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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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noch im Ort das Kabel holen und probieren, ob dein Renault damit anspringt. Falls nicht, schleppen wir ihn nach Ruutana zu Rauno Kyrö, der hat da eine Werkstatt. Ich muss um acht anfangen zu arbeiten.«
    »Schnapsleichen chauffieren?«
    »Genau. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht«, sagte Leila und schlug die Wagentür zu.

4
    Liima mochte seinen Namen nicht. Weder den einen noch den anderen.
    Liima kam von Liimatainen, dem Nachnamen seiner Mutter. Den Namen seines Vaters kannte er nicht. Der Kerl war ein russischer Marinesoldat, der sich bei einem Flottenbesuch nach Hämeenlinna verirrt hatte und von dessen Gerede die Mutter kein Wort verstanden, dessen dunkle Augen sie aber umgehauen hatten. Iwan war der einzige russisch klingende Name, den sie damals gekannt hatte, weshalb sie auf die Idee verfallen war, ihren Sohn so zu nennen.
    Iwan der Schreckliche wäre Liima als Spitzname schon recht gewesen. Er hatte von dem Typen in der Schule gehört und wusste, dass es einer mit Ecken und Kanten gewesen war, der die Bojaren angeschrieen hatte, dass der Bart zittert und für Ordnung gesorgt hatte. In der Schule hatten sie einen wahnsinnig langen Schwarzweißfilm über Liimas Namensvetter gesehen. Also über Iwan. Liima hatte die meiste Zeit geschlafen, war aber immer mal wieder von dem Lärm aufgewacht, und einige Schlachtenszenen waren ihm in Erinnerung geblieben. Und das Schreien.
    »Liima, he, guck mal! Die Braut geht unter die Dusche!«
    »Liima, Liima. Warum nennst du mich immer Liima?«
    »Pöh«, meinte Leder. »Das ist dein Name, du Hammel! Normalerweise nennt man die Leute bei ihrem Namen. Außer sie sind Spione und treten mit einem Decknamen auf. Bist du vielleicht ein Spion oder was? Ein Bullenspitzel?«
    »Ich heiße Iwan. Warum kannst du mich nicht Iwan nennen?«
    »Iwan. Diwan. Ski fahrn. Wie klingt das denn ... Scheiße, jetzt macht sie die Badtür zu.«
    »Liima klingt nach Lama«, meinte Liima. »Da könnte man auf die Idee kommen, ich bin aus Peru.«
    »So wie man bei Leder glauben könnte, ich hätte immer Lederjacke und Lederstiefel an und eine Ledermütze auf.«
    »Und das, obwohl du ja nur Lederjacke, Lederstiefel und Lederfrisur trägst.«
    »Eben. Gehen wir rein, Liima?«
    »Sag noch einmal Liima zu mir, und ich lass dir das Blut ab.«
    »Steck das Taschenmesser weg! Wir haben keine Zeit, mitten im Einsatz Äpfel zu schälen.«
    »Was für ein Einsatz?«
    »Weißt du nicht mehr, dass wir die Kohle suchen sollen, die uns der Alte geklaut hat, Liima?«
    »Ich warne dich.«
    »Okay, Liima. Gehen wir?«
    »Fick dich. Der Kerl ist da nicht drin! Das hast du doch selbst gesehen.«
    »Aber die Kohle kann drin sein. Und was will so eine Braut schon gegen uns machen? Höchstens kreischend davonrennen.«
    »Außer wir halten sie auf«, sagte Liima. »Ist sie gut bestückt?«
    »Ich würd’s ihr schon mal besorgen.«
    »Du besorgst es ja jeder, die dich ranlässt. Sonst wärst du komplett auf Tante Frieda angewiesen.«
    »Auf was für eine verfickte Tante Frieda?«
    Liima bewegte die Faust auf und ab. Im schwachen Lichtschein war es gerade so zu erkennen.
    Leder schlug zu. Aus Liimas Nase rann etwas Rotes. Er leckte sich über die Oberlippe und hatte den Geschmack von Eisen auf der Zunge.
    »Scheiße!«
    Liima stach mit dem Messer zu, es war kein Taschenmesser, sondern ein echtes Stilett, scharf wie eine Rasierklinge. Leder konnte knapp ausweichen, das Stilett erwischte den Gürtel der Lederjacke und trennte ihn durch, aber dabei fiel es Liima aus der Hand und ins Gebüsch, wo sie sich schon seit über einer Stunde versteckten und das Haus des Alten beobachteten. Währenddessen war die Frau gekommen, hatte Zimmer und Küche unter die Lupe genommen, eine SMS verschickt, irgendwelche Papiere gelesen, Kaffee aufgesetzt, sich ausgezogen und war unter die Dusche gegangen.
    »Du Scheißkerl, jetzt ist mein Stilett weg!«
    »Und du hast mir den Gürtel kaputt gemacht!«
    Liima bückte sich, um im feuchten Gras nach seinem Messer zu suchen. Zum Glück hatte sein Handy eine Taschenlampe. Leder versetzte ihm einen Tritt in den Hintern und trat ihm auch noch das Handy aus der Hand. Liima kippte in die Brennnesseln, aber das Licht blieb zwischen den gelben Blättern liegen.
    »Du verdammter Idiot, das Licht sieht man ja vom Mond aus!«
    »Glaubst du vielleicht, von dort aus guckt uns einer zu?«
    Liima ging auf alle viere, nahm Anlauf und rammte Leder den Kopf in den Bauch. Er traf die Gürtelschnalle, die ihm eine blutende
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