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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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Obwohl, die Sache mit dem leicht zu haben hatte sich in der vergangenen Nacht erledigt, nachdem sie sich ihm förmlich an den Hals geworfen hatte. Seltsamerweise verspürte sie nicht das Bedürfnis, eine ihrer Freundinnen anzurufen. Normalerweise tauschte sie gerne Neuigkeiten aus, doch die Begegnung mit Marcus ließ sich nicht in Worte fassen. Worte konnten nicht annähernd beschreiben, was sie fühlte. Etwas Bedeutsames war geschehen. Etwas, das ihr Leben verändern würde, das spürte sie. Doch ihre Freundinnen würden ihre Geschichte nur belächeln und sie für verrückt erklären. Liebe auf den ersten Blick ? Schicksal? Lächerlich!
    Und normalerweise würde sie ihnen zustimmen, war sie sich bisher nicht einmal sicher gewesen, ob sie überhaupt an die Liebe glaubte, auf welchem Blick auch immer. Doch nach letzter Nacht nagten Zweifel an ihr.
    Das Klingeln des Telefons schreckte sie aus ihren Gedanken. Sie hob den Hörer ab und wusste, wer es war, noch bevor er ein Wort sagte. „Hallo?“
    „Kristina?“
    „Ja.“
    „Hier ist Marcus. Habe ich dich geweckt?“
    „Nein, ich bin schon eine Weile wach. Ich bin unter der Dusche gewesen.“
    Ein kurzes Schweigen. „Wie geht es dir?“
    „Ich bin ein wenig müde und ich muss ständig an letzte Nacht denken.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Wieso sagte sie so etwas?
    „Mir geht es ebenso. Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“
    Seltsam, dass er ihr gerade diese Frage stellte, nachdem sie vor kaum einer Minute selbst noch darüber nachgedacht hatte.
    „Ich weiß nicht Marcus, vielleicht. Manche Menschen verwechseln Begehren mit Liebe.“
    „Hast du Lust, dies bei einem weiteren Treffen zu erörtern?“
    „Ja, habe ich.“
    „Wie wäre es dann mit heute Abend? Darf ich dich um halb neun abholen?“
    „Ja, das klingt gut. Ich freue mich.“
    „Ich mich auch Kristina, ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen.“ Nach diesen Worten legte er auf.
    Kristina blieb einen Moment stehen, den Hörer an ihre Brust gepresst. Kein Geplänkel, keine Spielchen, keine Zweifel. Zum ersten Mal in ihrem Leben war alles klar. Entgegen ihrer üblicherweise eher gedämpften Stimmung fühlte sie sich den Rest des Tages glücklich und beschwingt und konnte es kaum erwarten, Marcus zu treffen. Dieses aufdringliche Glücksgefühl ließ sich selbst dann nicht abschütteln, als sie eine Mitteilung ihres Vermieters im Briefkasten fand, in dem er sie an die Einhaltung der Hausordnung - sprich das Reinigen des Treppenhauses - erinnerte. Mit einem seligen Lächeln im Gesicht tänzelte sie durch die Wohnung und ertappte sich sogar dabei, wie sie fröhlich vor sich hinsummte, während sie ein passendes Kleid für den Abend aussuchte. Mit nie gekannter Sorgfalt bereitete sie sich auf das Treffen vor und beherzigte sogar ein paar von Pias pseudoprofessionellen Schminktipps.
    Pünktlich um zwanzig Uhr neunundzwanzig klingelte es. Sie betätigte den Türöffner, schnappte die Handtasche von der Garderobe und öffnete die Wohnungstür, um Marcus entgegen zu eilen.
    „Guten Abend, Kristina“, begrüßte er sie höflich.
    Sie zuckte erschrocken zurück. „Hallo. Bist du die Treppe hinauf geflogen?“
    Er ergriff ihre Hand. „Ich bin sehr schnell. Bist du bereit?“
    Kristina nickte. Auf dem Weg nach unten musterte sie ihn verstohlen. In dem grellen Licht konnte sie die feinen Äderchen unter seiner blassen Haut erkennen, und er wirkte müde und irgendwie unheimlich. Er bemerkte ihren Blick.
    „Stimmt etwas nicht?“, fragte er.
    Kristina spürte, wie sich ihren Wangen röteten. „Entschuldige, ich wollte dich nicht anstarren. Du siehst nur müde aus. Hast du schlecht geschlafen?“
    „Ja, das habe ich“, erwiderte er schlicht.
    Sein Mercedes parkte in der Einfahrt vor dem Haus.
    „Du parkst wohl immer in erster Reihe?“, fragte Kristina kopfschüttelnd.
    Marcus öffnete die Wagentür. „Natürlich. Ich möchte, dass du es so komfortabel wie möglich hast.“
    Er wartete, bis sie eingestiegen war, schloss die Tür, ging um den Wagen herum und nahm auf dem Fahrersitz Platz.
    „Wo möchtest du hingehen? Hast du einen Wunsch?“, fragte er.
    Sie deutete auf einen bewaldeten Hügel, der sich in der Ferne über der Stadt erhob. „Wie wäre es mit dem kleinen Italiener auf dem Berg? Von dort aus hat man eine wundervolle Sicht über das Tal. Wir könnten Wein trinken und reden und uns besser kennenlernen.“
    „Hervorragende Idee. Beschreib mir bitte den Weg.“
    Kristina
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