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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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Gerät mit in meine Wohnung«, sagte ich. »Alysia Ames
besuchte mich ungefähr eine Stunde danach und erzählte eine tolle Geschichte,
von wegen sie sei überzeugt, dies sei nicht Waylands Stimme, sondern jemand habe
ihn täuschend imitiert. Sie eignete sich im Schlafzimmer meinen Revolver an und
nahm ihn ebenso mit wie das Tonbandgerät. Allerdings ließ sie ihre Handtasche
zurück, und die enthielt ihre Wohnungsschlüssel. Ich sagte mir, die Sache sei
einen Versuch wert, und so fuhr ich noch in derselben Nacht in ihre Wohnung.
Sie war tot, als ich hinkam, und der Mörder hatte sie mit meinem Revolver
erschossen und ihn dann liegen lassen. Tonband und Gerät waren verschwunden.«
    »Und was folgern Sie daraus?«
forschte Stanger leise.
    »Wer konnte wissen, daß ich
nicht mehr im Besitz des Tonbands war?« sagte ich. »Ich, natürlich, ferner
offensichtlich Alysias Mörder — und außerdem vielleicht sein Partner?«
    »Müssen wir uns denn dieses
unsinnige Gewäsch anhören?« sagte Norman schrill. »Dieser Mensch ist entweder
verrückt, oder aber er hat irgendeine schmutzige Erpressung im Sinn!«
    »Nachdem der Mord an Alysia
entdeckt war, konnte keiner, dessen Name auf dem Tonband erwähnt war,
ausgesprochen glücklich darüber sein, wenn das Band in die Hände der Polizei
gelangte«, sagte ich. »Selbst wenn er absolut unschuldig war, war es ihm die
Sache wert, für die Vernichtung des Tonbands einiges Geld zu investieren. Sie
waren der Ansicht, dies sei fünfhundert Dollar wert, wenn ich mich recht erinnere?«
    »Mir waren in Ermangelung von
Bargeld Grenzen gezogen«, sagte Stanger trocken.
    »George hat Ihr Angebot auf
eintausend Dollar verdoppelt«, sagte ich.
    »Na klar habe ich das getan,
aber was, zum Teufel, soll’s?« fragte Thatcher wütend. »Wie Sie doch selber
sagen, bewies das nur meine Unschuld, stimmt’s?«
    »Stimmt genau«, gab ich zu.
»Erinnert sich aber einer der Herren noch, wieviel Ed Norman für das Tonband
geboten hat?«
    Während der folgenden kurzen
Stille saß Norman stocksteif in seinem Sessel, wobei maßlose Angst seine
Gesichtsmuskeln erstarren ließ.
    »Ed?« sagte Thatcher
nachdenklich. »Er sagte, er sei nicht interessiert und werde keinen roten
Heller bieten!«
    »Der Ausdruck in Normans Gesicht
ist zweifelsfrei Beweis dessen, was Sie uns berichtet haben, Mr. Boyd«, sagte
Stanger. »Aber wollen Sie damit auch andeuten, er habe Miss Ames ermordet?«
    »Ed war nur der Juniorpartner«,
sagte ich, wobei ich die Verachtung nicht ganz aus meiner Stimme bannen konnte,
»wie immer!«
    Norman legte beide Hände auf
den Tisch, denn vergrub er in seltsam kindischer Manier den Kopf darin, als ob
er die ganze grausame Welt austilgen könne, indem er Aug’ und Ohr vor ihr
verschloß.
    »Aber wer hat Alysia denn nun
umgebracht?« fragte Thatcher unvermittelt.
    »Sie wollen sagen, wer hat
sowohl Alysia als auch Stirling Wayland ermordet?« berichtigte ich. »Die
Antwort lautet — Charles MacKenzie, der Zweite, gemeinhin bekannt als Chuck,
MacKenzies Sohn.«
    »Ich wußte gar nicht, daß er
einen Sohn hat.« Stanger schien einigermaßen überrascht.
    »Aber Sie kennen ihn beide«,
sagte ich. »Sie haben ihn in Waylands Penthouse am Sutton Place kennengelernt,
an jenem Abend, als wir uns alle das Tonband anhörten. Erinnern Sie sich an den
Butler, der so gut mit dem Revolver umgehen konnte?«
    »Der?« Er sperrte den Mund auf.
»Aber wieso...? Ich meine, ich dachte, er arbeite mit Ihnen zusammen?«
    »Das sollten alle denken,
besonders ich«, sagte ich, dann zog ich mir einen Sessel hervor und ließ mich
Stanger gegenüber am anderen Ende des langen Tisches nieder. »Das war ein
verdammt anstrengender Tag für mich! Ob’s hier wohl einen Schluck zu trinken
gibt?«
    »Sicher.« Thatcher stand
schnell auf. »Ich hole etwas, könnte selber auch ein Gläschen vertragen. Wie
steht’s mit Ihnen, Kurt?«
    »Jetzt nicht.« Stanger
schüttelte den Kopf.
    »Bin gleich wieder da«, sagte
Thatcher. »Ist Ihnen Bourbon recht?«
    »Durchaus«, antwortete ich. »On
the rocks.«
    Sobald er den Raum verlassen
hatte, zog ich den .38er aus der Halfter, legte ihn auf den Tisch und gab ihm
einen Stoß. Er rutschte leicht über die hochglanzpolierte Fläche, und Normans
vergrabener Kopf zuckte nicht einmal, als er an ihm vorüberglitt. Stanger hielt
die Hand auf, und der Revolver fiel sanft hinein, dann sah er mich mit
forschender Miene an.
    »Ich will doch sehr hoffen, daß
dies kein Wink mit dem Zaunpfahl
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