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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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sich. Ein leichter Schwindel ließ sie schwanken. Er drückte sie gegen die Wand, presste sich an sie und begann, ihren Hals zu küssen. Kristina stöhnte leise. Jeder vernünftige Gedanke wurde von ihrer Begierde niedergerungen. Ich will ihn , dachte sie nur und schlang die Arme um seinen Hals.
    Plötzlich ließ er sie los und wich zurück. Kristina öffnete die Augen und sah ihn verwirrt an. Die Adern unter seiner Haut waren deutlich zu erkennen und seine tiefschwarzen Augen fixierten sie derart eindringlich und hungrig, dass sie für einen Augenblick ganz beklommen wurde. Er starrte sie an wie ein Besessener.
    „Was ist los?“, fragte sie.
    Er schluckte. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals jemanden so begehrt zu haben wie dich in diesem Moment.“ Seine Stimme klang gepresst.
    „Warum hörst du dann auf?“
    „Weil ich … weil ich dir nicht wehtun möchte.“
    Seine Worte fühlten sich an wie eine kalte Dusche. Sie runzelte die Stirn. „Was willst du mir damit sagen? Hast du merkwürdige sexuelle Vorlieben oder bist du ein Psychopath oder so etwas in der Art?“
    Marcus lachte kurz und freudlos. „Lieber Himmel, nein. So habe ich das nicht gemeint. Aber es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe.“
    Ernüchtert hob Kristina die Augenbrauen. Sie wollte nicht, dass er ging. „Warum sagst du das? Du musst nicht gehen.“
    Er wandte sich ab. „Doch. Ich habe es dir versprochen.“
    Scheiß auf das Versprechen , schoss es ihr durch den Kopf. Doch sie sprach es nicht aus. Ein bitterer Geschmack stieg ihre Kehle hinauf, ein Anflug von Übelkeit, begleitet von einem dumpfen Pochen hinter ihren Schläfen. Sie rieb sich über die Stirn.
    „Was hast du?“, fragte er.
    Sie winkte ab. „Nichts, mir ist nur irgendwie komisch.“
    Er griff nach ihrer Hand. „Sei unbesorgt, das wird gleich vergehen.“
    „Woher willst du das wissen?“
    Er lächelte freudlos. „Vertrau mir, ich weiß es.“
    Kristina löste ihre Hand aus seiner. „Wenn du das sagst.“
    Er ignorierte die Herablassung in ihrer Stimme. „Würdest du mir bitte deine Telefonnummer geben, bevor ich gehe?“
    „Okay. Warte hier“, sagte sie nach kurzem Zögern, schob sich an ihm vorbei und lief in das angrenzende Wohnzimmer. Auf dem Tisch lag ein Block mit Klebezetteln. Sie fischte einen Kugelschreiber aus der Schublade und notierte ihre Telefonnummer. Anschließend kehrte sie in den Flur zurück und reichte ihm den Zettel.
    „Ich danke dir. Wenn du nichts dagegen hast, rufe ich dich im Laufe des Tages an“, sagte er.
    „Wenn es das ist, was du möchtest“, erwiderte sie betont gleichgültig.
    „Das ist genau, was ich möchte.“ Er umfasste ihre Taille und versuchte, sie wieder in seine Arme zu ziehen, doch Kristina entwand sich seinem Griff. Seine Zurückweisung hatte sie verletzt. Außerdem war ihr schwindlig.
    Sichtlich enttäuscht ließ er die Arme sinken. „Ich gehe jetzt besser.“
    „Okay.“
    „Ich wünsche dir eine gute Nacht und werde dich auf jedem Fall heute noch anrufen“, versprach er.
    „Tu das“, erwiderte sie gleichmütig.
    Er beugte sich vor, als wollte er sie küssen, wich jedoch wieder zurück. Dann ging er, ohne sich noch einmal nach ihr umzublicken. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, stand Kristina noch einen Moment unschlüssig im Flur. Er hatte sein Versprechen gehalten, doch wäre es ihr weitaus lieber gewesen, wenn er es gebrochen hätte, denn dann würde sie sich nicht so verdammt unbefriedigt fühlen. Sie lief in das Badezimmer, schminkte sich ab, putzte die Zähne und ging zu Bett. An Schlaf war jedoch nicht zu denken, dafür war sie viel zu aufgewühlt. Etwas an diesem Mann faszinierte sie, zog sie in seinen Bann und ließ sie nicht mehr los. Zum ersten Mal verstand sie Frauen, die behaupteten, einem Mann verfallen gewesen zu sein, denn genau das war das Gefühl, welches sie gerade empfand. Sie könnte ihm verfallen, sich in ihn verlieben, ihn vielleicht sogar lieben. Sie schnaubte, schloss die Augen und versuchte, diese unsinnigen Gedanken aus ihrem Kopf zu drängen. Immerhin war sie eine erwachsene Frau und kein hormongesteuerter Teenager. Es war völlig abwegig und lächerlich dieser flüchtigen Begegnung eine derartige Bedeutung beizumessen. Weder war er der Mann ihres Lebens, noch würde sie ihm verfallen. Er war bedeutungslos, genauso bedeutungslos, wie all die anderen flüchtigen Bekanntschaften. Trotzig rollte sie sich in ihre Decke und schlief ein.

2
     
    Marcus raste durch die nächtliche
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