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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Donohue
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gesagt, dass du nur Starthilfe für das Treat leisten willst und nach der Hochzeit wieder dein eigenes Ding machst. Das ist auch völlig in Ordnung. Mir ist schon klar, dass du dir als ehrgeizig netzwerkende BWL-Studentin unter einer steilen Karriere etwas anderes vorgestellt hast, als ein Cupcake-Café zu betreiben. Aber allein kriege ich eine Expansion nicht gebacken, wenn ich das mal so sagen darf. Diese eine Küche zu managen ist schwer genug, da wäre ich mit einer Filiale am anderen Ende des Landes absolut überfordert. Außerdem bin ich ganz glücklich damit, einfach nur mein eigenes kleines Café zu haben. Mit einem Cupcake-Imperium kann ich nichts anfangen.«
    Julia zog den Reißverschluss ihrer Sweatjacke auf und zu und räusperte sich. »Na ja, ich schon«, sagte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Also wenn ich Lust hätte, dabeizubleiben und dieses Imperium mit aufzubauen«, sagte sie, »würdest du es weiter mit mir aushalten?«
    Ich registrierte erst nach einer kurzen Pause, was sie mich gerade gefragt hatte, und spürte eine Welle der Erleichterung in mir aufsteigen. »Aber natürlich!«, sagte ich schnell. Bis zu diesem Moment war mir selbst nicht klar gewesen, wie sehr mich die Vorstellung belastet hatte, bald alleinige Geschäftsführerin des Treat zu sein und ohne Julia auskommen zu müssen. »Es ist unser Unternehmen. Wir haben es zusammen aufgebaut. Und wir stecken immer noch mittendrin.«
    Julia schüttelte den Kopf. »Nein, es ist dein Unternehmen.« Ihr Ton machte deutlich, dass sie keine Widerrede duldete. »So haben wir das vereinbart. Mit dem heutigen Tag gehört das Treat dir.« Sie fingerte wieder an ihrem Reißverschluss herum und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich weiß, unter welchen Bedingungen du damals in das Projekt eingewilligt hast. Du wolltest ein eigenes Café, und meine Beteiligung an der Sache war nur ein Mittel zum Zweck.« Ich versuchte, sie zu unterbrechen, doch sie hob abwehrend die Hand und lächelte. »Das ist okay! Das ist okay. Ich weiß, dass du mich heute mit anderen Augen siehst als vor einem Jahr. Aber ich würde es verstehen, wenn du an dem Vertrag festhalten willst. Wirklich. Ich weiß, wie es ist, einen Traum zu haben. Und du hast Recht – ich habe nie von einem Cupcake-Café geträumt. Ich habe mir diesen Traum nur geliehen, weil ich etwas brauchte, das mich von meinen Sorgen ablenkte. Zumindest war das am Anfang so. Jetzt ist alles anders, aber ich möchte nicht, dass du dich davon überrollt fühlst. Das ist ganz allein deine Entscheidung – persönlich und von Rechts wegen.«
    Ich lachte. »Hör mir bloß auf, Julia. Von Rechts wegen? Ich glaube, wir haben im letzten Jahr genug durchgemacht, um uns jetzt nicht auf Vertragsklauseln berufen zu müssen. Das Treat gehört uns. Das ist eine Tatsache, die ich gar nicht ausblenden könnte, selbst wenn ich wollte. Und ehrlich gesagt wäre es eine Riesenerleichterung für mich, wenn du meine Partnerin bleibst. Du weißt, dass ich mich viel lieber um ausgewogene Geschmackskompositionen kümmere als um ausgeglichene Geschäftsbilanzen. Außerdem«, sagte ich mit einem Achselzucken, »hat die Erfahrung gezeigt, dass wir ein gutes Team sind.«
    Julia traten Tränen in die Augen. »Nicht wahr?«
    »Oh nein. Heul jetzt bloß nicht los!«, befahl ich. »Die Visagistin ist schon weg, und wenn ich dich neu schminken muss, siehst du vor dem Traualtar aus wie eine Kreuzung aus Tammy Faye Bakker und Lady Gaga.«
    Julia zog eine Grimasse und wedelte mit den Händen an ihren Augenwinkeln herum, um die Tränen zu trocknen. »Ich wünschte nur, deine Mom wäre heute auch hier«, seufzte sie.
    Ich nahm ihre Hand und drückte sie sacht. »Ich auch.«
    Dass Curtis – ob absichtlich oder nicht – den Tod meiner Mutter verursacht hatte, schmerzte mich immer noch so tief wie in der Nacht, als ich ihren letzten Tagebucheintrag gelesen hatte. Ihre schöne runde Handschrift war immer fahriger geworden, während sie schilderte, wie sie Curtis auf die Diebstähle angesprochen und er sie gegen die Wand gestoßen hatte. Mein Kopf , stand da, tut immer noch weh. Diesen Satz schrieb sie drei Tage, bevor sie in der Küche der St. Clairs zusammenbrach. Ich konnte noch nicht absehen, ob der Stachel, den mir diese Offenbarung ins Herz getrieben hatte, jemals wieder verschwinden würde – und vielleicht wollte ich das auch gar nicht. Dass Curtis jetzt wegen Brandstiftung im Gefängnis saß, und das vermutlich für lange Zeit,
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