Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bevor sie verlöschten.
    Schlagartig legte sich die Dunkelheit über die Höhle. Nur weiter entfernt, wo sich die Luke befand, schimmerte noch ein grauer Fleck, das war alles.
    Ich aber stand im Finstem.
    Und hörte den Atem…
    Es war ein furchtbares Geräusch. Ein kräftiges und gleichzeitig würgendes Keuchen, das auch zischend klang, als würde ein Ungeheuer seinen Atem ausstoßen, der durch die Höhle wehte.
    Das Blut im Krug begann zu kochen. Ich vernahm die blubbernden Geräusche, auch die Außenwand erwärmte sich.
    Magie breitete sich aus.
    Sicherheitshalber trat ich zurück und hatte dabei das Gefühl, von allen Seiten belauert zu werden. War sie schon da?
    Hielt sie sich an den Seitenwänden versteckt, oder lag sie vielleicht flach auf dem dunklen Boden? Nichts von dem stimmte.
    Sie kam von vorn und trat vor dem Altar aus der Felswand. Glücklicherweise warnte mich das kurze Flimmern, das die Umrisse der Gestalt genau nachzeichnete. Es stand nicht einmal für die Dauer einer Sekunde in der Luft, doch es reichte schon aus, um Konsequenzen zu ziehen.
    Ich tauchte blitzschnell weg, fand mich am Boden wieder, schloß die Augen, als ich mich abrollte, und kam wieder geschmeidig hoch, so daß ich dem Altar den Rücken zudrehte.
    Sie lachte. Sie freute sich wahrscheinlich darüber, daß sie nun ihr Katzund-Maus-Spiel mit mir beginnen konnte. »Ich bin immer schneller als du!« hörte ich ihre neutral klingende Stimme. »Du wirst mich nie erwischen können.«
    Solange sie redete, tat sie nichts. Ich war einige Schritte vorgelaufen, um aus ihrer nächsten Reichweite zu gelangen. Den Spiegel hielt ich in der Handfläche und hatte ihn so gekantet, daß ich beim Hineinschauen sehr viel von der Höhle sehen konnte.
    Auch den Altar, wo Flora erschienen war und sich nun an meine Verfolgung machte.
    Sie war tatsächlich aus der Wand gekommen. Hinter dem Stein blieb sie stehen. Die Fackelflammen waren nicht ausgeblasen worden. Sie hatten sich wieder hochgestellt und leuchteten Flora an, so daß ich sie gut erkennen konnte.
    Auf ihrem Kopf wuchsen Schlangen!
    Nicht so dick wie die bei den anderen Medusen, diese hier sahen eher aus wie lange, helle Würmer. Und eine helle Haut zeigte auch ihr Gesicht. Zu vergleichen mit der eines Albinos. Sie wirkte fast durchsichtig. Selbst aus meiner Distanz zu ihr konnte ich die dünnen Adern unter der Haut erkennen.
    Ihre Augen waren ebenfalls sehr gut zu sehen, weil sie eine hellrote Umrandung zeigten. Ebenfalls Augen eines Albinos. Der Mund bildete einen dünnen Strich, auch der Körper war mager. Das weiße Gewand erinnerte an ein Totenhemd.
    Im Gegensatz zu den vier Medusen draußen im Garten war Flora eine widerliche und häßliche Person. Sie stieß mich ab. Unter dem Gewand trug sie nichts. Als sie die Arme ausstreckte und das Flammenlicht über den dünnen Stoff fiel, zeichneten sich darunter in Brusthöhe die schon knabenhaften Hügel ab. Doch die Überraschung ging weiter. Sie stieg auf den Altar, und ich konnte die männlichen Geschlechtsteile für einen Moment sehen.
    Jetzt wußte ich, wer diese Person war.
    Keine Frau und kein Mann, weder ein Mädchen noch ein Junge. Die Griechen hatten dafür ein besonderes Wort gefunden. Ein Hermaphrodit!
    Bisher hatte ich von dieser Göttergestalt nur gehört und gelesen. Ich wußte nicht, daß es sie auch in Wirklichkeit gab, und zwar in dieser Form, nicht wie manche Personen aus dem Untergrund, die sich hatten operieren lassen.
    Sie stand auf dem Altar und lachte. Deshalb auch diese Stimme. Nicht weiblich, nicht männlich.
    »Weißt du nun Bescheid, Fremder?«
    »Ja, du bist ein Hermaphrodit!«
    »Sehr richtig. Ein Liebling der Götter, wie man in der Antike sagte. Aber so etwas gibt es noch heute, deshalb konnte ich auch das Blut zu mir nehmen.«
    »Wer sind deine Eltern?«
    »Es gibt sie nicht mehr. Meine Mutter brachte sich um, als sie mich sah. Mein Vater ist verschollen, aber ich bin da, und das wird der Welt auch reichen.«
    Nach diesen Worten sprang sie geschickt zu Boden, und näherte sich mir. Ich schaute sie mir im Spiegel an. Sie stand sehr gut, ich rechnete mir genau die Entfernung aus. Mittlerweile war ich als Schütze so gut, daß ich auch über die Schulter schießen konnte.
    Die Beretta lag in der Rechten. Ich hob den Arm an, sie kam vor, ich ging weiter und näherte mich dem Ausstieg.
    Zwei Sekunden wollte ich mir geben. Es kam nicht mehr dazu, denn schlagartig änderten sich die Verhältnisse…
    ***
    Das Wasser des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher