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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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auf eine Bank, um nachzudenken. Nicht lange, und Iucounus Körper regte sich, schlug die Augen auf und versuchte sich zu erheben. Als er merkte, daß dies unmöglich war, wandte er den Kopf und betrachtete Cugel zuerst überrascht, dann entrüstet. Aus dem Mund kamen unverständliche, gedämpfte Geräusche, die Cugel mit unverbindlichem Achselzucken quittierte.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, daß Fesseln und Mundpflaster hinreichend gesichert waren, unternahm er einen vorsichtigen Erkundungsgang durch das Haus. Unter Iucounus Vorräten fand er Schwefel, Aquastel und die übrigen, für Firxens Austreibung benötigten Zutaten. Nachdem er ein zähflüssiges gelbes Elixier zubereitet hatte, schleifte er den schweren Körper in den Arbeitsraum, verabreichte den Trank, rief Beschwörungen und Befehle, und endlich, als Cugel von seinen Anstrengungen keuchte und schwitzte und Iucounu vom eingeflößten Schwefel noch gelber geworden war und das Aquastel ihm aus den Ohren dampfte, kroch das Geschöpf von Achernar aus dem schweratmenden Körper. Cugel zerstampfte es in einem großen Steinmörser zu Brei, den er mit Säure auflöste und schließlich als scharfriechenden dünnen Schleim in einen Ausguß schüttete.
    Iucounu kam bald zu sich und fixierte Cugel mit einem durchbohrenden Blick von beunruhigender Intensität. Cugel verabfolgte ihm eine Dosis Raptogen, und der Lachende Magier verdrehte die Augen nach oben und kehrte in einen Zustand von Apathie zurück.
    Cugel ruhte aus und überlegte, was er mit Iucounu anfangen solle. Schließlich, nachdem er in verschiedenen Handbüchern nachgeschlagen hatte, nahm er das Pflaster ab und versiegelte Iucounus Mund mit einem verwachsungsförderndem Bindemittel, sicherte seine Lebenskraft durch einen unkomplizierten Zauber und schob ihn zuletzt in eine große Glasröhre, die er in der Halle an einer Kette aufhängte.
    Als dies geschehen und Iucounu wieder bei Bewußtsein war, trat Cugel mit freundschaftlichem Grinsen vor ihn hin. »Endlich sind die Dinge ins Lot gekommen, Iucounu. Entsinnen Sie sich der Unwürdigkeiten, die Sie über mich gebracht haben? Wie übel haben Sie mir mitgespielt! Ich gelobte, daß Sie Ihre Taten eines Tages bereuen würden! Nun beginne ich das Gelübde wahrzumachen. Haben Sie mich verstanden?«
    Der Ausdruck, der Iucounus Gesicht entstellte, war Antwort genug.
    Cugel setzte sich mit einem Glas von Iucounus bestem Wein. »Ich beabsichtige, die Angelegenheit folgendermaßen zu behandeln: Ich werde die Summe aller Härten und Mißlichkeiten berechnen, die ich erduldet habe; darunter so unvergleichbare Qualitäten wie Kälte, Entbehrungen, Beleidigungen, Angst, Ungewißheit, Verzweiflung, Schrecken, Ekel sowie anderes unbeschreibliches Elend, zu dem nicht zuletzt die Dienste des unsäglichen Firx zählen. Von dieser Gesamtsumme werde ich für meine anfängliche Indiskretion etwas abziehen und vielleicht; einen oder zwei weitere Nachlässe gewähren, worauf ein imponierender Rückzahlungssaldo verbleiben wird. Glücklicherweise sind Sie Iucounu der Lachende Magier; darum werden Sie in der Situation sicherlich manches finden, was zu einer unpersönlichen Erheiterung Anlaß geben wird.« Cugel warf Iucounu einen fragenden Blick zu, aber was er in den Augen des Magiers sah, war alles andere als Erheiterung.
    Tage vergingen, und Cugel beschäftigte sich mit Iucounus Büchern, allerdings mit enttäuschenden Resultaten. Manche der Bände waren in archaischen Sprachen, unverständlicher Schrift oder geheimer Terminologie abgefaßt; andere schilderten Phänomene, die über sein Verstehen hinausgingen. Wieder andere waren von einer Aura so unmittelbarer Gefahr umgeben, daß Cugel sie sofort wieder schloß.
    Zwei oder drei der Arbeitsbücher waren seinem Verstehen zugänglich. Diese studierte er mit großem Fleiß, und bald beherrschte er einige der einfachsten Zaubereien, von denen er einige an Iucounu ausprobierte, vor allem Lugwilers fressende Krätze. Aber im großen und ganzen blieben Cugels Hoffnungen unerfüllt, weil es ihm an angeborenem Talent zu fehlen schien. Erfahrene Magier konnten drei oder sogar vier der mächtigsten Zaubermittel gleichzeitig einsetzen, während Cugel außerordentliche Schwierigkeiten hatte, auch nur einen einzigen bescheidenen Zauber zu bewirken. Als er eines Tages eine räumliche Transposition mit einem Seidenkissen vornehmen wollte, gab es eine Umkehrung des Effekts, und er selbst wurde rückwärts in die Eingangshalle
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