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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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Kreuz«, fasste Joan das Offensichtliche in Worte.
Henry stöhnte und beugte sich näher heran. »Nicht bloß irgendein Kreuz. Es ist das Kreuz eines Dominikaners.« Die Reporterin, die nach wie vor die Kamera vor dem Gesicht hielt, fragte: »Was hat das zu bedeuten?«
Henry richtete sich auf und deutete mit der Hand auf eine lateinische Inschrift. »Der Missionsorden der Dominikaner hat die spanischen Eroberer während ihrer Feldzüge gegen die Indianer von Zentral- und Südamerika begleitet.«
Die Reporterin senkte ihre Kamera. »Also ist diese Mumie einer jener spanischen Priester?«
»Ja.«
»Cool!«
Joan tippte mit ihrem Zungenspatel auf das Kreuz. »Aber die Inka waren nicht dafür bekannt, dass sie ihre spanischen Eroberer mumifiziert hätten.«
»Bis heute«, erwiderte Henry säuerlich. »Vermutlich wird diese Entdeckung allenfalls eine Fußnote in einem Zeitschriftenartikel wert sein.« Seine Träume vom Beweis seiner Theorie zerplatzten im Glanz des goldenen Kruzifixes.
Joan berührte seine Hand mit dem Finger. »Lass den Kopf nicht zu früh hängen! Vielleicht wurde das Kreuz ja einem Spanier gestohlen. Führen wir zuerst die CT-Untersuchung durch und sehen dann, was wir an unserem Freund hier entdekken werden.«
Henry nickte, schöpfte aber nicht wirklich neue Hoffnung. Er warf der Pathologin einen Blick zu. Sie schien ehrlich besorgt. Er schenkte ihr ein kleines Lächeln, das sie zu seiner Überraschung erwiderte. Er erinnerte sich an dieses Lächeln aus längst vergangenen Tagen. Sie waren ein paar Mal miteinander ausgegangen, aber beide waren zu sehr auf ihr Studium konzentriert gewesen, als dass sie mehr als eine oberflächliche Bekanntschaft hätten eingehen können. Und nachdem sich ihre Wege nach dem Examen getrennt hatten, war die Verbindung eingeschlafen, von dem gelegentlichen Austausch von Weihnachtsgrüßen einmal abgesehen. Aber vergessen hatte Henry dieses Lächeln nie.
Sie tätschelte ihm die Hand und rief dann ihrem Assistenten zu: »Brent, könnten Sie Dr. Reynolds Bescheid geben, dass wir für die Untersuchung bereit sind?« Dann wandte sie sich an die Reporterin. »Ich muss Sie bitten, mit uns in den anderen Raum hinüberzugehen. Sie können den Vorgang hinter der Bleiverglasung im Kontrollraum mitverfolgen.«
Bevor er mit den anderen den Raum verließ, überprüfte Henry, ob die Mumie auch sicher auf dem Untersuchungstisch lag. Anschließend zog er ihr noch das goldene Kruzifix vom Hals.
In der angrenzenden Kabine reihten sich Computer und Monitore aneinander. Das Untersuchungsteam wollte mit Hilfe der Computertomographie mehrere radiographische Aufnahmen anfertigen, die der Computer zu einem dreidimensionalen Bild zusammensetzen würde. Diese virtuelle Autopsie erlaubte einen Blick ins Innere der Mumie, ohne dass sie beschädigt wurde. Abgesehen von dem beruflichen Kontakt war dies der Hauptgrund, weshalb Henry seine Mumie um die halbe Welt geschleppt hatte. Johns Hopkins hatte früher schon Analysen peruanischer Eismumien durchgeführt und erhielt von der National Geographic Organisation finanzielle Unterstützung für weitere Untersuchungen. Darüber hinaus verfügte das Institut über ein erstklassiges Genlabor, mit dessen Hilfe sich Abstammung und Genealogie kartografisch darstellen ließen – eine ideale Basis, um anhand konkreter Daten seine umstrittene Theorie zu untermauern. Doch mit dem Dominikanerkreuz in der Hand hatte Henry wenig Hoffnung auf Erfolg.
Sobald sie sich im Kontrollraum befanden, glitt die mit einem schweren Bleischutz versehene Tür hinter ihnen ins Schloss.
Joan stellte ihnen Dr. Robert Reynolds vor, der sie zu den Sesseln hinüberwinkte. Sein Techniker machte sich an die Kalibrierung für die Untersuchung. »Setzt euch, Leute.«
Während die anderen ihre Sessel vor das Sichtfenster schoben, blieb Henry stehen, damit er einen guten Blick sowohl auf die Computermonitore als auch auf das Fenster hatte, durch das er hinaus auf den Scanner und seinen gegenwärtigen Patienten schauen konnte. Die große weiße Maschine füllte die Hälfte des angrenzenden Raums. Der Tisch mit der Mumie darauf ragte aus einem schmalen Tunnel hervor, der ins Herz des Apparats führte.
»Also los«, meinte Dr. Reynolds und schaltete seinen Terminal ein.
Als ein scharfes Klacken aus den Lautsprechern ertönte, fuhr Henry leicht zusammen und hätte fast das goldene Kreuz fallen lassen. Durch das Fenster beobachtete er, wie der Tisch mit der gekrümmten Gestalt darauf langsam auf den
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