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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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Neuigkeiten für mich.«
»Und du sagst mir Bescheid?«, fragte Joan lächelnd. »Du musst wissen, dass ich deine Entdeckungen sowohl im National Geographic als auch in Archaeology verfolgt habe.«
»Wirklich?« Henry setzte sich etwas gerader hin.
»Ja. Ich fand das alles sehr aufregend.«
Henrys Lächeln wurde breiter. »Ich halte dich ganz bestimmt auf dem Laufenden.« Was er auch genau so meinte. Diese Frau hatte einen Charme, den Henry nach wie vor entwaffnend fand. Ganz zu schweigen von ihrer üppigen Figur, die nicht einmal ihr steriler Laborkittel verbergen konnte. Henry merkte, dass sich seine Wangen leicht röteten.
»Joan, das sehen Sie sich besser mal an«, sagte der Radiologe gedämpft. »Mit dem CT stimmt was nicht.«
Joan fuhr zum Monitor herum. »Was ist?«
»Ich habe gerade ein wenig mit den sagittalen Ansichten herumgespielt, um die Knochendichte zu bestimmen. Alles Fehlanzeige.« Henry sah zu, wie Dr. Reynolds durch mehrere Ansichten schaltete, jede ein tieferer Schnitt durch das Schädelinnere. Auf dem Monitor zeigte sich jedoch immer dasselbe: ein weißer, verschwommener Fleck.
Joan berührte den Bildschirm, als könnten ihre Finger den Bildern einen Sinn abgewinnen. »Versteh ich nicht. Stellen wir die Kalibrierung neu ein und versuchen’s noch mal.«
Der Radiologe drückte einen Knopf und das beständige Klacken der Maschine verstummte. Dafür wurde nun ein noch schneidenderes Geräusch laut, das vorher von dem Pochen der rotierenden Magneten des Scanners übertönt worden sein musste. Es kam aus den Lautsprechern: ein scharfes Zischen wie von Luft, die aus einem Ballon entwich.
Aller Augen richteten sich auf die Lautsprecher.
»Was ist das denn für ein Krach, zum Teufel?«, fragte der Radiologe. Er betätigte einige Schalter. »Der Scanner ist vollständig abgeschaltet.«
Die Reporterin des Herald, die dem Fenster zum CT-Raum am nächsten saß, sprang auf und stieß dabei ihren Sessel um. »Mein Gott!«
»Was ist?« Joan erhob sich und trat zu ihr.
Henry drängte sich vor. Er fürchtete um seine zerbrechliche Mumie. »Was …?« Dann sah er es auch. Die Mumie lag nach wie vor gut sichtbar auf dem Scannertisch. Kopf und Hals zuckten, was das Klappern der metallischen Oberfläche erklärte. Der Mund stand sperrangelweit auf und das schrille Jaulen kam aus der ausgedörrten Kehle. Henry wurden die Knie weich.
»Mein Gott, sie lebt!«, wimmerte die Reporterin entsetzt.
»Unmöglich«, fauchte Henry.
Der Leichnam tobte immer heftiger. Die glatten schwarzen Haare peitschten wie tausend Schlangen um den hin und her schlagenden Kopf. Henry erwartete, dass der Schädel jeden Augenblick vom Hals gerissen würde, aber was dann geschah, war schlimmer. Bei weitem schlimmer.
Wie eine verfaulte Melone explodierte das Schädeldach der Mumie. Etwas Gelbes schoss heraus und bespritzte die Wand, den CT-Scanner und das Sichtfenster.
Die Reporterin wich taumelnd vor dem beschmutzten Fenster zurück. Die Beine gaben unter ihr nach. Und aus ihrem Mund drang ein nicht enden wollendes »O mein Gott o mein Gott o mein Gott …«
Joan blieb professionell ruhig. Zu dem verblüfften Radiologen sagte sie: »Bob, wir müssen diesen Raum unter Quarantäne stellen, Stufe zwei. Los!«
Er starrte, ohne auch nur zu blinzeln, die Mumie an, die aufgehört hatte zu zucken und endlich still dalag. »Verdammt«, flüsterte er schließlich. »Was war da los?«
Immer noch völlig ruhig setzte sich Joan wieder die Brille auf und musterte den Raum. »Vielleicht eingeschlossenes Gas, das explodiert ist«, murmelte sie. »Da die Mumie in großer Höhe eingefroren wurde, könnte sich das durch die Verwesung entstandene Methan beim plötzlichen Auftauen abrupt entladen haben.« Sie zuckte mit den Schultern.
Die Reporterin hatte sich endlich wieder gefasst und wollte ein Foto machen, aber Joan versperrte ihr mit der Handfläche die Sicht. Sie schüttelte verneinend den Kopf. Es würde keine weiteren Bilder geben.
Henry hatte sich seit der Explosion nicht gerührt. Er stand da, die Hand ans Glas gedrückt, und starrte seine zerstörte Mumie und die glänzenden Spritzer an Wänden und CT an. Sie leuchteten unter den Halogenlampen in einem tiefen, rötlichen Gelb.
Die Reporterin deutete mit einer Hand auf das verunreinigte Bleiglasfenster. Ihre Stimme war immer noch zittrig, als sie fragte: »Was ist das für ein Zeug, zum Teufel?«
Henry umklammerte das Dominikanerkruzifix mit der rechten Hand und antwortete schockiert: »Gold.«
    17.14
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