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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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Eine müde weibliche Stimme sagte, er
sei nicht zu Hause. Ich fragte, wo ich ihn denn erreichen könne, und da
erklärte sie mir, er befinde sich in einer Sondersitzung im Büro, aber keiner
der Teilnehmer nehme Anrufe entgegen. Der Taxifahrer schien erleichtert, als
ich ihm verriet, das nächste Ziel werde das letzte sein. Es war kurz nach halb
neun, als ich vor den Büroräumen der Strategie Development Corporation
ausstieg.
    Ein Nachtwächter versuchte,
mich am Betreten des Gebäudes zu hindern, bis ich ihm anvertraute, ich bringe
eine höchst bedeutsame Nachricht, auf die Mr. Stanger warte, und er werde
seinen Job verlieren, wenn er mich nicht einlasse. Daraufhin erbot er sich,
mich zum Tagungsraum zu führen, aber ich sagte, es genüge vollkommen, wenn er
mir den Weg beschreibe. Als ich hinkam, blieb ich einen Augenblick in der Tür
stehen und überblickte die Lage.
    Sie waren nur zu dritt; Stanger
saß am Ende des langen polierten Tisches, und seine Gesichtshaut war so straff gespannt,
daß es aussah, als rage ein kahler Totenkopf aus seinem Hemdkragen. Norman und
Thatcher saßen zu seinen Seiten, und Norman redete so vehement, daß mich keiner
von ihnen eintreten hörte.
    »Und so hatte Stirling es
geplant«, sprach sein Stimmchen mit plötzlich neuentdecktem Selbstvertrauen.
»Er wollte das Geld auf ein anderes Bankkonto transferieren, wollte, daß
MacKenzie nie bemerkt hätte, daß er das Geld in Wahrheit von Stirling selber
lieh.«
    »Das klingt alles überaus
spannend, Ed«, brummte Thatcher, »und außerdem ist es nunmehr Geschichte,
nachdem Wayland tot ist.«
    »Du irrst dich, George!« Der
hervorstechende Adamsapfel Normans hüpfte heftig, als die Leidenschaft in
seiner Stimme wuchs. »Nichts hat sich geändert: Im Gegenteil, alles geht nun
noch wesentlich einfacher, wenn ich an Stelle von Stirling die Verschmelzung
organisiere.«
    »Das Geld, Ed!« sagte Thatcher
gereizt. »Stirling hat das Geld auf ein anderes Konto transferiert, sagst du?
Wer, zum Teufel, soll es denn da flüssig machen — von seinen Vermögensverwaltern
abgesehen, nachdem die Erbschaftssteuer bezahlt ist?«
    Norman kicherte triumphierend.
»Du hast mir nicht richtig zugehört, George. Es braucht ja gar nicht sofort
flüssig zu sein. Jedenfalls nicht, wenn Stirlings Erbberechtigter eine notarielle
Erklärung abgibt, wonach das Geld dem Firmenzusammenschluß zufließt, sobald es
verfügbar ist.«
    »Weißt du denn, wer
erbberechtigt ist, Ed?« fragte Thatcher sanft.
    »Ich leider nicht.« Norman
kicherte erneut. »Wer denn sonst als die beiden Frauen in seinem Leben, seine
Gattin und die Geliebte?«
    »Alysia lebt nicht mehr«,
meinte Thatcher.
    »Folglich fällt praktisch das
gesamte Vermögen an Shari.« Norman klatschte mit der flachen Hand auf den
Tisch. »Und ich sage euch hiermit, daß sie das Geld für die Verschmelzung
garantieren wird!« Er hob ruckartig den Kopf, und das triumphierende Lächeln
wich schlagartig aus einen Zügen, als er mich am anderen Ende des Tisches
stehen sah.
    »Hallo, Ed.« Ich widmete ihm
mein spezielles Lächeln. »Sie haben heute früh einen kleinen Fehler begangen,
aber was könnte man von einem kleinen Licht wie Ihnen anderes erwarten?«
    »Was, zum Teufel, haben Sie
denn hier zu suchen, Boyd?« schnauzte Thatcher. »Dies ist eine private
Zusammenkunft, und wenn Sie nicht auf der Stelle verschwinden, werfe ich Sie
eigenhändig hinaus!«
    »Halten sie den Mund«, erklärte
ich ihm und konzentrierte mich auf Norman. »Wissen Sie’s nicht mehr?«
    »Also gut, wenn Sie’s so haben
wollen!« Thatcher trat rasch einen Schritt auf mich zu, dann bremste ihn der
Ton von Stangers Stimme.
    »Hören Sie endlich mit diesen
kindischen Heldentaten auf, George«, schnarrte sein Bariton. »Sie scheinen zu
glauben, Sie könnten jedes Problem lösen, indem Sie jemanden auf die Nase
hauen! Mich interessiert es sehr, was Mr. Boyd zu sagen hat.«
    »Wissen Sie was, Alterchen?«
Thatcher erstickte fast an seiner eigenen Wut. »Dieser Zusammenschluß könnte
innerhalb der nächsten vier Wochen Wirklichkeit werden, und dann werden Sie
sich einen Job als Wagenwäscher suchen können!«
    »Aber bist es soweit ist, bin
ich immer noch Präsident dieser Gesellschaft«, sagte Stanger essigsauer. »Also
nehmen Sie Platz, George.«
    Thatcher verfügte sich wieder
in seinen Sessel, und Stanger knackte zur Feier des Sieges ein paar Knöchel.
»Bitte, fahren Sie fort, Mr. Boyd.«
    »An jenem Abend in New York
nahm ich Tonband und
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