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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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erfüllen.“
    „Zacharias? Ist er wieder im Lande?“, fragte ihn die Stimme.
    „Nein. Er gab mir die Karte vor meiner Abreise in New York.“
    „Das ist bedauerlich, wir sind alte Freunde, wissen Sie. Nun ja, Zacharias’ Freunde sind auch meine Freunde. Haben Sie geschmackliche Vorlieben?“
    Marcus war überrascht, wie schnell und unverblümt Klemens Hoffmann zum Kern seines Anliegens kam.
    „Ja, wenn möglich hätte ich gerne null negativ von einer Frau.“
    „Da muss ich nachsehen, das haben wir nicht immer vorrätig. Diese Blutgruppe ist genauso schwer zu beschaffen wie AB negativ.“
    Er hörte, wie Klemens Hoffmann in irgendwelchen Unterlagen blätterte.
    „Sie haben Glück, wir haben was da“, sagte er schließlich. „Wissen sie, wie die Übergabe erfolgt?“
    „Nein.“
    „Kommen Sie in dreißig Minuten zur Raststätte an der A3 Richtung Frankfurt. Auf dem Parkplatz werden sie einen schwarzen Jeep mit getönten Scheiben sehen. Das ist meine Gefährtin. Die Übergabe der Ware erfolgt dort, Bezahlung in bar.“
    Marcus zögerte. Einen Blutbeutel auf einer Raststätte in Empfang zu nehmen erschien ihm absurd. „Ich würde es vorziehen, die Ware bei Ihnen abzuholen.“
    Klemens Hoffmann lachte. „Seien Sie unbesorgt, Herr Casals, alles läuft für gewöhnlich schnell und problemlos. Fragen sie Zacharias, er wird es Ihnen bestätigen.“
    „Gut, ich werde da sein“, stimmte Marcus zu. Zacharias hätte ihm sicher nicht Hoffmanns Karte gegeben, wenn er nicht absolut zuverlässig und vertrauenswürdig wäre.
    Er legte auf. Kurz überschlug er den zeitlichen Rahmen und beschloss, umgehend loszufahren. Je früher er da war, umso eher konnte er das Blut in Empfang nehmen. Überpünktlich traf er auf dem Parkplatz ein und hielt nach dem beschriebenen Fahrzeug Ausschau. Im Zwielicht des anbrechenden Tages lag der Parkplatz fast verlassen da. Eine Handvoll Lkws, deren Fahrer noch schliefen, ein paar Reisende und Nachtschwärmer, die den Tag mit frittiertem Essen und billigem Automatenkaffee begannen. Ungeduldig trommelte Marcus mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und überlegte, dass es ein Leichtes wäre, in einen der parkenden Lkws einzubrechen und sich an dem schlafenden Fahrer zu laben. Bei dieser Vorstellung spürte er seine Fangzähne, die sich ungeduldig nach draußen zu schieben begannen. Seine Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen. Wo blieb nur dieser verdammte Jeep?
    Er spähte Richtung Einfahrt und konzentrierte sich auf die herannahenden Fahrzeuge. Endlich näherte sich der Wagen. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er auf den Parkplatz und kam fünfzehn Meter entfernt ruckartig zum Stehen. Marcus stieg aus und schlenderte hinüber. Eine getönte Scheibe wurde heruntergelassen und das Gesicht einer hellblonden, sehr blassen Frau kam zum Vorschein.
    „Marcus del Casals?“, fragte sie.
    „Ja.“
    „Ich bin Ellen. Dreihundert kostet das Blut. Bezahlung in bar, keine Kreditkarte.“
    „Ja, ich weiß. Herr Hoffmann hat mich bereits darüber informiert.“ Marcus zog seine Brieftasche aus der Jeans und begann, die Geldscheine abzuzählen.
    Sie lächelte. „Hattest du keine Zeit für die Jagd oder keine Lust? Ein attraktiver Mann wie du sollte doch keine Probleme haben, Beute zu finden.“
    Marcus hielt ihr die Geldscheine hin. „Ich hatte keine Lust, dachte, ich halte es noch ein oder zwei Tage aus.“
    Sie runzelte die Stirn und betrachtete ihn skeptisch. Normalerweise konnten die älteren Unsterblichen sehr genau spüren, wann sie Nahrung brauchten, es sei denn, ihr Blutdurst wurde völlig überraschend geweckt.
    Sie schnupperte und grinste dann anzüglich. „Ah, ich sehe schon. Jemand hat dich entfacht. Ich kann sie an dir riechen. Warum hast du dich nicht an ihr genährt, wenn sie so appetitlich war?“
    Marcus spürte ein nervöses Kribbeln in der Magengrube. Auf keinem Fall durfte Ellen merken, dass sein Interesse an Kristina über die Befriedigung seiner Triebe hinausging. „Ich hebe sie mir auf. Es ist wie ein Festmahl, die Vorfreude steigert den Appetit.“
    Ellen lachte und warf den Kopf zurück. Ihre kirschfarbenen Lippen öffneten sich und entblößten die Ansätze ihrer Fangzähne. Entweder war sie älter als sie aussah, oder sie hielt es nicht für nötig, sich zu tarnen. „Und die Kleine hat keine Ahnung, was ihr blüht?“
    Marcus schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist völlig ahnungslos.“
    Ellen beugte sich vor. „Ist sie in dich verliebt?“
    Marcus lächelte
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