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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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zu ihrem ruhigen Auftreten hell auf. In den Augenwinkeln waren leichte Krähenfüße zu erkennen. Auf ihrem Gesicht zeigte sich keinerlei Ekel, als sie die Mumie untersuchte, nicht einmal, als sie die ausgedörrten Überreste mit den behandschuhten Fingern hin und her schob. Henry spürte, dass sie ebenso aufgeregt war wie er selbst. Gut zu wissen, dass Joans Begeisterung für wissenschaftliche Rätsel seit ihrem Studium nicht nachgelassen hatte. Sie machte sich wieder an die Untersuchung, nicht ohne Henry zuvor einen entschuldigenden Blick zugeworfen zu haben, weil sie seiner Einschätzung des Alters der Mumie widersprochen hatte.
Henrys Wangen röteten sich – eher aus Verlegenheit als aus Ärger. Sie war so scharfsinnig und schlau wie eh und je.
Heftig schluckend versuchte er, die Fassung zurückzugewinnen, und wandte sich der Reporterin zu. »Ich kann hoffentlich beweisen, dass die Überreste, die in dieser Inkasiedlung gefunden wurden, eigentlich zu einem anderen Volk peruanischer Indianer gehören, nicht zu den Inka.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Seit langem ist bekannt, dass die Inka ein Kriegervolk waren, das oft benachbarte Völker eroberte und seine Städte über denen der anderen errichtete. Es verleibte sie sich regelrecht ein. Anhand meiner Untersuchungen von Macchu Picchu und anderer Ruinen in abgelegenen Berggegenden der Anden habe ich die Theorie entwickelt, dass die Inka aus dem Tiefland diese Städte in den Wolken nicht erbaut, sondern von einem anderen, vor ihnen existierenden Volk übernommen haben. Sie haben diesen Vorfahren den Platz in der Geschichte geraubt, den sie sich als die geschickten Architekten der Bergstädte verdient hatten.« Henry nickte zu der Mumie hinüber. »Ich hoffe, der Bursche da kann diesen historischen Irrtum korrigieren.«
Die Reporterin schoss ein weiteres Foto, musste dann jedoch zurücktreten, als das Ärzteteam sich an die Untersuchung des unteren Teils der Mumie machte. »Warum glauben Sie, dass diese Mumie Ihre Theorie untermauern kann?«, fragte sie.
»Die Grabstätte, in der wir sie entdeckt haben, ist mindestens ein Jahrhundert älter als die Ruinen der Inka, was darauf hindeutet, dass wir es hier möglicherweise mit den wahren Erbauern der Bergfestung zu tun haben. Außerdem ist diese Mumie einen guten Kopf größer als der durchschnittliche Inka in dieser Region … sogar seine Gesichtszüge unterscheiden sich. Ich habe die Mumie hierher gebracht, um zu beweisen, dass sie nicht zu den Inka gehört, sondern zu den wahren Architekten dieser außergewöhnlichen Städte. Mit den hier vorhandenen Genkarten kann ich beweisen …«
»Henry«, unterbrach ihn Joan erneut. »Vielleicht möchtest du dir das hier mal ansehen.«
Die Reporterin trat beiseite, um Henry Platz zu machen, und hob erneut ihre Nikon, die ihr halbes Gesicht bedeckte. Henry schob sich zwischen Joan und dem anderen Arzt durch, die den Rumpf des Leichnams abgetastet hatten. Engels Assistent, ein junger Mann mit sandfarbenem Haar und großen Augen, hatte sich über die Mumie gebeugt und zog vorsichtig mit einer Pinzette eine lange Schnur aus einer Hautfalte am Hals der Gestalt.
Joan zeigte darauf. »Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten«, meinte sie und zerteilte die lederartige Haut, sodass die Knochen darunter sichtbar wurden. »Ich muss noch eine mikroskopische Untersuchung vornehmen, damit ich ganz sicher sein kann, aber ich würde sagen, die Verletzung ist ante mortem entstanden.« Sie warf Henry und der Reporterin einen Blick zu. »Vor Eintritt des Todes«, übersetzte sie. »Und war höchstwahrscheinlich dessen Ursache .«
Henry nickte. »Die Inka hatten eine Schwäche für Blutrituale. Viele waren mit Enthauptung und Menschenopfern verbunden.«
Der Assistent der Ärztin arbeitete weiter an der Verletzung und holte ein Stück Schnur hervor. Er hielt inne und sah seine Mentorin an. »Ich halte es für ein Halsband«, murmelte er und zog weiter. Bei dieser Bewegung regte sich etwas unter dem Gewand.
Joan hob ihren Blick zu Henry – eine schweigende Bitte um die Erlaubnis, fortzufahren.
Er nickte.
Langsam und vorsichtig zupfte und zerrte der Assistent das Halsband unter dem ausgefransten Stoff hervor. Plötzlich zerriss das uralte Material und das Ding an der Schnur lag offen vor ihnen.
Alle vier rangen nach Luft. Das Gold glänzte hell unter den Halogenlampen des Labors. Eine ganze Serie von Blitzen blendete sie, als die Reporterin rasch hintereinander mehrere Fotos schoss.
»Es ist ein
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