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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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niemandem eine enge Bindung gehabt. Jetzt hatte sie zwei: zu Valto und Allu. Zu den Männern ihres Lebens.
    Wie die beiden wohl ohne sie zurechtkamen? Na, immerhin schlief Valto jetzt. In letzter Zeit war sein Schlaf wieder unruhiger gewesen. Das erste halbe Jahr hatte er sie zuerst drei Monate lang wegen Blähungen wach gehalten und danach noch einmal so lange wegen Ohrenentzündung und allem Möglichen. Jetzt zwickte es im Zahnfleisch. Das erste Zähnchen schimmerte links unten schon fast durch.
    Es wurde kalt, und durch das Fenster drang Schneeregen herein. Ohne Strom würde das Auto nicht mehr anspringen, sinnlos, es auch nur zu versuchen. Leila schloss das Fenster, entriegelte die Kühlerhaube, stieg aus, öffnete die Haube und sah sich im Lichtkegel der Taschenlampe den Motorraum an. Sie verstand davon so wenig wie vom Seelenleben ihres diensteifrigen Chefs Kommissar Kukkamäki – beziehungsweise Hauptkommissar, denn er war ja befördert worden. Allerdings brauchte Leila den Mann noch ein halbes Jahr lang nicht zu sehen. Er konnte noch so sehr über die schwache personelle Besetzung jammern, sie hatte ein Recht auf ihren Erziehungsurlaub, und es gefiel ihr daheim mit Allu und dem Kleinen.
    Sie ließ die Motorhaube zufallen.
    Sonst regte sich nichts. Leila war mutterseelenallein mitten auf dem Land. In einer Novembernacht in Kangasala. Sie holte das Warndreieck aus der roten Plastikhülle und stapfte zur nächsten Kurve zurück. Sie war fast schon so nass wie ein Hund, den man ins Eisloch getaucht hatte, und sie fror auch entsprechend.
    Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als die Auskunft anzurufen und sich ein Taxi zu bestellen.
    Sie stellte gerade das Warndreieck auf den Asphalt, als sie ein fernes Brummen hörte. Es kam näher. Ein Auto. Aus Richtung Pälkäne, aus derselben Richtung, aus der sie gekommen war.
    Wenige Minuten später tauchten Scheinwerfer auf. Leila schaltete die Taschenlampe an und schwenkte sie. Das Licht war noch schwächer geworden, aber das herankommende Auto hatte leistungsstarke Halogenlampen und außerdem die Nebelscheinwerfer eingeschaltet. Einen Moment später badete Leila geradezu im Licht. Allerdings fehlte ihr jede Lust, sich auszuziehen.
    Das Auto bremste und hielt an. Es war ein schwarzer, funkelnagelneuer mit Schlamm bespritzter Volvo-SUV. Das Seitenfenster glitt herab, und Leila blickte auf einen ergrauten, vielleicht auch ein wenig dicker gewordenen Robert De Niro. Früher war das ihr Lieblingsschauspieler gewesen. Warum sollte er es nicht immer noch sein?
    »Vom eigenen Auto im Stich gelassen worden?«, fragte De Niro in glasklarem Finnisch.
    »Yes«, erwiderte Leila sicherheitshalber.
    »Mitfahrgelegenheit gefällig?«
    »Einen Moment!«
    Leila holte Sport- und Handtasche aus dem Renault, schloss ab und sprang in den Volvo.
    De Niro fuhr los.
    »Stromausfall?«
    »Woher weißt du das?«, wunderte sich Leila.
    De Niro schaute nur vor sich hin, er konzentrierte sich aufs Fahren. Wenigstens stellte er nicht gleich blöde Fragen. Das Radio summte leise, Suomi-Rock oder so etwas. Die Stimme des Sängers ging fast im Heizungsgebläse unter. Von Leilas Kleidern stieg Dampf und Feuchtigkeitsgeruch auf. Den Motor hörte man so gut wie gar nicht, obwohl die Geschwindigkeit inzwischen fast bei sechzig lag.
    Schließlich antwortete De Niro:
    »In dieser Gegend gibt es oft Störungen in der Elektronik. Du bist nicht die Erste, die ich hier aufgable. Normalerweise habe ich ein Kabel dabei, aber heute habe ich es im Büro vergessen.«
    Die Schneeregenflocken schienen über der Motorhaube zu schwanken, bevor sie gegen die Windschutzscheibe schlugen. Als zögerten sie.
    »Hast du Veikko Oikarainen gekannt?«, fragte Leila. »Genannt Veke.«
    »Ob ich den gekannt habe?«, amüsierte sich De Niro und drehte sich zu Leila um. »Veke war mein bester Freund.«
    »Und er war der Bruder meiner Mutter und außerdem mein Pate.«
    »Dann musst du Leila sein.«
    »Leila Pohjanen.«
    De Niro ergriff Leilas Hand und drückte sie kurz und lächelte. Er war vermutlich knapp über fünfzig, so alt wie Onkel Veikko. Aber während Veikko immer Anzüge getragen hatte, egal wie er darin aussah, trug De Niro saubere Jeans und einen dunkelgrünen Parka, unter dem ein grauer Pullover zu erkennen war.
    »Ich bin Jouko Aaltonen. Sie schimpfen mich Joke. Wahrscheinlich bin ich auch bloß ein Witz.«
    »Ich dachte, du bist De Niro«, gestand Leila.
    »Das muss ich mir immer anhören«, sagte Aaltonen. »Sie
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