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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Donohue
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versöhnte mich jedenfalls nicht mit dem, was geschehen war. Es war mir selbst ein Rätsel, warum ein Teil von mir noch immer jenem Curtis nachtrauerte, den ich mein Leben lang gekannt und geliebt hatte, während ich ihn andererseits dafür hasste, was er meiner Mutter angetan hatte, und unendlich froh war, ihn nie mehr wiedersehen zu müssen. Ich sehnte mich zwar danach, die Vergangenheit endlich hinter mir lassen zu können, doch ich wusste, dass ich mich dafür noch stärker von meiner Mutter lösen musste, und ich war mir nicht sicher, ob ich jemals dazu bereit sein würde. Ich wollte sie beim Backen an meiner Seite spüren. Ich wollte mir vorstellen, wie stolz sie auf Julia und mich und unseren florierenden Laden gewesen wäre. Ich wollte die Rezepte in ihrem Buch lesen und dabei ihre Stimme hören, als stünde sie direkt neben mir und erklärte mir alles Wort für Wort. Und ich wusste, dass Mom gewollt hätte, dass Julia an ihrem Hochzeitstag glücklich war.
    »Wenigstens sind wir nicht allein«, sagte ich fröhlich. » Deine Mom ist hier. Und dein Dad.«
    »Und dein Dad«, sagte Julia lächelnd.
    »Ja«, sagte ich. »Ist das nicht verrückt?«
    Nach dem Brand war Miguel zu seinen Kindern nach Ecuador zurückgekehrt, doch ein paar Wochen vor Julias Hochzeit war er wieder nach San Francisco geflogen, damit wir uns besser kennenlernen konnten. Er half mir, an meinem Spanisch zu arbeiten, und je besser ich mich in der Sprache zurechtfand, desto öfter kam ich in den Genuss seines sprühenden Humors und seines lauten, krächzenden Lachens, das er bislang voller Scheu zurückgehalten hatte. Julia hatte ihn so lange bearbeitet, bis er zu meiner Überraschung zugestimmt hatte, noch bis zu ihrer Hochzeit zu bleiben. Ich hatte ihn vom Fenster aus kurz gesehen, als er aus dem Bus stieg, den die St. Clairs für die Gäste aus San Francisco gechartert hatten. Nicht zu fassen, dass dieser in einen schicken grauen Anzug gekleidete Herr mit dem sorgfältig zurückgekämmten Haar Julia und mir einmal solche Angst eingejagt hatte. Da ist mein Vater , dachte ich, als ich ihn sah. Selbst unausgesprochen klang dieses Wort noch seltsam; es würde eine Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt hatte, ihn als Vater zu betrachten. Aber ich war auf dem besten Wege dazu. Hin und wieder versuchte er, mich zu einem Besuch in Ecuador zu überreden. Tja, wie das Leben manchmal so spielt … Ich fühlte mich noch nicht bereit, meine übrigen Verwandten zu treffen, und das Treat würde mich vorerst voll und ganz beanspruchen, doch ich hatte es mir offengelassen. Vielleicht im Herbst .
    »Und Ogden«, sagte Julia. »Er wird ja auch dabei sein. Hast du ihn schon gesehen?«
    »Nein, aber er ist bestimmt irgendwo. Er ist immer früh dran.« Ich verdrehte die Augen. »Typisch Farmer.«
    Julia musterte mich abwägend, wobei sie ihrer Mutter einen Augenblick lang erschreckend ähnlich sah. »Er wird dir sagen, dass du wunderschön bist.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, er sieht mich am liebsten in einer Schürze.«
    Diesmal verdrehte Julia die Augen. »Typisch Farmer.«
    Da klopfte jemand an die Tür, und Sekunden später steckte Lolly ihren Kopf herein. »Julia St. Clair!«, japste sie. »Warum um alles in der Welt bist du noch nicht umgezogen? Die Gäste haben bereits Platz genommen!«
    »Na und? Ohne Julia können sie ja schlecht anfangen«, sagte ich und ging zum Schrank, um Julias Kleid vom Bügel zu streifen.
    »Man kann nie wissen«, warnte Lolly und zog die Tür hinter sich zu. »Diese Hochzeit wird jedenfalls nicht mit zwanzig Minuten Verspätung beginnen. Ich habe der Koordinatorin klargemacht, dass wir einen strikten Zeitplan haben. ›Wir St. Clairs sind Planer!‹, habe ich ihr erst heute Morgen eingeschärft. Und das stimmt doch, oder?« Nach einer kurzen Pause merkte ich, dass sie uns beide erwartungsvoll ansah.
    Julia und ich warfen uns einen Blick zu, bei dem eine leicht gehobene Braue und die Andeutung eines Lächelns schon alles sagten, und brachen dann in Gelächter aus.

32 – Julia
    Ich holte tief Luft, als Annie und meine Mutter mir in das Brautkleid und die Schuhe halfen. Das war der Moment, dem ich seit einem Jahr mit wachsender Nervosität entgegengesehen hatte, doch jetzt, da es tatsächlich so weit war, fühlte ich mich genauso, wie ich es mir für meinen Hochzeitstag immer erhofft hatte: ruhig und voller Selbstvertrauen. Im Spiegel des Kleiderschranks sah ich zu, wie meine Mutter den diamantbesetzten Kamm
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