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Das Bild - Geschichte einer Obsession

Titel: Das Bild - Geschichte einer Obsession
Autoren: Jean de Berg
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erinnerten an eine verbannte Göttin. Ich sah, daß ihre Aufmerksamkeit erneut von ihrer jungen Begleiterin, ihrer Schülerin, ihrem Opfer, ihrem Spiegel, in Anspruch genommen wurde. Diese hatte zur gleichen Zeit ihre diskrete Haltung eines Objekts der Begierde wiedergefunden.
Wir hatten unseren Tee ausgetrunken. Als Anne die Falten ihres Kleides auf ihrem Stuhl ordnete, fragte Claire schroff:
«Ist die Rose immer noch an ihrem Platz?»
Das junge Mädchen neigte bejahend den Kopf.
«Wenn du sitzt», fuhr Claire fort, «hängen die Blütenblätter doch zwischen deinen Schenkeln und werden dort zerdrückt, oder?»
Anne nickte.
«Dann mußt du die Beine weiter öffnen, damit die Blume frei hängen kann und nicht beschädigt wird... Hörst du?»
Das junge Mädchen, dessen Oberkörper unbeweglich blieb und dessen Augen starr auf die leere Tasse gerichtet waren, führte den Befehl wortlos aus, wobei sie erneut die Falten ihres Rocks über ihrem Bauch und ihren Knien ordnete. Claire führ fort:
«Spürst du die Blütenblätter jetzt zwischen deinen Schenkeln?»
Anne nickte bejahend.
«Ist es angenehm?» fragte Claire.
Diesmal errötete das junge Mädchen.
«Was ist? Kannst du nicht antworten?»
«Ja... Es ist angenehm», wiederholte das junge Mädchen. Aber das war kaum ein Murmeln. Claire drohte ihr, wenn sie in Zukunft nicht deutlicher spreche, würde sie ihre Brüste entblößen, hier, vor allen Leuten. Und, zu mir gewandt:«Das ist ganz leicht, wissen Sie, das gebauschte Dekolleté ihres Kleides wird nämlich nur durch ein Gummiband gehalten ... und sie trägt nichts darunter ...»
Claire ließ den Worten die Tat folgen, legte die Hand auf den Busen ihrer Freundin und zog den Rand des Stoffs einige Zentimeter nach unten. Auf diese Weise entblößte sie vollständig die runde Schulter, den fleischigen Ansatz der Achselhöhle und die Hälfte einer Brust.
Doch sie wagte nicht, so weit zu gehen, ihre Spitze freizulegen. Man erkannte aber diesen weißeren, zarteren, intimeren, sanft gerundeten Bereich, der zu neuen Qualen herauszufordern schien. Weiter oben hatte sich der ursprüngliche Sitz des Ausschnitts im Fleisch mit einer rosa Linie abgezeichnet, die sich durch die Falten unregelmäßig tief eingedrückt hatte.
«Man beobachtet uns», sagte ich, «weiter können Sie nicht gehen. Schade!»
«Nun, dann brechen wir eben auf!» antwortete Claire gereizt.
Wir erhoben uns alle drei. Das junge Mädchen hatte das Oberteil seines Kleides wieder zurechtgerückt und ging auf Claire zu, um ihr ein paar Worte ins Ohr zu flüstern. Diese sah sie mit einen boshaften Lächeln an, offenbar erfreut, sich so rasch revanchieren zu können, und rief laut: «Nein, du wirst jetzt nicht gehen. Ich habe keine Lust, auf dich zu warten. Du hättest eben nicht so viel Tee trinken sollen.»Die kleine Anne folgte uns also mit gesenktem Kopf. Ich verstand ohne Mühe, daß sie auf die Toilette hatte gehen wollen und daß ihr die Erlaubnis verweigert worden war.
Aber ich wußte noch nicht, worauf Claire hinauswollte. Sie führte uns gleichgültig durch den Park, ließ uns hier und da ein Blumenbeet, einen kunstvoll geschnittenen Strauch, die Anlage einer Allee bewundern.
Schließlich gelangten wir in einen verwilderten Teil des Parks, ohne runde Blumenbeete und ohne Mauerbögen, wo sehr große Bäume unter ihrem welken Laub einen weniger dichten und weniger gut gepflegten Rasen begruben.
Dieser beinahe verwahrloste Teil des Gartens lockte niemanden an, vor allem nicht um diese Zeit, wo die untergehende Sonne die Schatten stärker hervortreten ließ. Ich ahnte, daß unsere Führerin einen ruhigen Ort suchte, so weit wie möglich von den üblichen Spazierwegen entfernt.
Tatsächlich blieb Claire schon bald stehen und bezeichnete uns einen bräunlichen Teppich, aufgehäufte Reste von Laub und dünnen Zweigen, unter einer breit gewachsenen Buche, deren niedrige Aste in der Nähe des Stamms freien Durchgang ließen, sich dann aber fast bis zum Rasen neigten.
«Das hier ist eine ideale Stelle», sagte sie, «nicht wahr?»
Sie zog uns beide unter den Baum. Auf dessen einer Seite gab es einen recht breiten freien Platz, ganz umgeben von relativ dichtem Geäst.
«Das hängt davon ab, wofür», antwortete ich.
«Na, für das kleine Mädchen: Sie hat doch vorhin eine Toilette gesucht!»
Anne protestierte schwach: «Aber nein ... Ich versichere Ihnen ... ich muß überhaupt nicht...»
Und sie versuchte uns, zur Allee zurückzuziehen.
«Wenn es so ist», sagte
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