Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Alysia
weitergeführt, wenn du da warst und Wayland nicht.«
    »Langsam werde ich jetzt etwas
verwirrt, Mr. Boyd«, warf Stangers Schnarrbariton ein.
    »Dabei haben wir noch gar nicht
richtig angefangen,« erklärte ich, dann konzentrierte ich mich wieder auf
Chuck. »Wie bist du hinter die Einzelheiten von Waylands Testament gekommen —
durch Alysia?«
    »Na klar. Ich riet ihr,
Stirling mal eine Szene zu machen und ihn zu fragen, was denn aus ihr werden
solle, falls ihn unerwartet der Sensenmann erwische? Sie fiel ihm so lange auf
die Nerven, bis er ihr schließlich sein Testament zeigte.«
    »Ich nehme an, du hast einen
absichtlich fehlgeschlagenen Mordversuch an Wayland unternommen, um ihm im
richtigen Moment ordentlich Angst einzujagen?« sagte ich.
    »Ich kann sehr gut mit
Handfeuerwaffen umgehen.« Er grinste kurz. »Eines Abends, als ich angeblich mit
ein paar alten Freunden pokerte — die mir notfalls jedes Alibi geben würden — ,
wartete ich an dem Motel, in dem wir wohnten, bis er kam und aus dem Wagen
stieg, dann ließ ich ihm eine Kugel am Ohr vorüberzischen. Als ich eine Stunde
später von meiner angeblichen Pokerrunde heimkam, zitterte er immer noch vor
Schreck.«
    »Dann hast du ihn überzeugt,
daß der Attentäter nur einer von fünf Leuten gewesen sein konnte, und das beste
Abschreckungsmittel sei, dies irgendwie festzuhalten — zum Beispiel auf einem
Tonband?«
    »Ich konnte es am Wochenende mit
nach New York nehmen, wo sich dann unseres Wissens alle fünf aufhalten würden,
und ich konnte den Butler bei einer Party spielen, zu der scheinbar er sie
eingeladen hatte; dabei konnte man ihnen dann das Band vorspielen. Wichtig war
dabei nur eins, sagte ich ihm: wir mußten ganz sicher sein, daß das Tonband
hinterher sorgsam verwahrt wurde, und ich schlug zu diesem Zweck einen guten
Privatdetektiv vor.«
    »Und wie seid ihr auf mich
gekommen?«
    »Ich riet Wayland, sich bei der
hiesigen Polizei zu erkundigen, ob sie einen guten Privatdetektiv in New York
kannten. Dein Freund Schell hat dich empfohlen.«
    »War das kein Risiko, einen
beruflichen Außenseiter in eure Pläne einzubeziehen?« fragte Stanger.
    »Wie Chuck das Ganze vorgesehen
hatte, war ich einfach notwendig«, sagte ich grimmig. »Er brauchte einen, den
er als Mörder präsentieren konnte.«
    »Du wirst ja wissen, was sich
nach der Party in New York getan hat«, meinte Chuck katzenfreundlich. »Nachdem
du weg warst, Boyd, habe ich Alysia angerufen und ihr gesagt, sie solle bei dir
das Tonband holen, ganz gleich, wie sie drankomme, aber sie solle unbedingt
ihre Tasche mit den Schlüsseln bei dir liegenlassen. Ich wartete in ihrer
Wohnung auf sie, und als sie mir deinen Revolver mitbrachte, da war das, als
komme das Christkind im Juli.«
    »Weshalb mußtest du sie
eigentlich umbringen, Chuck?« fragte ich höflich.
    »Sie war überflüssig geworden«,
erklärte er schlicht. »Und wie lästig wäre sie erst nach Waylands Tod
geworden!« Er beugte sich über den Tisch, und seine Züge nahmen einen
unglaublich fanatischen Ausdruck an. »Das Allerwichtigste bei solchen Dingen,
Boyd, das ist die Vorausplanung. Waylands Vermögen sollte zwischen Gattin und
Freundin geteilt werden — eine unnötige Komplikation. Also mußte eine von
beiden verschwinden, ehe er selber beseitigt wurde, das war die naheliegende
Lösung. Es war an sich gleichgültig, welche von beiden, da hatte ich durchaus
freie Wahl. Ich entschied mich für Alysia; erstens einmal deshalb, weil man nie
weiß, wie eine Tante, die nicht alle Tassen im Schrank hat, unter Druck
reagiert, und außerdem wußte ich, daß mir ihre Vergangenheit hinterher dienlich
sein konnte, Shari für meine Überlegungen gefügig zu machen.«
    »Du hast sie also mit meinem
Revolver erschossen, das Tonband mitgenommen und...«, ich hielt einen
Augenblick inne. »Warum hast du da nicht gleich die Polizei angerufen und mich
am Tatort sozusagen auf frischer Tat ertappen lassen?«
    »Weil du da den zweiten Mord
noch nicht begangen hattest«, erklärte er geduldig, als rede er mit einem
kleinen Kind. »Ich brauchte dich hier in Santo Bahia, und du mußtest wissen,
daß jemand versucht hatte, dir den Mord an Alysia in die Schuhe zu schieben; du
solltest vor Angst nicht mehr aus noch ein wissen, Boyd! Es war ganz leicht
gewesen, Wayland zu überreden, er solle sich in dieser Hütte verkriechen,
während ich für ihn die Lage peilte, und dadurch war ich sicher, daß er mir
nirgends in die Quere kommen konnte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher