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Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Titel: Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen
Autoren: Nancy Warren
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ihn
nicht zu hübsch machen«, hatte der Big Boss Jennifer
Talbot gewarnt, und in dem Augenblick hatte
Steve geglaubt, dass es funktionieren würde. »Er ist
ein Mann, er surft wie ein Mann, er sieht aus wie
ein Mann, klar?«
    »Natürlich. Er ist perfekt. Ich will ihn gar nicht
verändern«, hatte Jennifer Talbot in dem leicht
genervten Tonfall eines Menschen versichert, der
so etwas schon unzählige Male gesagt hatte. Dennoch
war Steve erleichtert gewesen, zu hören, dass
sie nicht planten, ihn zu jemandem zu machen,
der er nicht war.
    Doch nun, auf dem Weg zu neuen Ufern, in einem
neuen Anzug, der einem vornehmen Fremden
und nicht ihm zu gehören schien, fragte er sich,
ob es die richtige Entscheidung gewesen war, den
Job anzunehmen.
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufi nden«, murmelte
er, als die Maschine mit einem Ruck aufsetzte.
    Er erhob sich, um seine schicke neue Tasche aus
dem Gepäckfach zu holen, und versuchte, sich
dabei nicht den Kopf zu stoßen. Glücklicherweise
gelang ihm das – wenn auch nur knapp. Neben
seiner Tasche stand eine Reisetasche mit Schottenmuster,
die der älteren Dame auf der anderen Seite
des Ganges gehörte. Kurzerhand reichte er sie ihr,
und sie bedankte sich lächelnd.
    »Oh, würde es Ihnen etwas ausmachen, mir meine
Tasche ebenfalls zu geben?« Die junge Frau, die
ihn den ganzen Flug hindurch beobachtet hatte,
zwinkerte ihm zu.
    »Sicher. Welche ist es denn?«
    »Die grüne.«
    Er streckte seine Hand aus – und wäre beinahe zurückgezuckt,
als er das Material berührte. Krokodilleder.
Und als hätte das arme Tier nicht schon genug
damit erleiden müssen, gejagt, getötet und zu
einer Damenhandtasche verarbeitet zu werden –
nach seinem gewaltsamen Tod war es noch einmal
gedemütigt worden, indem man seine Haut so eingefärbt
hatte, dass sie zu einer Kiwi passte.
    Schnell reichte er die Tasche herüber und versuchte,
die Bemühungen der Frau, ihm beim Ausstieg
aus der Maschine ein Gespräch aufzudrängen,
freundlich, aber entschieden abzuwehren.
    Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihn bereits
jemand erwartete – eine Frau würde ihn abholen,
wie er annahm. Sicher würde er spätestens dann die Krokodillederhandtasche und ihre hartnäckige
Besitzerin, die ihm nicht von der Seite wich,
loswerden. Da sie schon bei der Zwischenlandung
auf Hawaii durch den Zoll und die Passkontrolle
geschickt worden waren, musste er nur noch seinen
Rucksack holen und konnte dann schleunigst
hier verschwinden.
    Die Krokodil-Lady war sichtlich enttäuscht, als
sein Rucksack auf dem Gepäckband auftauchte,
während ihr vierter Koffer noch nicht in Sicht war.
Nachdem Steve ihre ersten drei Gepäckstücke vom
Band gewuchtet hatte, war es ihm schon äußerst
rätselhaft, wie die Maschine überhaupt in der Luft
geblieben war.
    Als er kurz darauf durch den Ankunftsbereich lief,
hielt er Ausschau nach Jennifer Talbot, obwohl
er nicht wirklich davon ausging, sie hier in San
Francisco zu treffen. Einige Leute hielten Schilder
in der Hand, aber auf keinem davon stand sein
Name.
    Menschen umarmten sich, ein paar weinten auch,
Freunde und Familien fanden wieder zueinander.
Mehrere müde Gestalten sammelten sich unter
dem Schild eines Reiseveranstalters, andere, die
offensichtlich wussten, wohin sie wollten, zogen
vergnügt ab.
    Steve fühlte sich vollkommen allein.
    Tja, er nahm an, dass früher oder später jemand
auftauchen würde, also entschloss er sich, einen
Becher Kaffee aufzutreiben, sich in die Lounge zu
setzen und zu warten.
    Als er durch die Wartehalle ging, sah er das erste
Partygirl. Oder um genauer zu sein: sein erstes
»Am-Morgen-nach-der-Party«-Girl.
    Eigentlich wurde seine Aufmerksamkeit von dem
sanften Hügel einer kleinen Brust gefesselt, die in
dem ohnehin schon atemberaubend offenherzigen
Kleid gefährlich kurz davorstand, den Tatbestand
der »unsittlichen Entblößung« zu erfüllen.
    Die Besitzerin von beidem – dem Kleid und der
Brust – schlief offensichtlich. Ihr leuchtend rot geschminkter Mund war leicht geöffnet, und sie
schnarchte ganz leise. Ihre Tasche stand unverschlossen
auf ihrem Schoß. Sie musste eine wirklich
wilde Party gefeiert haben, wenn man die große
Packung Kopfschmerztabletten und die ebenso
stattliche Flasche mit einem magensäurebindenden
Saft betrachtete. Ihr dickes braunes Haar war
sexy zerzaust, und ihre Sonnenbrille saß schief
in ihrem Gesicht, das eher unauffällig war, wenn
man einmal von den vollen roten Lippen absah.
    Sie muss einen ziemlichen
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