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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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fahre ausgesprochen sicher.“
    Kristina schnaubte. „Das sagen alle, bevor sie sich unversehens in einem Leichensack wiederfinden.“
    Er lachte und drosselte das Tempo. Kristina atmete auf. Die Gefahr war vorerst gebannt. Blieb nur zu hoffen, dass es sich bei ihrem attraktiven Fahrer nicht um einen Verrückten handelte. Bisher schien er recht vernünftig zu sein. Ein wenig seltsam in seiner Ausdrucksweise, aber höflich und charmant. Die Art, wie er an ihren Lippen hing und jedes ihrer Worte aufsog, als wären sie eine persönliche Offenbarung für ihn, gab ihr das Gefühl, dass sich noch nie jemand so ernsthaft und ehrlich für sie interessiert hatte, wie dieser Mann. Ob das nicht zugleich ein Grund zur Besorgnis war, konnte sie nicht mit Gewissheit sagen. Auf jedem Fall war es schmeichelhaft.
    Vor ihrem Zuhause stoppte er den Wagen. Mit dem Verstummen des Motors verstummten auch ihre Gespräche und eine plötzliche Befangenheit machte sich breit. Kristina blickte aus dem Fenster und betrachtete die Nachtfalter, die um die Straßenlaternen flatterten. Bleiches Licht floss in zentrischen Kreisen über den Gehweg.
    „Also gut Kristina, einer von uns muss ja den Anfang machen“, sagte er in die Stille hinein. „Darf ich noch auf einen Kaffee mit in deine Wohnung kommen?“
    Kristina schnaubte. „Ja klar, Kaffee, gute Idee.“
    Marcus zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ist meine Frage unschicklich? Ich dachte, das wäre die übliche Vorgehensweise in einer solchen Situation.“
    Unwillkürlich musste sie grinsen. Es hatte tatsächlich den Anschein, als würde er das zum ersten Mal machen. „Kaffee ist das Synonym für etwas ganz anderes, weißt du das denn nicht?“
    „Ich verstehe“, sagte Marcus. „Das war nicht besonders geschickt von mir. Ich möchte einfach nicht, dass der Abend jetzt schon endet.“
    Während er redete, bewunderte Kristina seine entzückenden Grübchen und fragte sich, wie sich seine Lippen wohl anfühlten. „Das möchte ich auch nicht“, sagte sie. „Aber bist du dir wirklich sicher, dass du nicht versuchen würdest, mich zu verführen?“
    Marcus nickte. „Selbstverständlich.“
    Sie näherte sich seinem Gesicht bis auf wenige Zentimeter, eine für sie ungewöhnlich kühne Geste. Sein Atem streifte ihre Wange. Ihre Haut begann, zu prickeln und in ihren Ohren rauschte das Blut.
    Sie kannte das Gefühl, das ihren Körper durchflutete, kannte es gut, auch wenn es sie nicht allzu oft überfiel. Begehren.
    „Nicht einmal ein Kuss?“, flüsterte sie.
    Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Im nächsten Augenblick legte sie ihre Lippen auf die Seinen. Zuerst schien er überrascht, doch dann zog er sie an sich und erwiderte den Kuss. Seine Lippen waren fest und kühl und schmeckten nach geschmolzenem Schnee. Sie wollte versinken in diesem Kuss, wollte ihre Vernunft über Bord werfen und einfach nur tun, was sie fühlte. Doch die besonnene Kristina gewann die Oberhand. Es war nicht richtig, sich einem Fremden an den Hals zu werfen. Widerwillig löste sie sich von ihm.
    „Lügner“, wisperte sie und lehnte sich auf den Beifahrersitz zurück. Zarte Röte überzog ihre Wangen.
    „Das war eine gemeine Falle“, stellte er fest.
    „Ich wollte nur meinen Standpunkt klarmachen. Männer sind nie ehrlich, wenn es darum geht, was sie wirklich wollen. Ihr würdet einer Frau alles erzählen, nur um sie rumzukriegen, ihr würdet sogar den Ahnungslosen spielen“, erwiderte sie.
    „Du glaubst also, dass ich dich nur rumkriegen will, wie du es nennst?“
    „Selbstverständlich.“
    Marcus schüttelte den Kopf. „Ich leugne nicht, dass ich dich begehre, doch ich bin nicht nur darauf aus, dich zu verführen. Du faszinierst mich. Frag mich nicht warum, aber du hast etwas an dir, was mich magisch anzieht.“
    Kristina antwortete nicht. Von magischer Anziehungskraft oder gar Liebe auf den ersten Blick hielt sie nicht viel. Sie senkte den Kopf und spielte mit dem Mondsteinring an ihrem Finger, während sie das Für und Wider eines One-Night-Stands erwog. Diese brachten normalerweise weder Befriedigung noch eine dauerhafte Beziehung. Allerdings hatte sie sich bisher auch noch nie so stark von jemandem angezogen gefühlt. Sie schnaubte. Allem Anschein nach war auch sie ein Opfer dieser zweifelhaften Anziehungskraft.
    „Ich halte normalerweise nichts von One-Night-Stands“, sagte sie.
    „Glaubst du etwa, dass ich ständig mit irgendwelchen Frauen nach Hause gehe?“, fragte er
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