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Das Blut der Medusa

Das Blut der Medusa

Titel: Das Blut der Medusa
Autoren: Jason Dark
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stirbt.
    Ich wartete noch einige Sekunden, vernahm ein Schaben, als würden Füße über den Boden schlagen und verließ erst dann geduckt mein Versteck, aber so, daß ich die am Boden liegende Person in der Spiegelfläche sehen konnte.
    Ob sie eine oder zwei geweihte Silbergeschosse erwischt hatten, war nicht zu erkennen. Jedenfalls lag sie da und regte sich nicht. Das Gesicht zeigte einen fast schon friedlichen Ausdruck, nur auf ihrem Kopf hatte sich etwas getan.
    Dort bewegten sich die Schlangen nicht mehr. Sie wirkten wie stumpfe, dicke Würmer, die dabei waren, sich in graugrünen Staub aufzulösen. Ich setzte auf das volle Risiko und näherte mich der Person, ohne daß ich sie im Spiegel sah.
    Ihr Gesicht war bleich. Der Mund stand offen, die Augen ebenfalls. Das geweihte Silber hatte ihrem unseligen Dasein ein Ende gesetzt. Es war so wie bei den Vampiren.
    »He, Chloe, wo bist du? Gib Antwort!«
    Die beiden Blonden hatten gemeinsam nach ihrer dunkelhaarigen Schwester gerufen.
    Eine Antwort bekamen sie trotzdem. Allerdings nicht von ihrer Schwester, ich gab sie.
    »Chloe ist tot!« rief ich laut, und meine Stimme schallte über den Garten.
    »Wenn es euch nicht auch so ergehen soll, zieht euch lieber zurück und laßt mich in Ruhe. Ich will euch nicht, ich will nur Flora. Sagt mir, wo sie ist und wo sich das Blut befindet!«
    Nach dieser Aufforderung war es zunächst still. Ich blieb auch nicht mehr an der gleichen Stelle, wechselte geduckt und rasch meinen Standort und lief wieder in Richtung Pool.
    Dort war bestimmt alles frei.
    Ich irrte mich nicht. Die Liegen waren leer. Der Stoft der Sofas bleichte in der Sonne.
    Mit der einen Seite standen die Liegen zu einer Geometrie aus Blumenrabatten. Eigentlich hätte mir aus dieser Richting Blütenduft entgegenwehen müssen, aber das war nicht der Fall. Zwar roch ich die Blumen, doch dazwischen mischte sich ein fast widerlicher, feuchter, nach Höhle und Moder riechender Gestank.
    Ich kam mir vor wie der Elefant im Porzellanladen, als ich die Rabatten zertrat, um nachzuschauen, woher der Geruch wehte. Die Blumen rahmten ein Viereck ein. Und dieses Viereck bestand aus Marmorsteinen, wobei in der Mitte ein großer, quadratischer Stein fehlte, so daß er den Eingang zu einem Tunnel oder den Weg in die Unterwelt bildete.
    Vielleicht zu Flora?
    Nein, nicht vielleicht, bestimmt! Wenn es ein Versteck für sie gab, dann in der Erde. Zahlreiche griechische Inseln wiesen unter dem felsigen Boden ein Labyrinth aus Höhlen, Tunnels und Gängen auf. Wieso sollte es hier anders sein?
    Die Medusen verständigten sich durch Zurufen untereinander. Ich wunderte mich nur, daß ich die Stimme dieser dunkelhäutigen Mona nicht hörte. Suchte sie woanders?
    In meiner unmittelbaren Nähe befand sie sich nicht, das stellte ich mit einem schnellen Rundblick fest. Ich zögerte auch, in die Öffnung zu steigen, bis ich aus der Tiefe ein Lachen und dazwischen eine böse klingende Stimme vernahm.
    »Komm nur her, ich warte auf dich!«
    Es mußte sein. Entweder, oder.
    Ich entschied mich für das oder und fand dicht unter der Klappe die erste Stufe…
    ***
    Es hatte einige Zeit gedauert, bis sich Clarissa von dem Schock über den hautnah erlebten Tod des Malers erholte. Dann aber dachte sie daran, daß sie John Sinclair nicht alles allein überlassen konnte. Sie wollte ihm zumindest auf ihre Art und Weise helfen. Von der Galerie her besaß sie einen guten Überblick.
    Die Warnung des Geisterjägers ging ihr nicht aus dem Kopf. Auf keinen Fall durfte sie eine der verwandelten Medusen anschauen. Dann war auch sie verloren.
    Clarissa traute sich nicht, den Balkon zu betreten. In der Tür blieb sie stehen und drückte sich dabei auf die Zehenspitzen, um besser in den Garten schauen zu können.
    Zunächst sah sie nichts. Weder von John Sinclair noch von den vier Medusen.
    Ihre Blicke streiften von rechts nach links durch den Garten. Dann sah sie die Bewegung.
    Das Mädchen hatte Glück, daß es aus einer gewissen Höhe nach unten schaute. So blickte sie den blonden Medusen nicht in die Gesichter, sondern auf die Köpfe, wo sich die Schlangen wie übergroße, graugrüne Würmer bewegten.
    Anscheinend wußten die Medusen nicht, wo sie ihren Gegner suchen sollten. Sie zeigten sich ziemlich ratlos, schauten mal nach rechts, dann nach links und redeten flüsternd miteinander.
    Plötzlich erschien Chloe.
    Sofort zuckte Clarissa zurück. Es war ihr Glück, denn die Schwarzhaarige hob den Kopf.
    Vielleicht
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