Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Donohue
Vom Netzwerk:
dich«, kommandierte sie. Ich ließ mich auf das Bett plumpsen, wobei mein Kleid vernehmlich knisterte. Julia verzog den Mund. »Vielleicht solltest du besser stehen bleiben. Ich dachte, ich hätte dir erklärt, wie man sich hinsetzt, ohne den Rock zu verknittern?«
    »Hast du«, sagte ich mit Grabesstimme. »Aber ich habe es noch nicht verinnerlicht. Und zum Üben ist jetzt wohl keine Zeit mehr.« Ich stand auf und stellte mich etwas linkisch vor den Nachttisch.
    »Ha, ha. Also, hör zu.« Plötzlich rang Julia die Hände – eine Geste, die ich noch nie an ihr gesehen hatte. »Wie du weißt, habe ich mich in letzter Zeit viel mit meinem … Innenleben beschäftigt.« Das Wort schien sie große Überwindung zu kosten. »Und dabei hatte ich mit einigen Überlegungen zu kämpfen, die ich einfach nicht abschütteln kann.«
    Vor diesem Augenblick hatte ich mich gefürchtet. Ich sah mich im Zimmer um, als könnte ich nur durch die Kraft meines Willens eine andere, bessere, erfahrenere Trauzeugin für Julia heraufbeschwören. Aber leider bestand das Gefolge der Braut nur aus mir. »Ach, Julia«, seufzte ich. »Du weißt doch, dass ich mich weder mit der Ehe noch mit allen anderen zwischenmenschlichen Beziehungen sonderlich gut auskenne. Ich habe allerdings gehört, dass es ganz normal ist, kurz vor der Hochzeit kalte Füße zu bekommen. Denk einfach daran, wie sehr du Wes liebst. Das ist das Wichtigste.«
    Da fing Julia plötzlich an zu lachen. »Du bist echt schräg«, sagte sie mit einem liebevollen Grinsen auf ihrem professionell geschminkten Gesicht. »Natürlich liebe ich Wes. Sonst würde ich ihn ja nicht heiraten, du Dussel. Ich spreche vom Treat.«
    Ich atmete auf. »Ach so? Na Gott sei Dank.« Dann blinzelte ich. »Moment mal, was? Warum? Du heiratest in weniger als einer Stunde!«
    Nach dem Brand hatten wir das Cupcake-Café so schnell wie möglich renovieren lassen – Julias Behauptung, dass man nur sehr viel Geld zu bieten brauche, um den Leuten, ja sogar Handwerksfirmen Beine zu machen, erwies sich auch diesmal als zutreffend. Schon nach zwei Monaten konnten wir den Betrieb wieder aufnehmen. In der Zwischenzeit hatten wir größere Bestellungen in der Küche der St. Clairs erledigt und das Treat auf diese Weise im Gespräch gehalten, was den Hype um unsere Cupcakes bis zur großen Wiedereröffnungsparty eher noch steigerte. Als ich im April endlich wieder in meiner kleinen Küche herumwerkeln konnte, während Julia vorne im Laden munter wie eh und je mit den Kunden schäkerte, die Kasse unaufhörlich klingelte und der süße Duft der Cupcakes die Luft erfüllte, hatte ich das Gefühl, als fiele alles an seinen Platz. Der feuchte, brenzlige Geruch von Löschwasser, Ruß und Asche war bald nur noch eine ferne Erinnerung. Als ich an jenem ersten Tag nach der Wiedereröffnung zusammen mit Julia über die Schwelle unseres Cafés trat, wurde mir schlagartig klar, dass dieser Ort alle Mühen, Schrecken und Ängste der vergangenen Monate wert gewesen war. Hier gehörte ich hin, und dieses Gefühl war durch nichts auf der Welt zu ersetzen.
    Julia schnaubte. »Die Welt hört sich ja nicht auf zu drehen, nur weil ich heirate, oder?« Ich beäugte sie misstrauisch. Sollte das eine Fangfrage sein? »Seit das Treat wieder geöffnet hat, brummt das Geschäft«, fuhr sie fort. »Jede Menge Zeitungen haben Berichte über uns gebracht, und nächste Woche erscheint dieser Artikel über die neuesten Cupcake-Trends im Food & Wine . Außerdem erwähnen wir das Café in unserer Hochzeitsanzeige, die morgen in der Times veröffentlicht wird. Wir sind also gut unterwegs, meinst du nicht?«
    Ich nickte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, worauf sie hinauswollte oder wohin das Treat ihrer Ansicht nach unterwegs war, doch so wie ich Julia kannte, hatte sie Großes im Sinn.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und grinste. »Mit anderen Worten, ich sehe den perfekten Zeitpunkt gekommen, in andere Städte zu expandieren. Los Angeles, New York … findest du nicht auch, dass eine Treat-Filiale genau das ist, was in den hübschen kleinen Gassen von Nolita noch gefehlt hat? Unfassbar, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, dort ein Cupcake-Café aufzumachen!«
    Bis jetzt hatte ich noch nicht einmal gewusst, dass es in New York ein Viertel namens Nolita gab, aber ich beschloss, stillschweigend über diese Bildungslücke hinwegzugehen. »Schön und gut, Julia«, sagte ich leise, »aber du bist dann doch nicht mehr dabei. Du hast immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher