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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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In dem Knechthaus schlief in den Dreißigerjahren ein gewisser Jooseppi, der Mari, der Tochter vom Bauern, den Hof machte. Sie ließ ihn in die Kammer, aber als Jooseppi um ihre Hand anhielt, lachte sie den Knecht nur aus. Darunter litt der junge Kerl so sehr, dass er den Verstand verlor. In einer Vollmondnacht wurde er wach, schlug mit der Axt zwei anderen Knechten den Kopf ab und ging ins Haus, um mit den Bauersleuten dasselbe zu tun, Mari eingeschlossen. Dann nahm er sich ein Fahrrad.«
    »Aber wie hat der Fahrradfahrer seinen Kopf verloren?«, wollte Leila wissen. »In den Dreißigerjahren wurde doch niemand mehr hingerichtet?«
    »Na, als Jooseppi im Dunkeln auf dem Fahrrad den Hang zur Landstraße hinunterfuhr, stieß er gegen die Mähmaschine. Am nächsten Morgen glaubten alle, auch er wäre Opfer des Mörders geworden. Was in gewisser Weise ja auch stimmte. Er wurde sein eigenes Opfer.«
    »Und jetzt radelt er jede Nacht mit dem Kopf unterm Arm durch die Gegend und sucht jemanden, der ihn wieder annäht? Und ihm dabei auch gleich das Herz zunäht, wie in dem Fünfzigerjahre-Film Robert, der Seeräuber .«
    »So ungefähr. Hast du Jooseppi gesehen?«
    »Nein. Aber dafür zwei Typen, die ihre Köpfe noch hatten. Jedenfalls dann noch, als sie vor meinem Fenster herumlungerten.«
    »Was wollten die da?«
    »Haben reingelinst, als ich aus der Dusche kam.«
    Aaltonen zuckte mit den Achseln.
    »Hier ist es im Winter ziemlich ruhig. Die Leute holen sich ihre Unterhaltung, wo sie sie kriegen können.«
    »Die beiden haben sich ihre Unterhaltung dann woanders geholt. Ich hab einmal in die Luft geschossen, da sind sie in den Wald gerannt. Sie hatten ein Auto an der Straße stehen, aber zuerst sind sie in den Bach gesprungen.«
    »Hast du das Nummernschild gesehen?«
    »Hat mich nicht interessiert. Hauptsache, sie waren weg.«
    »Waren sie lange im Gebüsch?«
    »Eine Weile. Zwei frisch ausgetretene Kippen lagen da, und sie haben sich geprügelt.«
    »Wahrscheinlich ums Fernglas.«
    »Oder um was ganz anderes«, sagte Leila und sah Aaltonen an. »Du bist Polizist?«
    Aaltonen nickte.
    »In Kangasala. Bei der Kripo.«
    »Deshalb kam mir dein Name gleich so bekannt vor.«
    »Aaltonens gibt es wie Sand am Meer. Schlagzeuger, Schallplattenverkäufer, Schauspieler, Seeleute. Der Chauffeur von Dagobert Duck. In der finnischen Ausgabe.«
    »Kommst du von hier?«
    »Mein Haus steht neben meinem Elternhaus. Der alte Kasten war zu groß und zu zugig für einen alleinstenden Mann.«
    »Hast du keine Familie?«
    »Ich hatte eine«, sagte Aaltonen und verzog das Gesicht. »Frau und drei Söhne. Eines Tages im Herbst sind sie mit einem Sommerurlauber nach Tampere gezogen. Und nicht zurückgekommen, obwohl ich angerufen und es ihnen vorgeschlagen habe. Aber gebettelt habe ich nicht. Mein Geld war ihnen auch danach noch gut genug.«
    »Und wie kam’s dazu?«
    »Ich hatte im Suff ein bisschen randaliert. Da hat es auch nicht viel genützt, die Polizei zu rufen.«
    »Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.«
    »Doch, das hab ich gesehen. Aber nachdem die Frau weg war, bin ich aufgewacht. Und hab auf der Stelle mit dem Saufen aufgehört.«
    »Alles Gute hat auch seine schlechten Seiten. Nein, umgekehrt.«
    »Beides schlecht«, sagte Aaltonen und wischte sich über das Kinn, das im Licht der Armaturen bläulich schimmerte. »Ich habe meine Familie versoffen. Kann ein Mensch bescheuerter sein?«
    »Wenn es ihm keine Lehre ist. Dir war es eine.«
    Aaltonen konzentrierte sich aufs Fahren. Er schaute durch die Windschutzscheibe auf die kurven- und hügelreiche unbefestigte Straße, aber er sah etwas ganz anderes. Wahrscheinlich die Erfolge und Niederlagen seines bisherigen Lebens. Seinem Gesichtsausdruck nach blieb der Saldo im Minus.
    »Hast du den Brand von Vekes Saunagebäude untersucht?«, fragte Leila.
    »Ich fand die Überreste deines Patenonkels, als ich ihn zum Fischen abholen wollte. Man konnte ihn mit Müh und Not an den Fetzen erkennen.«
    »Waren da Gasflaschen oder Dynamit in dem Gebäude, weil es so explodierte?«
    »Ammonal. Aus den Siebzigerjahren, als die Straße durch den Fels hindurch begradigt wurde.«
    »Und es war mit Sicherheit Selbstmord?«
    »Ich hab es als Unfall abgehakt. Aber man kann sich schwer vorstellen, dass Veke aus Versehen Zünder und Zündschnur in einen Brocken Ammonal gesteckt und im Saunaofen angezündet haben sollte. Meiner Meinung nach ist dafür schon ein bisschen Absicht nötig.«
    »Ich habe
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