Informationen zu entlocken. Schlafentzug, Psychospielchen, Schläge, körperliche Schmerzen und Erniedrigung: Als Mitglied der Special Forces musste ich alles ertragen und überwinden können. Als ich zur Einheit unter der Leitung der geheimnisvollen Männer eingezogen wurde, die unter dem Namen Arrowsake bekannt werden sollten, wurde ich mit weiteren Methoden konfrontiert. Unter der Genfer Konvention war Folter verboten. Aber die Leute, die ich bekämpfte, scherten sich einen Scheißdreck um Konventionen. Deshalb war es notwendig, dass ich auch jenen Methoden ausgesetzt wurde, die manche Regierungen und Terroristengruppen ungestraft einsetzten.
    Als die Injektionsnadel in mich eindrang und ich das Rauschen in meinem Schädel spürte, wusste ich sofort, welche Droge da durch meinen Blutkreislauf zirkulierte. Ihre Wirkung hatte ich bereits öfter zu spüren bekommen. Amobarbital – Wahrheitsserum, wie es manchmal auch genannt wird. Es ist ein Hemmstoff, der das Abwehrvermögen herabsenkt. Man fühlt sich wie betrunken. Aber in der niedrigen Dosis, die mir Dantalion eingespritzt hatte, würde es mich nicht umbringen. Ich würde nicht einmal davon einschlafen.
    Allerdings würde es mir das Orientierungsvermögen rauben, mir meine Kräfte nehmen und es mir schwermachen, mich zu wehren. Aber ich wusste, dass ich die Wirkungen überwinden konnte. Wenn ich nur genug Zeit dazu hätte.
    Dantalion kickte mich zu Boden.
    Er wusste es nicht, aber der Schmerz arbeitete für mich. Er löste ein wenig den lähmenden Nebel in meinem Hirn. Ich rollte mich auf die Seite und sah nach Dantalion.
    Meine Augäpfel drehten sich in meinem Schädel, ich sah seine Umrisse dreifach vor mir, dann verschwamm mir die Sicht.
    Ziele auf den in der Mitte, sagte ich mir. Das kam mir selbst schon lustig vor, obwohl ich wusste, dass er auf mich zukam, um mich zu töten.
    Ich rollte mich auf meine Hände und Knie. Übelkeit brandete durch mich wie eine Woge, beinahe hätte ich mich übergeben. Das Herz in meiner Brust fühlte sich an wie ein gigantischer Blasebalg, wie ein Turbolader, der unablässig Blut durch meine Adern pumpte. Schwärze nagte am Rand meines Bewusstseins. Ich schüttelte mich. Du brauchst einen klaren Kopf, du brauchst einen klaren Kopf, skandierte ich vor mich hin. Bekämpfe die Droge, schieb sie zur Seite.
    »Eins: Messer?«, hörte ich.
    Ich wusste überhaupt nicht, was er damit meinte.
    »Zwei: Pistole?«
    Seine Finger zerrten an meinem Rücken herum, da wurde mir mein Fehler bewusst. Ich hatte ihn meine SIG sehen lassen.
    Ich hatte nicht die Kraft zu verhindern, dass er sie mir abnahm. Ich hatte kaum die Kraft, mich auf meinen angewinkelten Unterarmen abzustützen.
    »Was darf’s denn sein, Hunter?«
    Ich atmete tief ein, hielt die Luft an und baute Druck in meinem Kopf auf, um die zuckenden Schatten zu verdrängen.
    »Wie soll ich Sie töten?«
    »Durch Langeweile«, antwortete ich ihm.
    Dann trat ich zu. Auf mein Knie aufgestützt, rammte ich ihm den Absatz gegen das Schienbein.
    Dantalion schrie auf vor Schmerzen – was mehr für meinen klaren Kopf tat als alle anderen Versuche vorher.
    Ich drückte mich hoch und kam auf die Füße. In mir drehte sich alles, es fühlte sich an, als sei ich an Deck eines Schiffs im schlimmsten Sturm des Jahrhunderts. Aber ich ließ nicht nach. Ich schlug ihm meine Handkante zwischen die Beine, schnappte mir alles, was ich finden konnte, und drückte mit aller Kraft zu.
    Sein Schmerz entlud sich in einem schrillen Gewimmer. Ah-ah-ah-ah-ah, er hörte sich an, als müsste er niesen. Um ihn davon abzulenken, verpasste ich ihm mit meiner Stirn einen Kopfstoß ins Gesicht.
    Das war nicht gerade die klügste Idee. Der Aufeinanderprall von Knochen auf Knochen löste einen Tsunami in meinem Kopf aus. Benommen torkelten wir beide zur Seite.
    Ich griff nach meiner Pistole. Sie war nicht mehr da.
    Dantalion hatte beide meine Waffen.
    Dagegen musste ich etwas tun.
    Aber in dem Moment, in dem ich mich auf ihn warf, riss er meine SIG hoch und feuerte.
    Es war eher Glück als Geschicklichkeit, dass ich mich wegduckte und die Kugel unter meiner linken Achselhöhle durchging. Ich holte zu
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