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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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Vorhalle und wollte nicht eintreten, ohne dazu aufgefordert zu sein. »Iucounu!« rief er. »Kommen Sie damit ich Ihr Haus betreten kann!«
    Irgendwo im Haus regte sich etwas, langsame Füße schlurften. Aus einem Seitenraum kam Iucounu, und Cugel glaubte eine Veränderung im Antlitz des Zauberers auszumachen. Der große gelbliche Kopf schien seiner endgültigen Auflösung näher denn je: die fleischigen Wangen baumelten schlaff, die Nase hing herunter, das Kinn war wenig mehr als ein Pickel zwischen dem großen, zuckenden Mund und den losen Hautfalten eines ausgezehrten Doppelkinns.
    Iucounu trug einen viereckigen braunen Hut mit aufwärts gerichteten spitzen Ecken, eine braune Bluse, lose weite Hosen aus dickem, dunkelbraunem Stoff mit schwarzer Stickerei – ein kostspieliger Aufzug, den Iucounu trug, als wäre er ihm fremd und unbehaglich. Auch seine Begrüßungsworte muteten Cugel seltsam an.
    »Nun, Bursche, was willst du? Du wirst nie lernen, auf den Händen an der Decke zu gehen.« Und Iucounu hielt die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu verbergen.
    Cugel hob erstaunt die Brauen. »Das ist nicht mein Zweck. Ich bin in einer wichtigeren Angelegenheit gekommen: nämlich um zu melden, daß die Mission, die ich in Ihrem Auftrag unternommen habe, zur Zufriedenheit ausgeführt worden ist.«
    »Ausgezeichnet, mein Lieber!« rief Iucounu. »Sie mögen mir nun die Schlüssel zum Brotkasten geben.«
    »Brotkasten?« Cugel starrte ihn erstaunt an. War Iucounu verrückt? »Ich bin Cugel, den Sie in einer besonderen Mission nach Norden geschickt haben. Ich bin mit der magischen Halbkugel zurückgekehrt, die einen Ausblick in die Überwelt bietet!«
    »Natürlich, natürlich!« rief Iucounu. »Brzm-szzt. Ich fürchte, die vielen kontrastierenden Situationen haben mich desorientiert; nichts ist ganz so, wie es war. Aber nun begrüße ich Sie. Natürlich, Cugel! Alles ist klar. Sie sind fortgegangen, Sie sind zurückgekehrt! Wie geht es meinem Freund Firx? Gut, hoffe ich. Ich hatte Sehnsucht nach seiner Gesellschaft. Ein ausgezeichneter Bursche, dieser Firx!«
    Cugel stimmte ohne große Begeisterung zu. »Ja, Firx ist in der Tat ein Freund gewesen, eine niemals versiegende Quelle der Ermutigung.«
    »Ausgezeichnet! Kommen Sie herein! Ich muß Ihnen eine Erfrischung anbieten! Was ist Ihnen lieber: Sz-mzsm oder Szk-zsm?«
    Cugel sah den Zauberer von der Seite an. Sein Benehmen war mehr als sonderbar. »Ich bin mit keinem der erwähnten Dinge vertraut und lehne daher dankend ab. Aber sehen Sie! Die magische violette Halbkugel!« Und Cugel zeigte ihm die Nachahmung aus Glas, die er einige Stunden zuvor erworben hatte.
    »Großartig!« erklärte Iucounu. »Sie haben Ihre Sache gut gemacht, und Ihre Übertretungen – nun erinnere ich mich an alles – wollen wir hiermit als ungeschehen betrachten. Aber geben Sie mir die Halbkugel! Ich muß sie erproben!«
    »Natürlich«, sagte Cugel. »Aber ich schlage vor, daß Sie, um den vollen Glanz der Überwelt zu verstehen, Ihre eigene Halbkugel herbeiholen und durch beide gleichzeitig blicken. Dies ist die einzige angemessene Methode.«
    »Wie wahr! Meine magische Halbkugel. Nun, wo hat dieser hartnäckige Halunke sie versteckt?«
    »Hartnäckiger Halunke?« fragte Cugel. »Hat jemand Ihre Wertsachen in Unordnung gebracht?«
    »Sozusagen.« Iucounu stieß ein wildes Kichern aus und warf sich zu Boden. »Es ist alles eins und nicht länger wichtig, da alles jetzt nach dem Mnz-Muster verlaufen muß. Ich werde mit Firx darüber sprechen.«
    »Bei einer früheren Gelegenheit«, sagte Cugel geduldig, »nahmen Sie Ihre magische Halbkugel aus einem Schrank in dem Nebenraum dort.«
    »Ruhe!« befahl Iucounu in jähem Ärger. Er stand auf. »Szsz! Ich weiß recht gut, wo die Halbkugel verwahrt wird. Alles ist vollkommen koordiniert! Folgen Sie mir. Wir werden sofort das Wesen der Überwelt kennenlernen!« Er ließ ein Lachen hören, das an einen Eselsschrei erinnerte, und Cugel starrte in erneuerter Verblüffung.
    Iucounu schlurfte in das Nebengelaß und kehrte mit der Schachtel zurück, die seine magische Halbkugel enthielt. Er machte eine gebieterische Geste und sagte: »Stellen Sie sich genau auf diesen Fleck. Bewegen Sie sich nicht, wenn Ihnen Firx lieb ist.«
    Cugel neigte gehorsam den Kopf. Iucounu nahm seine Halbkugel aus der Schachtel. »Und nun – die neue!«
    Cugel übergab ihm die gläserne Halbkugel. »Nun halten Sie beide gleichzeitig an Ihre Augen, daß Sie sich der ganzen Pracht
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