Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen
Autoren: Christine Saamer-Millman
Vom Netzwerk:
erstaunt.
    Kristina winkte ab. „Vergiss es, du musst dich nicht rechtfertigen. Was ich tue, tue ich, weil ich es will und nicht wegen deiner Beteuerungen. Ich kann dir allerdings nicht versprechen, dass zwischen uns etwas laufen wird, auch wenn ich dich mit in meine Wohnung nehme.“
    „Ich mache es einfacher für uns“, erwiderte er. „Ich verspreche dir hiermit, heute Nacht nicht mir dir zu schlafen, selbst wenn du mir dein Einverständnis signalisieren solltest.“
    Sie lachte. „Na gut, wir werden sehen ob du, was dieses Versprechen betrifft, genauso standhaft bleibst wie bei dem Kuss.“
    „Es war nur ein Kuss, mit dem du mich überrumpelt hast, doch das wird dir nicht noch einmal gelingen.“
    Sie stiegen aus und schlenderten zur Haustür. Während Kristina in der Handtasche nach dem Hausschlüssel suchte, strich Marcus mit den Fingerspitzen über ihren Rücken. Seine Berührung war so zart wie ein Windhauch und verursachte ihr eine Gänsehaut, die sich über den gesamten Körper verteilte. Schnell zog sie den Schlüssel hervor und öffnete die Haustür.
    „Ich wohne im fünften Stock“, sagte sie knapp und begann, die Stufen zu erklimmen. Sie war an die vielen Treppenstufen gewöhnt, doch die meisten ihrer Gäste schnauften und keuchten, bis sie oben ankamen. Marcus jedoch lief leichtfüßig neben ihr her und ließ keine, wie auch immer gearteten, Anzeichen von Anstrengung erkennen. Entweder trieb er Ausdauersport oder er vermochte die Anstrengung geschickt zu verbergen. Sie musterte ihn heimlich. Im grellen Licht des Flurs sah er besorgniserregend blass aus, fast schon kränklich, und doch schien er eine ausgezeichnete Kondition zu haben.
    Ein wenig zögerlich folgte er ihr in ihre Wohnung hinein, hielt im Flur inne und sah sich um. „Du malst.“
    „Ja, eines meiner Hobbys“, erwiderte Kristina, während sie den Hausschlüssel an den Haken an der Wand hängte.
    Marcus trat an ein großes Ölgemälde im Flur heran. Es zeigte eine abstrahierte Frau in einer riesigen blauen Blase. Sie hatte ihr Gesicht in den Händen verborgen und hockte zusammengekauert da.
    „Sie sieht traurig aus und einsam“, stellte er fest. „Es gefällt mir. Man kann erkennen, dass du inspiriert bist. Hast du je daran gedacht, Kunst zu studieren?“
    Kristina zuckte die Schultern. „Ja schon, aber meine Großeltern hielten es für keine gute Idee.“
    „Deine Großeltern?“
    „Meine Eltern sind jung gestorben. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen“, erklärte sie.
    „Das tut mir leid.“
    „Es ist lange her.“ Sie wollte nicht über ihre Vergangenheit sprechen, nicht in diesem Augenblick und nicht mit ihm.
    „Bereust du es?“, fragte er.
    „Was?“
    „Dass du nicht Kunst studiert hast?“
    Kristina zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Manchmal schon.“
    Er trat auf sie zu und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Du bist noch jung, du könntest es immer noch tun. Heißt es nicht, lebe deine Träume, bevor es zu spät ist?“
    Kristina schnaubte. „Ich habe keine Träume.“
    „Jeder Mensch hat Träume“, entgegnete er.
    „Ich nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Wer keine Träume hat, dem können sie auch nicht genommen werden.“
    Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Wie kann jemand so jung und schon so desillusioniert sein?“
    „Wie kann jemand so jung sein und daherreden wie ein alter Mann?“, entgegnete Kristina unwirsch.
    Plötzlich blickte Marcus betreten drein. „Ich wollte dich nicht verärgern. Tut mir leid.“
    „Ist schon gut. Es ist nur ein Thema, über das ich nicht allzu gerne spreche.“
    „Ich verstehe.“ Einen Augenblick lang betrachtete er sie, wie ein abstraktes Gemälde, dessen Sinn er nicht verstand. Dann trat er auf sie zu.
    Kristina wich zurück. „Soll ich uns einen Kaffee machen?“, fragte sie nervös. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, dass er sie jetzt küsste.
    „Nein“, flüsterte er und vergrub seine Hände in ihrem Haar. Langsam beugte er sich zu ihr hinab und legte seinen Mund auf ihren. Ganz zart zuerst, vorsichtig, so als befürchtete er, sie zu verschrecken, wenn er jetzt zu ungestüm wäre. Seine Zunge fuhr über ihre Lippen, die sich ihm bereitwillig öffneten. Heiße Wellen jagten durch ihren Körper. Die Intensität ihrer Gefühle erstaunte sie. Lag es an dem Long Island Icetea oder reagierte ihr Körper so stark auf seine Nähe?
    Marcus’ Hände glitten über ihre Taille, bis hinauf zu ihrer Brust. Kristinas Atem beschleunigte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher