Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Sessel saß, den Thatcher verlassen
hatte, als er den Whisky holen gegangen war, griff auch Chuck nach einem Glas
und bezog den Platz am anderen Tischende, den ich vorher innegehabt hatte.
    »Ich habe dich unterschätzt,
Boyd«, meinte er nachdenklich. »Und nun möchte ich, daß du mal alles erzählst,
so wie du es siehst, von Anfang an.« Einen Augenblick lang schwang in seiner
Stimme etwas Verträumtes. »Ich brauche dir wohl nicht näher zu erläutern,
wieviel davon abhängt, daß du das auch richtig machst?«
    »Am Anfang war Stirling Wayland
mit einer Frau verheiratet, deren Mädchenname Ames lautete«, sagte ich. »Dann
hat dein Vater ihre Schwester geheiratet, Alysia. Nach einiger Zeit begann
Wayland seine Frau zu hassen, weil er sie gern zu seiner Sklavin gemacht hätte
und sie dabei nicht mitspielte. Zu dieser Zeit vertraute sie ihm aber noch, und
sie bat ihn, ein bißchen auf ihre jüngere Schwester zu achten, was er auch tat —
mit deiner Hilfe.«
    »Ich war etwas in
Schwierigkeiten geraten und brauchte dringend Bargeld«, sagte er. »Der Alte
Herr hätte durchgedreht, wenn ich mich an ihn gewandt hätte, und ich wußte, daß
Wayland Alysias Schwager war, deshalb wandte ich mich an ihn. Geld war für
Stirling kein Problem, und danach sind wir dann dicke Freunde geworden. Mit der
Zeit merkte er, wie bitterböse ich auf meinen Alten Herrn war, und da rückte er
mit einem Vorschlag heraus. Er wollte Alysia als Geliebte haben und sie seiner
Frau ständig unter die Nase reiben, ohne daß Shari dagegen etwas unternehmen
konnte. Wenn ich dafür sorgen würde, daß mein Alter Herr sich von ihr scheiden
ließ, dann war ihm das zwanzigtausend Dollar wert. Wenn ich es so
bewerkstelligte, daß es dabei skandalöse Umstände gab, sollte ich fünf Mille
extra bekommen.« Er zuckte lässig die Schultern. »Das war nicht schwierig;
immerhin war Alysia dreißig Jahre jünger als der alte Mann. Gleich als ich das
erstemal mit ihr flirtete, hat sie mich praktisch verführt.«
    »Und die drei Freunde?«
forschte ich.
    »Vielleicht ist dir bekannt,
daß sie nicht ganz richtig im Kopf war?« Sein beiläufiger Ton konnte die
Brutalität der Frage nicht vertuschen. »Und wenn sie etwas getrunken hatte, war
sie noch wilder als sonst. Also habe ich an jenem Wochenende alles mit ihr
verabredet, und einer meiner Freunde rief den alten Mann anonym an. Wie du
weißt, warf er uns beide hinaus, nachdem er zuerst ein paar schlüpfrige Bilder
von der Festivität geschossen hatte. Ich führte sie geradewegs in Waylands
ausgestreckte Arme, kassierte meine fünfundzwanzig Mille und ging ins
Baugeschäft.«
    »In der Gegend von San Diego?«
bohrte ich.
    »Dort hatte ich ein bißchen
Ärger«, gestand er, »und das meiste von meinem Geld ging dabei in die Binsen.
Dann hörte ich von dem großangelegten Inselprojekt hier, bei dem mein Alter
Herr die meisten Bauarbeiten auszuführen hatte. Eins hatte ich in San Diego
gelernt, und das war, wie man ein Bauvorhaben gründlich torpedieren kann. Ich
dachte darüber nach, und die Aussicht, dem alten Mann zum Bankrott zu
verhelfen, gefiel mir ausnehmend. Und dann sagte ich mir, warum es dabei
bewenden lassen? Also besuchte ich Wayland, schilderte ihm meinen Plan, und er
war Feuer und Flamme.« Er runzelte plötzlich die Stirn. »Warte mal! Ich hab’
doch gesagt, du sollst erzählen, Boyd!«
    »Du hast einen Plan entworfen,
wie man das ganze Projekt zu Fall bringen und sowohl Strategie als auch deinen
Alten Herrn pleite machen kann, noch ehe das Bauvorhaben fertiggestellt war — und
dann sollte Wayland alles übernehmen«, sagte ich. »Wayland wußte, daß sein
Teilhaber Ed Norman und Thatcher, der Vizepräsident von Strategie, alte Freunde
waren, und daß Thatcher sich mithin der Verschwörung anschließen werde, wenn
man ihm einen Anteil am Gewinn und den Präsidentenposten der neuen Gesellschaft
nach dem Zusammenschluß versprach.«
    »Nicht schlecht.« Chuck nickte.
»Und was kam dann?«
    »Du warst schon immer
ehrgeizig«, sagte ich langsam. »Nach einer Weile hast du angefangen, über
Wayland nachzudenken. Warum sollte er den Löwenanteil einstreichen — und nicht
du selber? Deshalb hast du dich mit Ed Norman angefreundet und ihm eingeredet,
wie ungerecht es sei, daß ein kluger Kopf wie er immerzu zweiter Mann hinter
Wayland und sein Befehlsempfänger bleiben solle. So wurde Norman dein Partner —
dachte er — , und in der Zwischenzeit hast du dein enges Verhältnis zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher