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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u
Autoren: Mara Laue
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einer Spur von einem Projektil in Chisholms Schädel. Wie auch immer die Mitglieder der Gemeinschaft das angestellt hatten, es gab nicht den geringsten Hinweis auf ein Verbrechen, sondern nur auf einen entsetzlichen Unfall. Erst recht gab es keine Spur davon, dass auf deren Hof jemand ermordet worden wäre. Jarods einzige Aussage hatte in Anbetracht dieser Sachlage gelautet, dass er sich an nichts erinnern könne.
    Zwar traute er Buchanans Bande durchaus entsprechende Raffinesse im Verwischen ihrer Spuren zu, aber er klammerte sich an die Hoffnung, dass er nur einen Albtraum gehabt hatte, als er gefoltert und Chisholm erschossen worden war und er Kara von Kugeln durchsiebt tot zu Boden stürzen gesehen hatte.
    Das Haus in Inverness war jedoch verlassen. Er ließ es sich von der örtlichen Polizei öffnen unter dem Vorwand, dass er Kara MacLeod dringend als Zeugin in einem Fall brauchte, sie aber seit Tagen nicht erreichen konnte. Entsprechend sah auch das Haus innen aus. In der Küche faulte Obst in einer Schale, gammelte saure Milch im Kühlschrank vor sich hin, im Wohnzimmer lag ein aufgeschlagenes Buch auf dem Tisch.
    In Karas Zimmer war das Bett nicht gemacht und ihr Nachthemd lag unordentlich auf dem Kopfkissen. Jarod nahm es und vergrub seine Nase darin, sog ihren Duft ein und verspürte einen schmerzhaften Stich im Herzen. Ja, verdammt, er hätte ihre Sukkubusnatur akzeptieren können, hätte sich klaglos damit arrangiert, dass er nicht der einzige Mann in ihrem Leben hätte sein können, hätte zusammen mit ihr eine Lösung gefunden, damit sie trotzdem glücklich miteinander hätten leben können. Aber Kara war tatsächlich tot. Ebenso der Rest ihrer Familie.
    Er steckte ihr Nachthemd ein, durchsuchte noch einmal das ganze Haus und meldete die Familie anschließend bei seinen Kollegen in Inverness als vermisst. Damit war der offiziellen Seite Genüge getan. Die MacLeods würden verschollen bleiben und ihre Vermisstenakte in ein paar Jahren als ungelöste Fälle ins Archiv wandern.
    Jarod kehrte nach Edinburgh zurück und nahm ein paar Tage später seinen Dienst wieder auf. Erst im Nachhinein fiel ihm auf, dass er im Haus der MacLeods keine Spur von der fünfbändigen Chronik der Gemeinschaft des Lichts gefunden hatte. Dafür lag in seinem Posteingang auf der Dienststelle eine Ansichtskarte von San Francisco. Einen Text gab es nicht darauf, und seine Adresse war per Computer auf die Karte gedruckt. Das Motiv zeigte die Golden Gate Bridge und davor eine siebenköpfige Touristengruppe, die fröhlich lachend in die Kamera winkte. Alle trugen T-Shirts, auf denen je ein Wort gedruckt war, die zusammen den Satz ergaben: Come! San Francisco Is Waiting For You!  
    Jarod starrte die Gruppe an und glaubte zu träumen. Er nahm eine Lupe, um ihre Gesichter genauer sehen zu können, und brach in befreiendes Lachen aus, das seine düstere Stimmung schlagartig vertrieb. Die Gruppe trug die Gesichter der MacLeods und ihres Cousins Camulal. Und auf Karas T-Shirt prangte das Wort »Come!«  
     
     

Epilog
     
    Jonathan Brooke überreichte dem rothaarigen Mann einen dicken Schlüsselbund. »Mr. O’Carraig, das Haus gehört Ihnen. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl darin.«
    »Mit Sicherheit«, antwortete Callum O’Carraig. »Von so einem Haus haben meine Familie und ich schon immer geträumt. Mitten im sonnigen Kalifornien, San Francisco direkt vor der Tür – ja, wir werden uns hier sehr wohl fühlen.«
    Brooke war hoch zufrieden mit dem Verkauf dieses Hauses in Redwood City. Seit Jahren hatte es niemand haben wollen, weil es angeblich darin spukte. Er glaubte zwar nicht unbedingt an Spuk, zog es aber trotzdem vor, das Haus nicht zu betreten, und übergab den Schlüssel deshalb im Vorgarten. Doch diese irischstämmige Künstlerfamilie fand gerade den Aspekt des »Spukhauses« unwiderstehlich. Da Brooke sie schriftlich von dem angeblichen Spuk in Kenntnis gesetzt hatte, konnten sie den Kaufvertrag nicht rückgängig machen, zumindest nicht mit der Begründung, dass es im Haus tatsächlich spukte.
    Die O’Carraigs sahen genauso aus, wie man sich Iren klischeehaft vorstellte: rote Haare, grüne Augen, helle Haut, und sie sprachen sogar mit irischem Akzent. Darüber hinaus schienen sie schweinereich zu sein. Und die drei Frauen waren zum Anbeißen. Brooke fühlte eine Hitzewallung in sich aufsteigen, als die ältere Tochter, Carrie O’Carraig, ihm zulächelte.
    »Besorgen Sie für mich bitte ein kleines Häuschen am
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