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Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Titel: Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen
Autoren: Nancy Warren
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eben wie Gwyneth Paltrow bei
der Oscar-Verleihung aussehen, und ihre kleinen
Brüste würden in einem viel zu großen Oberteil
versinken. Das ist immer noch besser als mein eigenes
schmutziges Kostüm, dachte sie.
    »Komm schon, zieh es aus.«
    Es ist ja nur für eine Stunde, beruhigte Lise sich
selbst. Sie musste einen Typen herumkutschieren,
der ganz sicher viel mehr an seinem eigenen als an
ihrem Aussehen interessiert war. Es würde sie nicht
umbringen, wenn sie mal Kleidung trug, die ein
bisschen abenteuerlich war, und die Unterwäsche
wegließ. Zu spät zu kommen, um ein international
tätiges Model abzuholen, das der Kampagne laut
Jennifer Talbot sowieso schon kritisch gegenüber stand, konnte allerdings sehr wohl das Ende bedeuten
– zumindest, was ihre Karriere betraf.
    Sie zog ihr Hemdchen aus und öffnete ihren BH.
Und während die weit weniger sittsame Sonia sich
das luftige Kleid über den Kopf zog und darunter
nichts trug außer einem String, der selbst für einen
String geradezu magersüchtig wirkte, schlüpfte
Lise aus ihrem BH.
    »Du bist viel … üppiger gebaut als ich«, klagte
sie, als sie das Kleid angezogen hatte und es ihr
im Vergleich doch eher kümmerliches Dekolleté
schonungslos zur Schau stellte.
    »Haltung, Baby. Brust raus, und niemand wird irgendetwas
bemerken.«
    Sie versuchte, ihre Brust herauszustrecken. Und in
der Tat saß das Kleid ein wenig besser – doch trotzdem
kam sie sich vor wie ein kleines Mädchen, das
zum Spaß die Kleider der großen Schwester anprobierte.
Noch immer eher nackt als angezogen, beugte Sonia
sich vor und begann, ihre High Heels auszuziehen.
»Und hier, nimm die Schuhe.«
    »Meine Schuhe sind doch gut.«
    »Höchstens, um darin beerdigt zu werden. Du
trägst deine Schuhe nicht zu meinem Kleid!«
    Lise spürte, wie ihr Puls hämmerte, während wertvolle Sekunden verstrichen. Eilig schleuderte
sie die Schuhe von ihren Füßen und stieg in die
orangefarbenen Riemchensandalen, die Sonia ihr
reichte. Es waren Slingpumps, und sie saßen gar
nicht mal so schlecht – wenn sie nicht gerade versuchte,
darin zu laufen.
    »Großartig, danke.« Sie wankte zur Tür. Plötzlich
hatte sie das Gefühl, ihre Haare würden ihr praktisch
aus der Kopfhaut gerissen. »Aua! Was machst
du da?«
    »Dein Haar bürsten.«
    »Ich muss los.«
    »Lippenstift«, fl ehte Sonia.
    »Keine Zeit.« Sie hatte gerade das letzte Wort
ausgesprochen, als ein kleiner goldener Zylinder
auf ihren Mund gerichtet wurde, und – wusch,
wusch – war der Lippenstift auch schon aufgetragen.
Sie konnte nur hoffen, dass er nicht denselben
Farbton hatte wie die Sandalen.
    »Jetzt geh«, sagte Sonia und gab ihr einen saftigen
Klaps auf den Po.
    Lise erlebte so etwas nicht oft, aber sie ahnte, dass
eine Frau in einem solchen Kleid anfällig für derartige
Beifallsbekundungen war. Sie musste aufpassen.
    Obwohl sie glaubte, dass die Chancen, sich
auf diesen Schuhen das Bein – oder den Hals – zu brechen, weitaus größer waren, als am Flughafen
auf herumziehende Banden von Leuten zu treffen,
die ihr auf den Hintern hauen wollten.
    »Vergiss das Schild nicht«, erinnerte Sonia sie. Lise
nickte. Als sie an Sonias Schreibtisch vorbeikam,
griff sie sich das Plakat mit dem Schriftzug Steve
Jackson darauf, setzte sich ihre ärztlich verordnete
Sonnenbrille auf und lief hinaus in den Sonnenschein.
    Als sie völlig außer Atem und mit vom Rennen –
auf diesen dummen, verdammten, viel zu hohen
Schuhen – total verkrampften Achillessehnen endlich
am Flughafen ankam, hatte der Flug Verspätung.
Natürlich.
    Sie setzte sich hin, um zu warten. Kein Problem,
sagte sie sich. Dann würde sie einfach ein paar
der Entspannungsübungen machen, die ihr Arzt
ihr gezeigt hatte. Allerdings hatte sie sich noch
nie zuvor weniger entspannt gefühlt als in diesem
Augenblick. Die Klimaanlage verursachte ihr eine
Gänsehaut an Körperteilen, die für gewöhnlich
nicht entblößt waren, und in Gedanken ging sie
bereits alles durch, was sie eigentlich noch zu erledigen
hatte.
    Und irgendwie war das alles die Schuld von diesem
Mr. Viel-zu-schön.
     



 
    S teve Jackson blickte aus dem Fenster des Flugzeuges
auf die glitzernde, strahlende Stadt unter
sich.
    Aufregung erfasste ihn, als er die Golden Gate
Bridge sah, die sich unter ihm wölbte wie der Rücken
einer Tänzerin, die anmutig zum Sprung ansetzte.
Er hatte an ziemlich vielen Brücken gearbeitet,
hatte Stahlträger geschleppt und Teile zusammengeschweißt,
die für sich genommen
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