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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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erwiderte Sam und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.
Maggie hielt ihm den Hut hin. »Hier. Du hast was fallen lassen.«
Er nahm ihn entgegen und sein leicht verzerrtes Lächeln wirkte halb linkisch, halb beschämt. Er setzte den Hut auf. »Danke sehr.«
»Stirb bloß nicht noch mal!«, warnte sie ihn, streckte die Hand aus und richtete die Krempe.
»Ich werd mir alle Mühe geben.« Er beugte sich zu ihr herab, während sie ihm den Hut richtete, und sah ihr tief in die Augen.
Sie entzog sich ihm nicht, trat jedoch auch nicht näher. Zu sehr war sie sich der Anwesenheit des Professors und des Gewichts der Waffe über der linken Schulter bewusst. Sie starrten einander zu lang an und so entglitt ihnen der Augenblick allmählich. Maggie biss die Zähne zusammen. Zum Teufel mit ihren Ängsten! Sie streckte die Hand nach ihm aus – aber da wandte sich Sam plötzlich ab.
Auf einmal brüllte ihnen eine andere Stimme aus der Dunkelheit zu: »Waffen fallen lassen!« Eine Gestalt trat in den Fackelschein, sie hielt Denal in den Armen. Der Junge hatte die Lippen fest aufeinander gepresst und an seiner Kehle lag ein langer Militärdolch, dessen Klinge aus rostfreiem Stahl den Schein der Fackeln reflektierte. Die Augen des Jungen waren vor Entsetzen weit aufgerissen.
»Otera!«, zischte Henry.
    Lautstark stürmte Norman durch das Unterholz des Regenwalds. Tränen verschleierten ihm die Sicht. Zwar versuchte er halbherzig, geräuschlos voranzukommen, doch dauernd brachen Zweige oder raschelten trockene Blätter. Trotzdem stolperte er weiter – denn in Wahrheit war es ihm gleichgültig, ob ihn jemand hörte.
    Erneut stand ihm das Bild vor Augen, wie der Mönch von der Wiese aufgesprungen war. Der Schweinehund hatte sich tot gestellt, hatte darauf gewartet, dass Norman und Denal hinüber zum Helikopter gingen. Bevor Norman hätte reagieren können, hatte sich der Mönch Denal geschnappt und dann waren plötzlich zwei Klingen aus den Scheiden an seinen Handgelenken hervorgeschossen. Norman hatte rein instinktiv reagiert. Er war von seinem Angreifer weggesprungen, in den Regenwald abgetaucht und davongelaufen.
    Erst als sein panikerfülltes Herz wieder etwas langsamer schlug, war ihm die Feigheit seiner Handlung zu Bewusstsein gekommen. Er hatte Denal im Stich gelassen. Er hatte nicht mal versucht, den Jungen zu befreien.
    Logisch gesehen konnte Norman seine Handlungsweise rechtfertigen. Er hatte keine Waffen. Jeglicher Rettungsversuch hätte zweifelsohne dazu geführt, dass sie beide getötet worden wären. Aber im Herzen wusste er es besser. Seine Flucht war pure Feigheit gewesen. Er erinnerte sich an das Entsetzen in Denals weit aufgerissenen Augen. Was hatte er da getan?
    Erneut flossen die Tränen und machten ihn fast blind. Plötzlich verschwand der Regenwald. Die Finsternis verwandelte sich in Helligkeit, Norman kam stolpernd zum Stehen und rieb sich die Augen. Als er wieder klar sehen konnte, schnappte er entsetzt nach Luft.
Granaten und Gewehrfeuer hatten eine kleine Lichtung in den Regenwald gerissen. Überall lagen zerfetzte Leichen umher. Männer und Frauen. Allesamt Inka. Er wich taumelnd zurück, denn der Gestank brachte ihn zum Würgen: Blut, Exkremente, Angst.
»O mein Gott …«, ächzte er.
Dicke Fliegenschwärme hatten sich bereits auf den Leichen niedergelassen und überall summte und schwirrte es.
Dann erhob sich plötzlich links von ihm ein riesiger Schatten: der Tod, der von ihm Besitz ergreifen wollte. Norman wirbelte herum, um sich der neuen Bedrohung zu stellen. Er würde nicht mehr fliehen. Er konnte nicht mehr fliehen. Erschöpft und hoffnungslos fiel er auf die Knie.
Er hob das Gesicht einem riesigen, bedrohlichen Speer entgegen, dessen goldene Klinge in der Helligkeit blitzte.
Norman zuckte nicht zurück.
Tut mir Leid, Denal.
    Mit vorgehaltener Waffe ging Henry auf Otera zu. »Lass ihn los!«
    Der Junge zitterte am ganzen Körper, während ihm das Messer fester gegen die zarte Kehle gedrückt wurde. Ein Blutfaden rann ihm den Hals herab. »Versuchen Sie’s nicht mal, Professor. Zurück! Oder ich schlitze den Jungen vom Hals bis zum Bauch auf.«
    Henry unterdrückte einen Fluch und wich einen Schritt zurück.
In den Augen des Mönchs loderte es wild. »Tun Sie, was ich gesagt habe, und alle bleiben am Leben! Sie und der Junge sind mir völlig gleichgültig. Mir geht es bloß um das Gold. Ich nehme es mit und ihr bleibt alle hier. Ein fairer Handel, oder etwa nicht?«
Sie zögerten. Henry warf erst
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