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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Donohue
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entgegen. Jetzt ist alles in Ordnung.

Mai

31 – Annie
    Als Julia St. Clair und Wesley Trehorn sich das Jawort gaben, krönte ein flammend roter Sonnenuntergang einen herrlich milden, mückenlosen Frühlingstag – wie man sich das eben vorzustellen hat, wenn ein Paar wie Julia St. Clair und Wesley Trehorn sich das Jawort gibt. Ich war den ganzen Nachmittag lang auf dem riesigen Weingut hin und her gehetzt, um Lolly, der Hochzeitskoordinatorin, und ihrem Heer von Lieferanten so weit wie möglich behilflich zu sein, ohne mein zartrosa Brautjungfernkleid mit Schweißflecken zu verschandeln. Kein Witz: Julia hatte mich gebeten, ihre Trauzeugin zu sein. Und ich trug Rosa.
    In den vergangenen Wochen hatte ich endlich den perfekten Julia-St.-Clair-Hochzeits-Cupcake gefunden: ein klassischer Zitronenkuchen mit der kühnen Maracuja-Füllung meiner Mutter, einem Berg von Julias Lieblings-Vanillecreme und garniert mit edel kandierten Zitronenschalenstreifen. Am Vorabend hatte das gesamte Treat-Küchenteam noch bis spät in die Nacht geschuftet, um die dreihundertfünzig Cupcakes zu backen, die nach dem Dinner auf einer riesigen Etagere in das Festzelt gerollt werden sollten. Am liebsten hätte ich das Arrangement meiner Cupcakes auf diesem gefährlich hohen Turm höchstpersönlich beaufsichtigt, doch Julia war offenbar der Meinung, dass es ihr gutes Recht als Braut war, mich an diesem Tag völlig für ihre Zwecke in Beschlag zu nehmen. Seit ihrer Aussprache mit Wes zu Beginn des Jahres hatte sie eine radikale Kehrtwende vollzogen, was ihren Eifer bei den Hochzeitsvorbereitungen anging, und so konnte ich nur hin und wieder in der Küche vorbeischauen, um nachzusehen, ob auch bei keinem Cupcake die Cremehaube eingedrückt oder die kandierten Zitronenstreifen verrutscht waren. Den Rest der Zeit war ich damit beschäftigt, die Ausrichtung der Menükarten auf den Tellern zu überprüfen (»Ja, Julia, sie liegen alle hundertprozentig gerade. Ehrlich .«), das richtige Verhältnis von Pfingstrosen zu Ranunkeln und Gartenrosen in den Tischgestecken zu kontrollieren (»Drei zu zwei zu einer, Julia. Ja, ich habe überall nachgezählt.«) und die dunkelbraunen Chiavari-Stühle millimetergenau in Reih und Glied zu rücken (»Sie stehen pfeilgerade , Julia. Ja, ich habe es nachgemessen«).
    Ich wollte mich gerade wieder in die Küche stehlen, als Julia auf dem langen, steinernen Flur auf mich zukam. Sie trug immer noch ihren weißen Frottee-Jogginganzug mit dem »Mrs. Trehorn«-Schriftzug aus glitzernden Swarovski-Steinen auf dem Rücken. Ihr blondes Haar war zu einer glamourösen Wellenfrisur im Old-Hollywood-Look gestylt, und ihr Make-up setzte dramatischere Akzente als sonst, so dass nicht einmal der alberne Jogginganzug über ihre Ähnlichkeit zu Grace Kelly hinwegtäuschen konnte – eine Ähnlichkeit, die sie mit Sicherheit genauso sorgfältig kultivierte wie ein Gärtner seine wertvollen Rosensträucher.
    »Julia!«, rief ich aus. »Warum bist du denn noch nicht umgezogen?« Ich sah auf meine Uhr. »In weniger als einer Stunde geht es los!«
    Julia kniff ihre schimmernden Lippen zusammen und starrte demonstrativ auf meine überdimensional große Männeruhr. Ich hatte bewusst vergessen, dass sie mir eingeschärft hatte, keinen Schmuck zu tragen. Natürlich abgesehen von den funkelnden Diamantohrringen ( Blut-Schweiß-und-Tränen-Diamanten , hatte ich Becca gegenüber gewitzelt), die sie mir zum Dank dafür geschenkt hatte, dass ich mich endlich mit meiner Rolle als ihre bescheidene Dienerin einverstanden erklärte. Trauzeugin, wollte ich sagen. Egal. Ich bedeckte die Uhr mit der Hand, und ihr Blick wanderte zu meinem Gesicht.
    »Ich muss mit dir sprechen«, sagte sie feierlich.
    »Na klar, gern« sagte ich und spähte zur Küchentür. »Kann ich vorher vielleicht noch schnell…«
    »Annie! Ich heirate in weniger als einer Stunde!«
    »Stimmt. Das Argument leuchtet mir ein. Die Cupcakes kann ich auch später kontrollieren. Sag mir ruhig, was du auf dem Herzen hast.« Schon seit Wochen wickelte sie mich mit dem »Ich heirate demnächst!«-Argument um den Finger, da musste ich nicht ausgerechnet heute rebellieren.
    Ich folgte ihr über den Flur in das Schlafzimmer, das sie zu ihrem Hochzeits-Hauptquartier auserkoren hatte. Ihr prächtiges Seidenkleid hing an der Tür eines antiken Kleiderschranks, und der hauchdünne, ellenbogenlange Brautschleier war sorgsam über die graue Samthusse eines Stuhls in der Ecke gebreitet.
    »Setz
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