Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
hat, zum erstenmal auf getaucht?«
    »Hat er’s Ihnen nicht erzählt?«
fragte ich vorsichtig.
    »Er hat sich etwas unklar
ausgedrückt.« Schell durchbohrte mich mit Blicken. »Ich habe ihn fünfmal danach
gefragt, und er hat mir fünf verschiedene Antworten gegeben, und allesamt waren
sie unklar.«
    »Weil wir gerade von
Schußwaffen sprechen«, sagte ich im Plauderton, »könnte ich meinen eigenen
Revolver jetzt wiederhaben?«
    Er schluckte heftig. »Wenn wir
mit allem fertig sind!«
    »Wenn ich ihn heute abend bei
mir gehabt hätte«, sagte ich sorgenschwer, »dann hätte ich ihn Stanger ja
leihen können.«
    »Bedanken Sie sich bei des
Teufels Großmutter, daß Sie heute abend nichts zu schießen bei sich hatten«,
knirschte er. »Wenn Sie MacKenzie erschossen hätten, dann hätte ich kein
Wort von der ganzen verdammten Geschichte geglaubt, ganz egal, wer dabei als
Zeuge aufgetreten wäre!«
    »Darf ich jetzt gehen?« fragte
ich müde.
    »Von mir aus. Ich bin es
ohnehin leid, Ihr albernes Gesicht noch länger zu ertragen. Sehen Sie zu, daß
Sie wieder nach New York kommen, wo Sie hingehören, und zwar so schnell wie
möglich! Haben wir uns verstanden, Boyd?«
    »So wie Sie herumschreien, hat
es schätzungsweise die halbe Stadt verstanden.« Ich erhob mich und näherte mich
der Tür. »Es macht einem nie rechte Freude, Sie wiederzusehen, Lieutenant, und
deshalb ist das Schönste dabei immer, Adieu zu sagen. Ich wollte Sie eigentlich
wegen Freiheitsberaubung verklagen, aber dann habe ich mir gesagt, Sie haben ja
ohnedies schon Kummer genug.«
    »Aber eines verraten Sie mir
doch, ehe Sie gehen.«
    Im ersten Augenblick mochte ich
gar nicht glauben, was ich seiner Miene ansah, aber es war sichtlich
Verlegenheit. »Nun ja.« Ich zuckte die Schultern. »Fragen dürfen Sie immerhin.«
    »Dieses Alibi, zu dem Ihnen die
beiden Damen verholfen haben...« Er schien Schwierigkeiten mit der Formulierung
zu haben. »Das hat doch nicht gestimmt, was?«
    Ich musterte ihn kalt.
»Lieutenant, Sie setzen mich in Erstaunen! Wie können Sie an einem Wort
zweifeln, das Ihnen von zwei so grundehrlichen Geschöpfen gegeben wurde?«
    »Sie meinen...« Aus einem nicht
näher erkennbaren Grund fiel ihm nunmehr auch das Atmen schwer. »Die beiden...
und Sie... waren im selben... Und das die ganze Nacht?«
    »Ich denke mir, es ist in der
Hauptsache eine Frage der physischen Fitness«, sagte ich bescheiden, »und dann
natürlich setzt es einen gewissen Idealismus voraus.«
    Er hieb die Ellbogen auf den
Tisch und stützte den Kopf in beide Hände. »Gehen Sie«, brabbelte er vor sich
hin. »Sofort! Ehe ich vollkommen den Glauben an die Menschheit verliere.«
     
    Als ich wieder in meinem
Hotelzimmer anlangte, war es kurz vor drei, und ich sagte mir, ich habe mich
noch nie zuvor in meinem Leben so erledigt gefühlt. Eine ausführliche lauwarme
Dusche half mir ein bißchen auf die Beine, dann zog ich den Morgenmantel über
und meinte, ein Gutennachtgläschen werde meinen bleiernen Gliedern wohltun. Es
schien nicht der Mühe wert, auf den Zimmerkellner und die paar Eiswürfel zu
warten, deshalb goß ich den Rest aus der Whiskyflasche in ein Glas und füllte
es mit Wasser auf. Ich hatte es etwa halb geleert, als es sachte an der Tür
pochte. Einen Moment zuckte ich heftig zusammen, dann fiel mir ein, daß Chuck
MacKenzie ja im Leichenhaus tiefgekühlt wurde, weshalb, zum Teufel, sollte ich
also zucken?
    Ich öffnete also die Tür, und
herein kamen zwei blonde Damen. Ich empfand ein unangenehmes Prickeln im
Genick, als ich die Tür wieder geschlossen hatte und die beiden ansah.
Vielleicht hing das mit der Art zusammen, wie die beiden mich musterten — mit
dem gleichen selbstzufriedenen, fast räuberischen Lächeln? Die weizenblonde
Dame trug den schwarzen Mantel aus Seide, in der Taille fest gegürtet, den sie
auch in der Nacht zuvor angehabt hatte. Die Blondine mit dem Erdbeerschimmer
trug einen blauen Mantel aus Seide, und auch sie hatte den Gürtel stramm
geknotet.
    »Wir haben dich sechs Stunden
lang schlafen lassen, Danny«, gurrte Shari.
    »Und wie gut wir daran taten«,
schnurrte Jackie. »Sieh ihn dir an! Wie gut er sich erholt hat, schön ausgeruht
und so!«
    »Ist das nicht wunderbar?«
meinte Shari begeistert.
    »Einfach wunderbar!« echote
Jackie.
    »Es ist wirklich nett von euch
beiden, daß ihr mich besuchen kommt«, sagte ich. »Aber zufälligerweise ist mir
leider der Schnaps ausgegangen, und ich dachte schon daran...«
    »Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher