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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa
Autoren: Jason Dark
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hätten sich die Blicke der beiden Frauen getroffen. So aber war der Kelch an Clarissa noch einmal vorbeigegangen.
    Und Chloe wußte, wo sich der Geisterjäger aufhielt. Sie gab diese Information an ihre Medusenschwestern weiter. Clarissa bekam Angst um John. Diese drei Weiber konnten einem einzelnen sehr gut eine Falle stellen.
    Wieder schaute sie und hatte sich kaum bewegt, als die Echos zweier Schüsse die Ruhe des Gartens zerstörten. Clarissa ging heftig zurück. Aus dem Garten drang der schrille Schrei zu ihr. Der Schrei einer Frau, also mußte John Sinclair eine Medusa erwischt haben. Sollte sie sich freuen?
    Clarissa wußte es nicht. Schließlich war eine Person gestorben, aber sie mußte einfach nachschauen und ging einen zögernden Schritt nach vorn, als sie den zweiten nicht mehr tat.
    Sie hatte etwas gehört.
    Nicht im Zimmer, draußen im Gang. Es waren leise, schleichende Schritte, die bereits die Treppe hinter sich gelassen hatten und sich dabei auf ihr Zimmer zubewegten.
    John Sinclair konnte es nicht sein, er hielt sich unten im Garten auf. Also gab es nur eine Alternative.
    Als Clarissa daran dachte, wurde sie bleich. Das Blut hatte ihr Gesicht verlassen, auf der Stirn lag der Schweiß wie ein feuchter Film. In den Beinen spürte sie das Zittern. Sie konnte sich nicht einmal aussuchen, wer sich dort im Gang bewegte, das mußte einfach die dunkelhäutige Mona sein, die Schlimmste der Medusen.
    Clarissa vernahm Monas Lachen. Die Meduse brauchte nichts zu sagen. Es war einzig und allein dieses widerliche Lachen, das mehr beschrieb als tausend Worte.
    Nahe der Tür stoppten die Schritte. Auch das Gelächter war verstummt. Die Stille drückte auf Clarissas Nerven. Sie sah kaum noch einen Ausweg. John Sinclair wußte sie in Sicherheit. Er konnte ja nicht ahnen, wie trügerisch sie war.
    Sollte sie schreien?
    »Hallo, Kindchen, ich bin gekommen. Ich bin schon fast da!« Mona sprach die Worte leise und trotzdem gut verständlich. »Ich brauche nur in das Zimmer zu kommen und dich anzuschauen. Dann haben wir die erste weibliche Steinfigur bei uns.«
    Clarissa konnte nicht antworten. Das Wissen um ihr nahes Ende und die Angst schnürten ihr einfach die Kehle zu. Sie hütete sich, eine Drehung zu machen, nur nicht zur Tür schauen, der anderen immer den Rücken zeigend, das war sicherer.
    »Dein Freund hat eine meiner Schwestern getötet, Kindchen, das gefällt mir gar nicht. Ich werde mich rächen. Da er für mich momentan nicht greifbar ist, wirst du daran glauben. Hörst du?«
    »Geh! Geh weg! Ich… ich habe dir nichts getan!« Clarissa sprach stotternd der offenstehenden Balkontür entgegen. »Verschwinde doch… laß mich in Ruhe!«
    »Nein, Kindchen!«
    Mona ging weiter. Die dunkelhäutige Meduse fand Spaß daran, die andere zu quälen. Sie schob sich auf die Schwelle und streifte dabei mit der Schulter an der Türecke entlang.
    »Jetzt bin ich im Zimmer, Kindchen!«
    Clarissa hatte den Eindruck, als wäre es mit einer wattigen Luft gefüllt. Alles hatte sich verändert. Der Odem des Bösen pulsierte zwischen den Wänden.
    Sie war nicht fähig, eine Antwort zu geben und hörte schon die nächste Frage: »Willst du dich nicht umdrehen und mich ansehen? Dann hast du es hinter dir. Oder bin ich dir nicht schön genug? Stören dich die Schlangen auf meinem Kopf? Keine Sorge, wenn du sie mit den richtigen Augen sehen würdest, kämst du nicht darum herum, sie auch zu lieben. So wie wir es tun.«
    »Geh doch weg!« Clarissa schlug die Hände vor ihr Gesicht, als würde Mona schon vor ihr stehen.
    »Tut mir leid, Kindchen, ich bleibe! Ich bin jetzt ganz nahe bei dir.« Der letzte Satz wurde von einem schleifenden Schrittgeräusch begleitet, als die dunkelhäutige Meduse sich noch weiter auf Clarissa vorschob. Die junge Engländerin stand da, ohne sich zu rühren. Schon jetzt kam sie sich vor wie versteinert, und das änderte sich im nächsten Augenblick, als Mona ihren Arm ausstreckte und die Hand auf Clarissas Schulter legte.
    Sie schüttelte sich. Dieser Druck der Hand erschien ihr hart wie eine Steinpranke. Zudem hatte Mona die Finger gekrümmt. Es war eine besitzergreifende Geste, ein Zeichen, daß sie ihr Opfer freiwillig nicht mehr loslassen würde.
    »Jetzt gehörst du mir, Kindchen. Du brauchst dich nur umzudrehen und mich anzusehen.«
    »Nein, nein!«
    »Dann muß ich dich zu deinem Glück zwingen. Ich werde um dich herumgehen und dir die Hände vom Gesicht reißen. Ich habe dich vorher genau
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